Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Rätsel um den Tod
DVON PITT SCHURIAN er Tod ist in jeder Beziehung eine Frage der Zeit. Dem einen kommt er zu früh, dem anderen zu spät. Jedenfalls beschäftigt er uns ein Leben lang, weil er so rätselhaft ist, so unausweichlich, so existenzvernichtend. So haben Menschen schon vor der Antike über ein Jenseits sinniert, und die alten Griechen haben viele treffliche Gedanken den heutigen Philosophiesemestern an den Unis hinterlassen. Dort tragen zudem Religionswissenschaftler laufend kluge Arbeiten zum Thema bei.
Da wundert es, dass wir keine genauen Antworten kennen zum Werden und Vergehen. Das Kommen und Gehen sei im Sinn der Natur, heißt es nur. Doch wenn die uns so schlau machte und sogar durch den Himmel nach den Sternen greifen ließe – warum ist ihr nichts Besseres zu unserem Ende eingefallen? Oder zumindest mehr Klarheit, wie es wirklich weitergeht, wenn der Sargdeckel zu ist? Wir sterben ein Leben lang viele kleine Tode: Wenn wir uns um unsere Kinder sorgen, um die Finanzierung des Eigenheims oder wir im beruflichen und sozialen Alltag einknicken, Kompromisse schließen, Positionen aufgeben. Diese Weichenstellungen ändern unseren Weg – und wir lernen damit umzugehen. Die Erfahrung macht uns aber nicht zuversichtlicher, was den Tod an Körper und Seele betrifft. Es bleibt nur die Wahl zwischen Hoffnung, Glaube und Zynismus.