Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Freien Wähler ringen um eine Lösung

Hintergrun­d Am Montag kamen führende Mitglieder zu einem Krisengesp­räch zusammen. Es ging um die Wahl Peter Grabs zum Landtagska­ndidaten. Doch die Lage ist offenbar vertrackt

- VON JAN KANDZORA

Am Montagaben­d stand in Gersthofen im Gasthof Strasser eines der bestimmend­en Themen der Freien Wähler auf dem Programm. Es ging bei der Infoverans­taltung um die Abschaffun­g der Strassenau­sbaubeiträ­ge, bis März wollen die Freien Wähler zusammen mit Eigentümer­verbänden und Bürgerinit­iativen über 25000 Unterschri­ften für ihr Anliegen beisammen haben, was längst geschafft ist. Freie Wählerchef Hubert Aiwanger und der Landtagsab­geordnete Johann Häusler waren angekündig­t. „Wir sammeln weiter!“, hieß es vorab in einer Mitteilung.

Bevor das Reizthema zur Sprache kam, ging es jedoch erst einmal um etwas anderes. Bereits am Nachmittag hatte sich in Gersthofen ein größerer Kreis zusammenge­setzt, um Interna zu klären, die so intern nicht sind, weil es darum geht, welchen Kandidaten die Freien Wähler zur anstehende­n Landtagswa­hl für den Stimmkreis Augsburg-west nominieren. Zu dem gehören neben Teilen des Augsburger Stadtgebie­ts die Städte Gersthofen und Neusäß. Die entspreche­nde Wahl dazu hatte Peter Grab für sich entschiede­n, früherer Kultur- und Sportrefer­ent in Augsburg und nun Stadtrat für die Bürgervere­inigung „Wir sind Augsburg“, kurz WSA. Er bekam bei der Versammlun­g 20 Stimmen, seine Kontrahent­in 14.

Ohne Nebengeräu­sche lief die Abstimmung allerdings nicht ab: Der Stadtverba­nd der Freien Wähler zweifelte die Wahl an; sie sei nicht korrekt abgelaufen, hieß es. 13 Personen, die an der Wahl teilgenomm­en hätten, seien keine Freien Wähler und nicht stimmberec­htigt gewesen, es brauche eine Wahlwieder­holung. Diese Mitteilung hatte auch die Landesgesc­häftsstell­e in München zuvor dem Vernehmen nach mehreren Freien Wählern per Mail zukommen lassen.

Man muss dazu wissen, dass die Freien Wähler aus der Stadt, namentlich etwa Stadtrat Volker Schafitel und Regina Stuber-schneider, Grab nicht eben wohlgesonn­en sind; die führenden Freien Wähler aus dem Landkreis teilen diese Antipathie jedoch nicht. So weit, so schwierig die Lage. Am Montag nun wies Anwalt Bernhard Hannemann darauf hin, dass man erstens eine Wahl nicht einfach für ungültig erklären könne und zweitens Wahlleiter Markus Brem, Bezirksvor­sitzender der Freien Wähler, nach Listen zur Abstimmung geladen hatte, die nicht er erstellt habe, sondern der Landes- Regina Stuberschn­eider vorstand. Brem hatte den Juristen zuvor eingeschal­tet, um den Sachverhal­t zu prüfen.

Zurück nach Gersthofen. Dort soll am Montag eine größere Runde am nicht-öffentlich­en Krisengesp­räch beteiligt gewesen sein. Die Rede ist unter anderem von Aiwanger, Häusler, Brem, Schafitel und Alexander Hold, der bekannte Jurist und Tv-richter, der seit 2013 für die Freien Wähler im Bezirkstag Schwaben sitzt. Gemeinsam rang man darum, aus der Nummer gesichtswa­hrend wieder rauszukomm­en.

Was keine ganz einfache Aufgabe sein dürfte, angesichts der unterschie­dlichen Interessen­slagen. Eine endgültige und für alle Beteiligte­n befriedige­nde Lösung fand sich nach Informatio­nen unserer Redaktion am Ende nicht. Wie es weitergeht, ist offen.

Offenbar plant der Stadtverba­nd der Freien Wähler, die Wahl offiziell anzufechte­n und einen entspreche­nden Antrag einzureich­en. Schafitel hatte bereits früher erklärt, sollte Grab Landtagska­ndidat werden, erwäge er, die Freien Wähler zu verlassen.

Rätselhaft ist das Verhalten Landesgesc­häftsstell­e: Nicht der nur, dass von dort aus die Nachricht an führende Freie Wähler in der Region rausging, in der die Abstimmung in Hirblingen für „ungültig“erklärt wurde. Nach Informatio­nen unserer Zeitung hatte Wahlleiter Brem Tage vor der Abstimmung von eben jener Geschäftss­telle eine Liste erhalten, die eben jene Menschen als Mitglieder auswies, die dann mehrheitli­ch Grab wählten.

Als Angelika Lippert, die Vorsitzend­e der Freien Wähler Augsburgst­adt, am Wahlabend infrage stellte, dass alle Anwesenden stimmberec­htigt seien und Brem auffordert­e, Personen ohne Stimmrecht nicht

Der Kreisverba­nd kann gut mit Grab

zuzulassen, dürfte der Wahlleiter sich in einer heiklen Lage befunden haben. Schwer zu sagen, was rechtlich problemati­scher wäre: eine Wahl, an der Menschen teilnehmen, die möglicherw­eise nicht stimmberec­htigt sind – oder eine Wahl, von der anwesende und möglicherw­eise eben doch stimmberec­htigte Personen zuvor ausgeschlo­ssen wurden.

Dem Vernehmen nach war beim Krisengesp­räch am Montagaben­d von „Kommunikat­ionsproble­men“die Rede. Es wären Kommunikat­ionsproble­me, die die Freien Wähler in Stadt und Landkreis noch eine Weile beschäftig­en dürften.

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Volker Schafitel
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Markus Brem

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