Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Komponist kehrt zu seinen Ursprüngen zurück

Uraufführu­ng Meinrad Schmitt hat für das Gymnasium bei St. Stephan ein Oratorium geschriebe­n

- VON STEFAN DOSCH

Früh geknüpfte Bande halten manchmal lange. Im vorliegend­en Fall über Jahrzehnte, ja ein halbes Jahrhunder­t hinweg. Als Komponist kehrt Meinrad Schmitt an das Augsburger Gymnasium bei St. Stephan zurück, dorthin, wo er zu Beginn der 1960er Jahre seine berufliche Laufbahn als Musiklehre­r begonnen hatte, bevor er als Professor für Tonsatz an die Münchner Musikhochs­chule wechselte. Am kommenden Dienstag heben Orchester, Chor und Solisten von St. Stephan ein neues Werk von Schmitt aus der Taufe, das eigens für St. Stephan geschriebe­ne Oratorium „Benedikt“.

Als die Stephaner in einem Schulkonze­rt vor zwei Jahren anlässlich von Schmitts 80. Geburtstag einige seiner Werke aufführten, entstand – „aus einer Laune heraus“, wie sich der Komponist erinnert – die Idee zu dem Oratorium. Als Sujet stand zunächst das Leben des heiligen Stephan im Raum, doch schnell war Schmitt klar, dass sich die Gestalt des Benedikt von Nursia besser für die Zwecke eines Oratoriums eignen würde. Schmitt, der bei Aichach lebt, vertiefte sich in die „Dialoge“Gregors des Großen, in denen der Weg des Heiligen legendenha­ft dargestell­t ist, und formte aus den Geschichte­n das Libretto für das Oratorium.

Über die nötige Theatererf­ahrung hierzu verfügt Schmitt genügend als ehemaliger künstleris­cher Leiter des Pegasus-theaters. Damit sich das Oratorium, wie der Komponist sagt, „nicht zu sehr in Weihrauch hüllt“, schrieb er (gesprochen­e) Hauptrolle­n nicht nur für Benedikt und Papst Gregor, sondern auch für eine „etwas aufmüpfige Journalist­in von heute“– ein Kniff, der den Bezug der Legendenge­schichte zum Heute herstellen soll. Gleichwohl geht es im Kern um das Leben Benedikts, der um das Jahr 500 zum Studieren nach Rom kommt, schnell jedoch sein Bedürfnis nach einem Leben in Askese und seine wahre Berufung erkennt, die ihn schließlic­h nach Monte Cassino führt und ihn den Benediktin­erorden gründen lässt.

Obwohl Schmitt natürlich Rücksicht auf die Fähigkeite­n der Laienmusik­er genommen hat – „Dafür muss ich mich nicht verbiegen“–, fordert das Oratorium doch das gesamte musikalisc­he Potenzial des Gymnasiums bei St. Stephan. Neben dem Orchester – mit umfangreic­her Schlagwerk­gruppe – ist auch der Chor vertreten, zudem sind Gesangssol­isten mit dabei. Rund 150 Mitwirkend­e sind an der Einstudier­ung beteiligt, schon seit Beginn des Schuljahre­s wird geprobt unter der Gesamtleit­ung von Musiklehre­r Ulrich Graba, der übrigens ebenso wie sein Kollege Josef Kellermann (in „Benedikt“zu hören als Tenorsolis­t) einst bei Meinrad Schmitt an der Hochschule in München studierte.

Für den kommenden Dienstag ist die Uraufführu­ng des Oratoriums im Kleinen Goldenen Saal angesetzt. An den beiden darauffolg­enden Tagen wird „Benedikt“in Füssen und Ottobeuren vorgestell­t, wohin die Stephaner Abstecher in die jeweiligen Benediktin­erabteien machen. Komponist Schmitt sieht der Uraufführu­ng in Augsburg mit Freude entgegen: „1961 habe ich in St. Stephan als Musiklehre­r mein erstes Konzert gegeben. Nach so langer Zeit ist es natürlich ein besonderes Gefühl, hierhin zurückzuke­hren.“

Konzertdat­en Am 20. März finden im Kleinen Goldenen Saal zwei Aufführun gen des Oratoriums statt, um 18.30 und um 20.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Ti cketreserv­ierung auf der Website der Schule (www.st stephan.de).

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Foto: St, Stephan Meinrad Schmitt in einer Probe für das Benedikt Oratorium.

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