Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Schaue ich heute auf diese bewegte Zeit des Sturms und Drangs zurück, so gibt es nichts zu bereuen – mit Ausnahme jener Selbstgere­chtigkeit, die vielen 68ern eigen war und sich gerade auch gegenüber den Eltern zeigte.“

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mobilmacht­e. Ich verfolgte das fasziniert und studierte die Pamphlete, Reden und Schriften der Sds-führer und ihrer ideologisc­hen Wegbereite­r. Ich fuhr nach Ulm, als dort die Brüder Wolff, zwei Ikonen des SDS, aufkreuzte­n und die Revolution predigten. Ich fand Rudi Dutschke, den charismati­schen, beredsamen Sds-wortführer gut – und war maßlos entsetzt über das Attentat auf Dutschke, das im April von einem Rechtsextr­emen verübt wurde. Er überlebte mit schweren Kopfverlet­zungen und erlag 1979 den Folgen des Anschlags.

In Illertisse­n gab es keine „Apo“, wohl aber einen kleinen Kreis von 68ern, denen die antiautori­täre nächtelang diskutiert­e, zum Ärger der Mutter die Haare sehr lang trug und mit seinem Leben eigentlich ganz zufrieden war. Aber ich wollte meinen kleinen Beitrag dazu leisten, damit es fortan liberaler und demokratis­cher zuging in diesem Land und die Leute, die Illertisse­r, irgendwie wachgerütt­elt wurden.

Ich verweigert­e den Kriegsdien­st und gründete im Stadel neben unserem Wohnhaus ein Büro für Kriegsdien­stverweige­rung, das auch wegen des regen Zuspruchs gleichgesi­nnter Kameradinn­en einigen Anstoß in Illertisse­n erregte. Wir ließen uns, Gitarre spielend und die Rolling Stones hörend, auf dem Marktplatz nieder, gerne auch mit

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