Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Treibt ein Spekulant den Dax nach unten?

Börse Ein Hedgefonds aus den USA wettet anscheinen­d auf den Absturz deutscher Aktien. Wir erklären, wie das funktionie­rt und was davon zu halten ist

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Eine Nachricht dürfte derzeitig manchen Börsenanle­ger verunsiche­rn. Demnach wettet ein großer Us-hedgefonds auf den Absturz deutscher Aktien. Der bekannte Investor Ray Dalio und sein Hedgefonds „Bridgewate­r“setzen anscheinen­d Milliarden Euro auf sinkende Kurse für deutsche Daxkonzern­e. Dies berichtet zum Beispiel das Dabei geht es um bekannte Namen wie die Allianz, BASF, Siemens und SAP. Dem Bericht zufolge begann der Investor Ende Januar mit dieser Strategie. Zu Beginn habe Dalio europaweit ganze 22 Milliarden Euro eingesetzt.

Als Begründung wird in den Berichten angegeben, dass Dalio anscheinen­d nicht glaubt, dass sich die europäisch­e Konjunktur so robust entwickelt, wie Ökonomen erwarten. Das würde bedeuten, dass auch die Firmen nicht derart florieren wie erwartet und die Aktienkurs­e nachgeben. Aufhorchen lässt viele, dass zum Beispiel der Deutsche Aktieninde­x seit Januar deutlich nachgegebe­n hat. Das lässt viel Raum für Spekulatio­nen, ob Dalio mit seiner Strategie erfolgreic­h ist. Der im Jahr 1949 geborene Investor gilt als einer der reichsten Männer der Welt. Der Sohn eines Jazz-musikers soll bereits im Alter von zwölf Jahren mit der Aktienwelt Kontakt aufgenomme­n haben. Damals, heißt es, habe er für 300 Dollar Papiere der Fluggesell­schaft „Northeast Airlines“gekauft und seinen Einsatz verdreifac­ht, als das Unternehme­n ein Übernahmea­ngebot erhielt. Heute gilt sein Hedgefonds Bridgewate­r als der größte weltweit. Was aber bedeutet es genau, wenn Dalio auf den Absturz deutscher Aktien setzt? Wie lässt sich damit Geld verdienen?

Fachleute nennen das, was Dalio derzeit am deutschen Aktienmark­t unternimmt, eine Short-positionie­rung, erklärt Lothar Behrens, Chef der Augsburger Aktienbank. Es ist ein sogenannte­r Leerverkau­f: Dabei leihen sich Spekulante­n wie Dalio Aktien von jemandem, der diese in großer Menge dauerhaft besitzt, zum Beispiel von einer Fondsgesel­lschaft, die Geld für Privatanle­ger anlegt. Der Spekulant verpflicht­et sich, die geliehenen Aktien zu einem festen Zeitpunkt wieder zurückzu- geben. Bis dahin verkauft er die Papiere am Aktienmark­t zu dem gültigen Kurs und nimmt zum Beispiel 100 Euro pro Papier ein.

Fällt nun, wie der Spekulant es erwartet, der Kurs, kann er die Papiere später am Markt günstiger zurückkauf­en – zum Beispiel für 80 Euro. Dann gibt er die Aktien dem ursprüngli­chen Besitzer zurück. Als Gewinn bleibt ihm die Differenz von 20 Euro – abzüglich einer Verleihgeb­ühr, die der ursprüngli­che Besitzer erhält. Was ist aber von so einem Geschäft zu halten?

„Prinzipiel­l sind solche Geschäfte nicht ungewöhnli­ch“, sagt Behrens. Sie sind zwar mit einem hohen Risiko verbunden. Denn wenn der Kurs DER EURO IN DOLLAR steigt, zahlt der Leerverkäu­fer am Ende drauf. Die Geschäfte zeigen für Behrens jedoch auch, dass der Markt funktionie­rt. „Immer wenn jemand Aktien kaufen will, muss es auch jemanden geben, der sie verkauft, also mit fallenden Kursen rechnet“, erklärt der Fachmann.

Behrens geht nicht davon aus, dass allein dieses Geschäft den Dax derzeit belastet. Schließlic­h gab es zum Beispiel auch den Handelskon­flikt mit den USA. „Auf- und Abwärtsbew­egungen können durch die Geschäfte aber verstärkt werden“, erklärt er. Die Geschäfte seien nicht zuletzt deshalb meldepflic­htig.

Wie aber geht es am deutschen Aktienmark­t weiter? Behrens rechnet damit, dass das Börsengesc­hehen erst einmal schwankung­sanfällig, also volatil, bleibt. Käme es wirklich zu einem Handelskri­eg, wäre dies „extrem schädlich für die Konjunktur“. Prinzipiel­l hält er Aktien aber weiter für eine sinnvolle Geldanlage. „Die Rahmenbedi­ngungen sind derzeit eigentlich gut“, sagt Behrens. Die deutsche Wirtschaft steht stark da, die Aussichten sind gut. Zudem sind die Zinsen niedrig, was Aktien attraktiv macht.

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Foto: Laurent Gillieron, dpa US Investor Börsenkurs­e. Dalio setzt auf sinkende

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