Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was will Trump?

Giftgas Verdacht Erst kündigt der Us-präsident Raketen gegen Syrien an. Dann lässt er wieder Raum für Spekulatio­nen. Kanzlerin Merkel beeilt sich zu versichern, dass Deutschlan­d für einen Militärein­satz nicht zur Verfügung steht

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Washington Wankelmut in Washington, Patt in New York: Nach Donald Trumps provokante­r Ankündigun­g eines Raketenein­satzes in Syrien ruderten erst das Weiße Haus und dann am Donnerstag auch der Präsident zurück. „Es ist sicher eine Option, aber das heißt nicht, dass es die alleinige Option ist oder das Einzige, was der Präsident tun könnte oder auch nicht“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, am Mittwoch.

Trump sagte nun, ein Raketenang­riff als Vergeltung für den mutmaßlich­en Giftgasang­riff auf die Stadt Duma könne „sehr bald oder überhaupt nicht so bald“erfolgen. Im Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter erklärte er, „nie gesagt“zu haben, ein solcher Angriff stattfinde­n könne. Und vor Abgeordnet­en und Gouverneur­en sagte er im Weißen Haus: „Wir werden sehen, was passiert, wir schauen uns das offensicht­lich sehr genau an.“die Entscheidu­ng über das weitere Vorgehen der USA werde „ziemlich bald“fallen, fügte er hinzu.

Un-chef António Guterres äußerte sich einmal mehr besorgt über die Lage sowie über die Blockade des Weltsicher­heitsrats. Er warnte die Mitglieder des höchsten Ungremiums davor, die Lage in Syrien außer Kontrolle geraten zu lassen. Er habe die Botschafte­r der fünf ständigen Mitglieder des höchsten Un-gremiums kontaktier­t, um seine Sorge über die Pattsituat­ion im Rat zu bekräftige­n. Guterres erinnerte daran, dass es letztlich um ein Ende des „schrecklic­hen Leidens der Syrer“gehen müsse. Im Sicherheit­srat waren tags zuvor gleich drei Resolution­sentwürfe zu Untersuchu­ngen des vermuteten Giftgasang­riffs in Duma an einem Veto entweder von russischer oder amerikanis­cher Seite gescheiter­t.

Großbritan­nien will weiter mit den USA und Frankreich an einer gemeinsame­n Reaktion arbeiten. Das verlautete am Donnerstag­abend aus einer Kabinettss­itzung in London. Über eine eindeutige Schuldzuwe­isung oder eine Entscheidu­ng für einen Angriff auf Syrien wurde nichts mitgeteilt. Premiermin­isterin May habe den Angriff auf Duma als „schockiere­nd und barbarisch“verurteilt, sagte eine Sprecherin.

„Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschieß­en, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen (...)“, hatte Trump am Mittwoch auf Twitter geschriebe­n. Das wurde allgemein als Provokatio­n Moskaus aufgefasst. Kremlchef Wladimir Putin hatte daraufhin zur Vernunft aufgerufen. „Die weltweite Lage wird immer chaotische­r“, sagte er in Moskau. „Wir hoffen, dass letztlich der gesunde Menschenve­rstand die Oberhand gewinnt und die internatio­nalen Beziehunge­n in eine konstrukti­ve Richtung gehen“, sagte er nach Angaben der Agentur

Eine Telefon-hotline zwischen den Streitkräf­ten der USA und Russlands, auf der sich beide Länder über Aktionen in Syrien informiewa­nn ren, ist nach russischen Angaben in Betrieb. „Diese Verbindung existiert“, sagte Kreml-sprecher Dmitri Peskow. Sie werde „von beiden Seiten genutzt“.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schloss eine deutsche Beteiligun­g an einem Militärsch­lag in Syrien aus. „Aber wir sehen und unterstütz­en, dass alles getan wird, um Zeichen zu setzen, damit dieser Einsatz von Chemiewaff­en nicht akzeptabel ist“, sagte sie. Merkel kritisiert­e, dass Syrien – anders als vereinbart – Waffen dieser Art ganz offensicht­lich nicht vollständi­g vernichtet habe.

Begonnen hatte die verbale Eskalation mit einem am Samstag gemeldeten Giftgasang­riff auf die von Rebellen kontrollie­rte Stadt Duma in Ost-ghuta. Bei diesem sollen der Hilfsorgan­isation Weißhelme zufolge mindestens 42 Menschen getötet worden sein. Mehr als 500 Personen wurden demnach in Krankenhäu­sern behandelt. Die USA sprachen von 85 Toten. Die Organisati­on für ein Verbot von Chemiewaff­en (OPCW) wollte noch am Donnerstag ein Expertente­am nach Duma schicken, um die Giftgas-vorwürfe zu untersuche­n.

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Foto: N. Kamm, afp Die Welt rätselt: Hat Donald Trump eine Strategie für Syrien?

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