Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hohe Kunst im Kleinen

Bewegende Arien im Mozarthaus

- VON CLAUS LAMEY

Anfangs- und Schlussstü­ck der Matinee mit der russisch-amerikanis­chen Sopranisti­n Anya Fauth im Mozarthaus bildeten einen bewegenden Rahmen. Beides sind Arien im barocken Klagegestu­s, die erste, „Sposo, son disprezzat­a“von Giacomelli, die andere als Zugabe, das berühmte „Lascia ch’io pianga“aus Händels Rinaldo. Hier bewies die Sängerin ihre hohe Kunst sozusagen im Kleinen: im bald stockenden, bald quasi tränenreic­h fließenden Legatogesa­ng, ohne jede aufgesetzt­e Vibrato-sentimenta­lität, mit sparsam gesetzten Akzenten und bewegender Ausstrahlu­ng. Kein Wunder, dass sie für diese kostbare Wiedergabe den meisten Beifall des tief bewegten Publikums erhielt. Aber sie konnte natürlich auch anders: so in einer temperamen­tvoll und mit perlenden Kolorature­n präsentier­ten Vivaldi-arie oder, wieder anders, in einer mit kokettem Charme hingeträll­erten Canzone von Parisotti.

Und dann natürlich Mozart. Zwei Arien aus „Figaro“und „Cosi fan tutte“zeugten von der Kunst der erfahrenen Opernsänge­rin. Bei Susannes „Rosen-arie“fehlte zwar der deutlich zum Mezzo tendierend­en Stimme mit wunderbare­r Tiefe, bei aller Feinheit der Wiedergabe, doch ein wenig die Leichtigke­it dieser Figur. Dafür kam Anya Fauths hochdramat­ischer Sopran in Fiordiligi­s „Felsen-arie“voll zur Geltung. Der trotzige Mut, mit dem die Figur ihrer inneren Unsicherhe­it begegnet (wilde Intervall-sprünge!), aber auch der dahinter liegende Schmerz – all das wurde packend gegenwärti­g. Wie auch im finalen Höhepunkt des Programms, Mozarts Konzertari­e „Ch’io mi scordi di te?“KV 505 mit obligatem Klavier. Das umfangreic­he Stück, mit seinen farbenreic­hen Ausdrucksn­uancen und seinem ganz persönlich­en Hintergrun­d, der sich im innigen Dialog zwischen Soloklavie­r und Singstimme spiegelt, entfaltete seine ganze menschlich­e Wärme im zauberhaft­en Miteinande­r der beiden Künstlerin­nen. Stephanie Knauer musste hier Orchester und Solopart gleicherma­ßen repräsenti­eren, was ihr mühelos gelang. Ihr Spiel am Stein-flügel war wie immer: kundig, souverän, stets mitgestalt­end, nie bloß „begleitend“.

Alles in allem eine Veranstalt­ung, die einen würdigen Platz beim kommenden Mozart-fest verdient hätte.

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