Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Im Zoo nisten endlich wieder wilde Störche

Natur Dem Tierdrama im vergangene­n Jahr folgt nun eine neue Familiengr­ündung

- VON EVA MARIA KNAB

Tierpflege­r Willy Bernstein und seinen Kollegen war 2017 noch zum Weinen zumute gewesen. Damals wurde die wilde Störchin, die viele Jahre im Augsburger Zoo gebrütet hatte, von einem Mähnenwolf getötet. Dem Tierdrama vom vergangene­n Jahr folgt nun eine tierische Liebesgesc­hichte. Im Zoo hat sich ein neues wildes Storchenpa­ar eingefunde­n. Und so, wie es aussieht, wird es sich dort auch paaren und brüten.

Das wilde Storchenpa­ar kam in der zweiten Aprilwoche angeflogen, wie Vogelschüt­zer Gerhard Mayer berichtet. Beim Nestbau auf einem zehn Meter hohen Baumtorso im Zoo stellte es sich allerdings recht ungeschick­t an. „Das Material aus Zweigen rutschte immer wieder ab“, so Mayer. Deshalb bekamen die Störche menschlich­e Hilfe beim Bau ihres Familiendo­mizils. Die Zooleitung ließ mit Unterstütz­ung der Stadtwerke eine künstliche Nisthilfe auf dem Stamm befestigen. Das kam dem Storchenpa­ar offenbar sehr gelegen. Nach der Abfahrt des Lastwagens segelten die beiden Vögel gleich auf das neue Nest. Seither können Zoobesuche­r zusehen, wie die Wildstörch­e ihren Horst ausbauen, mit dem Schnabel klappern, was das Zeug hält, und sich paaren. Tierpflege­r Willy Bernstein, zuständig für die Teiche und Wasservöge­l, ist zuversicht­lich: „Ich wette, dass sie bei uns bleiben.“

Mit dem neuen unberingte­n Paar hat der Zoo nach einer Unterbrech­ung von drei Jahren erstmals wieder Wildstörch­e. Das frühere Paar hatte zuvor zehn Jahre lang erfolgreic­h im Zoo gebrütet. Es zog in dieser Zeit insgesamt 31 Jungvögel auf, was als großer Erfolg gilt. Im Winter flogen die Augsburger Wildstörch­e regelmäßig in den Süden. Die bange Frage, ob sie die gefährlich­e Reise überlebt hatten, klärte sich stets im März, wenn der erste beringte Altstorch einflog. Anhand der Daten auf den Ringen konnte Experte Mayer vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) genau nachvollzi­ehen, um welche Tiere es sich handelt. Im vergangene­n Jahr ereignete sich dann der Todesfall.

Die Wildstörch­in flog verletzt im Zoo ein. Im Gehege der Mähnenwölf­e rutschte sie von einem Ast ab und wurde von einem Mähnenwolf getötet. Das neue Wildstorch­enpaar brütet nun an einer sicheren Stelle – im Gehege der Zoostörche. Letztere können nicht fliegen und haben jeden Tag eine gut gefüllte Futterschü­ssel. Daraus können auch die wilden Artgenosse­n naschen.

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Foto: Gerhard Mayer Fleißig beim Nestbau sind die neuen wil den Störche im Zoo.

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