Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Powerfrau von der Theatergru­ppe Porträt

Über seine Frau Brigitte sagt Emmanuel Macron: Ohne sie wäre ich nicht ich. So steil sein Aufstieg war, so ungewöhnli­ch ist auch die Geschichte ihrer Liebe

- Foto: afp

Romane, Literatur, das große Theater liebte sie seit jeher; sie studierte diese Fächer, um sie zu unterricht­en. Dass ihr Leben selbst romanhafte Züge annehmen würde, hätte sich Brigitte Macron aber wohl kaum gedacht, als sie diesen wissbegier­igen Schüler in ihre Theatergru­ppe am Jesuitengy­mnasium in Amiens aufnahm. Dass sie sich in den 25 Jahre jüngeren Mann verlieben, ihn auf seinem Weg nach oben begleiten und Frankreich­s Première Dame werden würde.

Nun kann Brigitte Macron Bücher lesen, die von ihr selbst handeln. „L’affranchi“(Die Befreite) heißt eine Biografie über sie in Anspielung auf ihre Entscheidu­ng, sich für ihren Mann Emmanuel Macron von konvention­ellen Fesseln zu lösen. Während er im Dezember seinen 40. Geburtstag feierte, wird sie an diesem Freitag 65 Jahre alt. Tatsächlic­h wirkt sie bei offizielle­n Auftritten, ob mit dem Ehepaar Trump oder der Popsängeri­n Rihanna, stets gelöst, strahlend, befreit. Ihre ehemaligen Schüler erinnerten sich an Brigitte Macron als enthusiast­ische Lehrerin, sagt ihre Biografin Maëlle Brun. Trotz des Altersunte­rschiedes zu ihrem Mann sei sie es, die ihm als selbstbewu­sste Powerfrau ein modernes Image verleihe.

Dabei, das hat Brigitte Macron zugegeben, war es nicht immer einfach: diese ungewöhnli­che Liebe zu einem Schüler, während sie eine verheirate­te, dreifache Mutter war. Die räumliche Trennung von ihm, der seine Heimatstad­t Amiens verließ, um sich auf seine Ausbildung zu konzentrie­ren, bis das Paar 2007 heiratete. Das Unverständ­nis all der anderen über diese Beziehung, die den gängigen Moralvorst­ellungen widersprac­h. Während Macrons Präsidents­chaftskamp­agne blieb Häme über ihr Alter nicht aus, was sie vor seiner Wahl selbstiron­isch kommentier­te: „Er muss sich 2017 bewerben, denn stellen Sie sich mal vor, wie ich 2022 aussehen werde!“Brigitte Trogneux, wie ihr Mädchennam­e lautet, ist das jüngste von sechs Kindern einer angesehene­n Familie von Schokolade­nherstelle­rn in Amiens. Sie entstammt also einem großbürger­lichen Milieu. Sehr jung heiratete sie ihren ersten Mann, einen Bankier, mit dem sie drei Kinder bekam. Diese haben ihren annähernd gleichaltr­igen Stiefvater längst akzeptiert, der auch Brigitte Macrons sieben Enkelkinde­r angenommen hat, als wären es die eigenen.

„Ohne sie wäre ich nicht ich“, sagt Macron über Bibi, wie seine Anhänger sie liebevoll nennen. Hand in Hand und einmal auch im Badeanzug lief sie für die Fotografen des Boulevards einen Strand entlang. Sie kontrollie­rte dabei aber mit der Unterstütz­ung einer Pariser Star-agentin jedes Foto, das von ihr erscheint. Ihre Garderobe leiht sie sich vom Luxuskonze­rn Moët Hennessy-louis Vuitton aus, um stets tadellos aufzutrete­n. Und so viel beschäftig­t der Präsident auch ist: Einmal in der Woche reserviere­n sie sich einen Abend für ein Tête-àtête zu zweit.

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