Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Herrenbach: Stadt warnt vor Hochwasser­gefahr

Umwelt Die Pläne, rund 90 Bäume am Herrenbach zwischen Friedberge­r und Reichenber­ger Straße zu fällen, stoßen im Stadtteil auf geteiltes Echo. Die Bauverwalt­ung sieht keine Alternativ­e, die Rathausfra­ktionen sehen das kritisch

- VON STEFAN KROG

Die Stadt hält an ihren Plänen fest, entlang des Herrenbach­s im Herbst rund 90 Bäume aus Gründen des Hochwasser­schutzes zu fällen. Die Überlegung­en hatten nach ihrem Bekanntwer­den durch unsere Zeitung teilweise für Proteste im Viertel gesorgt. Direkte Anlieger äußerten aber auch Zustimmung. Markus Haller vom Tiefbauamt der Stadt sagt, dass nicht der gesamte Grüngürtel entlang des Gewässers entfernt werden soll: „Es wird keinen Kahlschlag geben.“Bei den 90 Bäumen handle es sich um solche, die sehr nah am Wasser stehen oder sehr groß sind.

Hintergrun­d der Pläne ist, dass Bäume bei Sturm umfallen und den Herrenbach verstopfen könnten. Vor allem aber fürchtet die Stadt, dass durch herausgeri­ssenes Wurzelwerk ein Loch in der Uferbefest­igung entstehen könnte. Zum Teil stehen die Bäume im Abschnitt zwischen Friedberge­r und Reichenber­ger Straße direkt am Ufer. Weil der Bach, an dem mehrere Kraftwerke liegen, über weite Strecken oberhalb des Geländeniv­eaus verläuft und mit Deichen befestigt ist, könnte dies fatale Folgen haben. „Selbst wenn man einen solchen Schaden sofort bemerken würde und ein Schleusenw­ärter am Hochablass sofort das Wasser für den Herrenbach abriegelt, wären es 30 000 Kubikmeter Wasser, mit denen man es zu tun hätte“, so Haller; das entspricht 30 Millionen Litern. Er ergänzt: „Klassische­rweise passiert so etwas nicht tagsüber, sondern in der Nacht.“Mit 22000 Litern pro Sekunde ist der Herrenbach der wasserreic­hste Strang unter den Augsburger Kanälen.

Man habe auch Alternativ­en geprüft, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Den Bach mit Spundwände­n zu sichern, werde keine Bäume erhalten, weil diese gefällt werden müssten, um Platz für das Baugerät zu schaffen. Auch die Überlegung, eine Betonwanne im Bachbett zu installier­en (Kosten: 2,2 Millionen Euro) führe ins Leere. Der Wasserspie­gel würde dann um einen Meter steigen, wofür man Seitenwänd­e einbauen müsste. „Am Bach hängen aber mehrere große Kraftwerke. Zudem müssten auch Brücken neu gebaut werden“, so Merkle. „Niemand bei uns macht es sich einfach, aber wir sehen zur Fällung keine Alternativ­e.“

Dass die Situation, die in den vergangene­n Jahrzehnte­n mit dem Wachsen der Bäume entstanden ist, nun als kritisch beurteilt wird, liegt wohl daran, dass das Gefahrenbe­wusstsein bei Behörden gestiegen ist. Zudem lag die letzte Begehung des Baches zusammen mit Vertretern des Wasserwirt­schaftsamt­es, die die Stadt beraten, schon einige Jahre zurück, bevor das Problem bei der jüngsten Inspektion offenkundi­g wurde. Die Stadt, so Referent Merkle, müsse in jedem Fall tätig werden, weil nach einem Hinweis des Wasserwirt­schaftsamt­es die Haftpflich­tversicher­ung der Stadt im Fall einer Überschwem­mung nicht mehr einspringe­n würde. „Wir dürfen nicht vergessen: Wenn Wasser in die Wohngebiet­e läuft, dann geht es um Gefahr für Menschen und um hohe materielle Schäden“, so Merkle.

Diskutiert wurde das Thema zuletzt im Umweltauss­chuss des Augsburger Stadtrates. Allerdings meldeten Stadträte fraktionsü­bergreifen­d Kritik an. Thomas Lis (Pro Augsburg) regte etwa ein Gutachten an, welche Bäume wirklich eine Gefahr darstellen. Stefan Quarg (SPD) forderte die Stadt gar auf, „deutlich Stellung gegen das Wasserwirt­schaftsamt zu beziehen“. Wenn man die Ufer dann so kahl gestalte wie am Schlachtho­f, dann brauche sich Augsburg nicht um einen Weltkultur­erbe-titel zum Thema Wasser bewerben.

Grünamtsle­iterin Annette Vedder wies darauf hin, dass die Stadt die zu fällenden Bäume in einem dreistufig­en Verfahren auswählen wolle. So seien Pappeln mit ihrem weichen Holz bei Sturm eher bruchgefäh­rdet und würden kritischer gesehen als andere Bäume. Im Mai sollen die Stadträte die Abholz-aktion dann letztlich beschließe­n. Zudem ist geplant, dass die Stadt für Bürger eine Info-veranstalt­ung im Stadtteil anbietet.

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Foto: Peter Fastl Die Stadt will die Bäume am Herrenbach entfernen – aus Sorge vor einem Hochwasser.
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