Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
S
der Vordenker gelesen hatte. Herbert Marcuse, Adorno, Frantz Fanon – das ganze Programm.
Marcuse löste in seinem „Eindimensionalen Menschen“das Rätsel, warum die einfachen Menschen und die Arbeiter (wovon ich mich bei Ferienarbeiten am Fließband überzeugen konnte) so gar nichts von den Parolen der Bewegung hielten und die 68er für Spinner und Wohlstandsbürgersöhnchen – nun ja, sie wussten es nicht besser, weil sie von einer gut geölten Maschine aus Regierung, Massenmedien, Sachzwängen und Konsumterror „manipuliert“waren. Oder Fanon, der den Aufstand gegen die Kolonialherren predigte – was wunderbar korrespondierte ehe ich in Augsburg den Beruf des Journalisten ergreifen durfte.
chaue ich heute auf diese bewegte Zeit des Sturms und Drangs zurück, so gibt es nichts zu bereuen – mit Ausnahme jener Selbstgerechtigkeit, die vielen 68ern eigen war und sich gerade auch gegenüber den Eltern zeigte. Im Nachhinein finde ich, dass wir mit der Generation, die den Krieg erlebt und das zerstörte Land in atemberaubendem Tempo wieder aufgebaut hat, nicht fair umgesprungen sind. Ja, die Nazi-vergangenheit Deutschlands musste endlich offen zur Sprache kommen, die Lektion daraus gelernt werden.