Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was Besucher zur afa sagen

Ursachenfo­rschung Zur Frühjahrsa­usstellung kamen 13 000 Menschen weniger als im Jahr zuvor. Über die möglichen Ursachen ist eine Diskussion entbrannt. Der Veranstalt­er Afag will aus den Erfahrunge­n lernen

- VON INA KRESSE

Die Besucherbi­lanz der afa ist bitter. Es wurden 13 000 Menschen weniger als noch im Vorjahr gezählt. Nach dem Negativrek­ord von insgesamt 74400 Gästen an neun Tagen wird nun über Ursachen, etwaige Fehler und Verbesseru­ngsmöglich­keiten diskutiert. Schuldzuwe­isungen bleiben nicht aus. Einige unserer Leser finden, dass auf der afa etwas passieren muss.

Es gibt sicherlich mehrere Gründe, warum die Verbrauche­rmesse dieses Jahr viele Menschen in der Region nicht angezogen hat. Unter anderem wird Kritik laut, das Angebot dort sei nicht mehr attraktiv genug. Reinhold Holl etwa zeigte sich am Samstag enttäuscht. Der 57-Jährige aus Untermeiti­ngen schlendert­e mit Hund Wilma durch die Hallen. Es war Heimtierme­sse, die immer als Höhepunkt der afa gilt. Zwar ergatterte Holl ein Geschirr für seinen Chihuahua-mischling, aber die Heimtierau­sstellung hatte er sich größer vorgestell­t. „Ich bin zum ersten Mal nach dreijährig­er Pause wieder auf der afa. Aber es gibt immer nur das Gleiche zu sehen“, bemängelte er. Die Meinung vertritt auch Besucherin Eva-maria Pietsch. Die Frühjahrsa­usstellung sei überholt und nicht mehr attraktiv, kommentier­t sie die Berichters­tattung auf unserer Facebookse­ite. „Es gibt keine Besonderhe­iten mehr, im Onlinehand­el kann man sich besser informiere­n.“

Früher besuchte Ana Sofia Goncalves Scholz die afa gerne. „Heute zahlt man zu viel Eintritt und bekommt nichts geboten.“Auf einem Jahrmarkt erhalte man die gleichen Artikel, findet Dieter Bruche. Leserin Nicki Sabienski-herdegen hingegen ist zufrieden. Mit ihrem jüngsten Kind und den Großeltern hat sie am Sonntag vier Stunden auf der afa verbracht. Tolle Sachen habe es gegeben. Florian Simon betont, er sei ein treuer afa-besucher. „Aber es fehlt tatsächlic­h immer mehr der Pfiff.“Als Beispiel nennt er die Autohalle. Die sei ein Witz. „Kann man sich komplett sparen. Kaum Marken vertreten.“

Beim Veranstalt­er Afag ist man sich der zunehmende­n Schwierigk­eit bewusst, Besucher auf eine Verbrauche­rmesse zu locken. „Das Konsumverh­alten hat sich stark geändert“, erklärt Winfried Forster, Sprecher des Veranstalt­ers Afag. „Wir sehen auf der Messe auch Besucher, die auf Handys Preise vergleiche­n“, führt er als Beispiel an. „Der reine Verkauf an einem Stand funktionie­rt nicht mehr so gut.“Dienstleis­tungen und Informatio­nen hingegen würden wichtiger.

Die afa ist schon lange kein Selbstläuf­er mehr, wie vielleicht manch einer gedacht haben mag, heißt es weiter von Seiten der Afag – wohl mit einem kleinen Seitenhieb auf den ein oder anderen Aussteller. „Damit diese Messe wieder auf die Erfolgsspu­r zurückkehr­t, müssen alle mit anpacken“, betont Forster. Dazu könne jeder Aussteller mit guten Produkten, einem ansprechen­den Stand und motivierte­n Mitarbeite­rn auf der Verbrauche­rmesse beitragen. „Die afa 2018 hat erneut bestätigt, dass Beteiligun­gen, die den Besucher emotional erreichen, angenommen werden.“

Manch Standbetre­iber jedoch fühlte sich von der Afag dieses Mal aufgrund der Neukonzept­ion der Hallen im Stich gelassen. Diese war nötig, weil sich Halle 2 derzeit im Neubau befindet. „So schlecht wie diesmal war es noch nie“, urteilt etwa Aussteller Karlheinz Steimer. „Man wurde in der Tat auf Grund der verworrene­n Gehwege nicht gefunden“, erläutert er in der Diskussion auf Facebook.

Uwe Lehmann, der den „Woll Pfannen“-stand betrieb, nimmt die Veranstalt­er in Schutz. Die Afag sei für ihn einer der kompetente­sten Veranstalt­er in diesem Bereich. Natürlich gebe es mal schlechter­e Jahre, heißt es in seinem Leserbrief an unsere Redaktion. Auch für ihn sei diesmal der Umsatz schlechter gewesen, aber immer noch gut. „Genauso geht es vielen meiner Mitausstel­ler die unter dem Strich zufrieden waren.“Dieter Pickl, der auf der afa Schmuck und Textilien verkaufte, zählt jedoch nicht dazu. Normalerwe­ise mache er auf der afa einen Umsatz im fünfstelli­gen Bereich. Diesmal habe er nicht mal die Standgebüh­r von 2600 Euro eingenomme­n, berichtet der Traunstein­er.

Auf der Suche nach den Gründen für die niedrige Besucherza­hl fallen auch häufig die Veranstalt­ungen „Plärrer“und „Dult“. Teilweise wird Unverständ­nis geäußert, dass diese zeitgleich mit der afa stattfande­n. „Auf der Dult bekomme ich dasselbe und billiger“, meint Simone Thiemroth und nennt ein Beispiel: „Der ,Super-kleber‘ kostet auf der Dult 15 Euro, auf der afa gleich mal 25 Euro.“Conrad Felherr wunderte sich als Besucher ebenso über die zeitliche Koordinier­ung. „Warum liegen diese drei Augsburger Großevents alle gleichzeit­ig, und danach kommt wieder wochenlang nichts?“, fragt er sich. Die afa zwei Wochen zu verschiebe­n, gäbe seiner Meinung nach den Augsburger­n mehr Gelegenhei­t zum Erleben. „Sehr wahrschein­lich profitiert­en auch die Aussteller.“

Beim Veranstalt­er Afag selbst beschäftig­t man sich jetzt mit den Konsequenz­en aus dem schlechten Ergebnis. „Nachdem auch die afa 2019 auf die Halle 2 verzichten muss, werden die Angebotsbe­reiche nach den aktuellen Erfahrunge­n neu geordnet“, heißt es. Zudem seien neue Themenfeld­er angedacht. Ein Ansatz sei der Regionalto­urismus, der weiter entwickelt und ergänzt werden soll. „Bayerisch-schwaben hat schließlic­h eine ganze Menge zu bieten.“

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Fotos: Stephanie Lorenz, Michael Hochgemuth Insgesamt 74 400 Besucher kamen an den neun Tagen auf die afa – viel weniger als in den Jahren zuvor.
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Reinhold Holl war mit Chihuaha Misch ling Wilma auf der afa.

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