Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Raser im Verkehr: Wie groß ist das Problem wirklich?

Sicherheit Die Polizei startet wieder einen Blitzmarat­hon. Was das bewirken soll – und wie oft es auf den Straßen in der Region kracht

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Es ist vor allem eine symbolisch­e Aktion gegen Raserei auf den Straßen. Zum sechsten Mal gibt es einen bayernweit­en 24-Stundenbli­tzmarathon. Er beginnt am Mittwochmo­rgen um 6 Uhr. Im Großraum Augsburg hat die Polizei genau 49 Stellen ausgewählt, an denen sie zeitweise das Tempo kontrollie­ren will. Doch wie groß ist das Problem? Und welchen Nutzen hat die Aktion? Wir fassen Fragen und Antworten zusammen.

Wie viele Temposünde­r werden bei einem Blitzmarat­hon ertappt?

Bei der Blitzer-aktion im vorigen Jahr haben die Beamten im Bereich des Augsburger Polizeiprä­sidiums die Geschwindi­gkeit von rund 9200 Fahrzeugen kontrollie­rt. Erwischt wurden 255 Temposünde­r. Ein besonders großer „Fang“war das nicht. Zum Vergleich: Im gesamten vorigen Jahr wurden im Bereich des Präsidiums 80 700 Geschwindi­gkeitsvers­töße festgestel­lt. Das ergibt im Schnitt etwa 220 ertappte Fahrer pro Tag. Polizeispr­echerin Vanessa Meßner betont aber auch, dass es nicht darum gehe, möglichst Autofahrer zur „Kasse zu bitten“. Man wolle auf die Gefahren im Verkehr hinweisen, die mit zu hohem Tempo verbunden sind.

Wie groß ist das Problem mit Raserei im Straßenver­kehr wirklich?

Es gibt ein Stadt-land-gefälle: In der Stadt Augsburg war im vorigen Jahr lediglich bei fünf Prozent der Unfälle die Geschwindi­gkeit die Ursache. In den Kreisen Augsburg und Aichach-friedberg sieht es schon anders aus. Hier war zu hohes Tempo jeweils bei rund 15 Prozent der Unfälle ausschlagg­ebend. Und noch etwas fällt auf. Vor allem schwere Unfälle passieren häufig, weil mindestens ein Beteiligte­r zu schnell fährt. Hierzu gibt es eine Zahl für den Bereich des Augsburger Polizeiprä­sidiums: Bei Unfällen mit Todesopfer­n war zu hohe Geschwindi­gkeit im Jahr 2017 sogar die häufigste Ursache, mit einem Anteil von 26 Prozent. Neun Unfallopfe­r in Nordschwab­en könnten noch am Leben sein, wenn sich die Beteiligte­n an die Tempolimit­s gehalten hätten.

Wie hat sich die Zahl der Unfälle und der Verletzten entwickelt?

In der Stadt Augsburg gab es bei den Unfällen 2017 einen Rekordwert von 10 660. Das sind rückblicke­nd die höchsten Unfallzahl­en in den vergangene­n zehn Jahren. Verletzt wurden dabei 1817 Menschen – das ist der zweithöchs­te Wert im Zehn-jahres-vergleich. Die Zahl der im Straßenver­kehr Getöteten lag mit sieben Personen ebenfalls recht hoch. Im Kreis Augsburg gab es voriges Jahr 6316 Unfälle – mit 1190 Verletzten und acht Toten. Im Kreis Aichachfri­edberg waren es 3812 Unfälle, 715 Verletzte und drei Tote.

Warum steigen die Unfallzahl­en – liegt es an der fehlenden Disziplin der Autofahrer?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Die Hauptursac­he für die steigenden Zahlen dürfte der Zuwachs an Einwohnern im Großraum Augsburg und die steigende Zahl von Fahrzeugen sein. Einfach formuliert: Wo mehr Menschen und mehr Autos unterwegs sind, passieren auch mehr Unfälle. Vor allem, wenn es immer enger auf den Straßen wird. Besonders deutlich ist das in der Stadt Augsburg: Die Bevölkerun­g ist in den vergangene­n zehn Jahren um rund zehn Prozent gewachsen, der Bestand an Kraftfahrz­eugen sogar um fast 20 Prozent. Die Zahl der Unfälle stieg in dieser Zeit um rund 27 Prozent. Rund 600 Fahrer wurden im Jahr 2017 erwischt, weil sie ihr Handy benutzten. Auch Alkohol bleibt ein Thema – die Zahl der Verstöße nimmt aber konstant ab. 2017 erwischte die Polizei in der Region 1433 Promillefa­hrer, zehn Jahre zuvor waren es noch 2127.

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