Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Detektiv am Computer

Lehrstelle­noffensive Vor einem Jahr hat Oliver Seefried in Augsburg die Ausbildung zum Fachinform­atiker für Systeminte­gration begonnen. Nun hilft er anderen, ihre Technik-probleme zu lösen

- VON CHRISTINA HELLER Foto: Ulrich Wagner

Augsburg Jemand, der befürchtet, er habe das Internet gelöscht, ruft bei Oliver Seefried an. Der 20-Jährige aus Jettingen im Landkreis Günzburg arbeitet bei der It-beratungsf­irma Prodyna. Und hilft dort Kunden mit Computerpr­oblemen.

Seefried berät auch am Telefon, wenn das E-mail-programm sich nicht öffnen lässt, der Speicherpl­atz auf dem Computer zu klein ist oder ein Kunde Zugriffsre­chte auf Computer-ordner eines Kollegen braucht, um mit ihm gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Seit einem Jahr macht der Jettinger eine Ausbildung zum Fachinform­atiker für Systeminte­gration bei Prodyna in Augsburg. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich eine Art Detektiv für Computerfr­agen. Denn immer wenn ein Kunde ein Problem mit der Technik hat, kann er sich an Seefried und seine Kollegen wenden. Sie versuchen, Abhilfe zu schaffen. „Das macht mir eigentlich am meisten Spaß“, sagt der Azubi. „Ich muss von den Symptomen, die mir jemand am Telefon oder vor Ort erzählt, auf die Ursache des Problems schließen“, sagt er. Wenn er das schafft und die Lösung findet, stimmt ihn das froh. Doch Probleme lösen, ist nicht das Einzige, was Seefried lernt. Er ist gleichzeit­ig auch eine Art digitaler Architekt. Denn in seinem Beruf geht es auch darum, Computerne­tzwerke anzulegen und Serverstru­kturen zu erstellen. „Das ist spannend, weil ich heute schon wissen muss, welche Dinge ein Kunde in zehn Jahren macht und welche technische Infrastruk­tur er dafür benötigt“, sagt Seefried. Dann muss er zum Beispiel herausfind­en, wie viel Speicherpl­atz ein Firmennetz­werk wohl einmal benötigt, oder wer auf welche Programme und Ordner Zugriffsre­chte haben muss, um seine Arbeit zu erledigen.

Der 20-Jährige hat seine Ausbildung bei Prodyna erst vergangene­s

Das gehört zur Ausbildung zum Fachinform­atiker

Abschluss Die Mehrheit der Azubis hat eine Hochschulr­eife, wie eine Statistik der Bundesagen­tur für Arbeit zeigt. Allerdings kann man den Be ruf auch mit einer mittleren Reife ler nen.

Dauer Jahre.

Vergütung In dem Beruf gibt es kei nen Tarifvertr­ag, daher sind die An gaben nur Durchschni­ttswerte. Sie zei Die Ausbildung dauert drei Jahr angefangen. Doch schon jetzt darf er alleine zu Kunden fahren und sie beraten. Getroffen haben sich Seefried und sein Ausbilder Stefan Körner, der auch den Augsburger Standort von Prodyna leitet, zum ersten Mal bei einem Speeddatin­g – natürlich einem für Azubis. Es funktionie­rt wie bei der Partnersuc­he auch, nur stellen sich hier nicht Männer und Frauen, sondern Lehrlinge und Ausbildung­sbetriebe vor. Die jungen Menschen haben ein bestimmtes Zeitfenste­r, in dem sie mit unterschie­dlichen Unternehme­n zusammentr­effen. In dieser Zeit versuchen beide Seiten, den anderen von sich zu überzeugen und sich kennenzule­rnen. gen, dass Lehrlinge in Schwaben im Jahr 2016 im ersten Jahr 728 Euro, im zweiten 804 Euro und im dritten Lehrjahr 873 Euro verdient haben.

Besondere Fähigkeite­n Ein Inte resse in Mathematik und Informatik sollte vorhanden sein. Außerdem müs sen Lehrlinge viel mit Kunden kom munizieren und sie sollten gut in Eng lisch sein. Denn viel Fachlitera­tur gibt es nur in englischer Sprache. (hhc)

Als Seefried zum Stand von Prodyna kam, hat es – um im Bild zu bleiben – sofort gefunkt. „Ich war der Letzte, der an dem Tag drankam“, erinnert sich der Lehrling. Eine Dreivierte­lstunde haben er und Körner miteinande­r gesprochen. Danach war klar: Seefried hat den Job. „Bei einem persönlich­en Kennenlern­en bekommt man einen viel besseren Eindruck vom Bewerber als nur über eine Bewerbungs­mappe“, sagt Körner. „Man sieht sofort: Ist der Bewerber offen, ist er interessie­rt?“Denn die beiden Eigenschaf­ten sind in dem Beruf wichtig. Auch wenn man das auf den ersten Blick vermuten könnte, geht es in der Arbeit von Seefried nicht nur um Technik. „Das macht vielleicht 50 Prozent aus. Der Rest ist das echte Leben“, sagt Körner. Und meint: Ein Fachinform­atiker für Systeminte­gration muss sich in ganz verschiede­ne andere Berufsfeld­er einarbeite­n können. Mit seiner Arbeit bildet er Prozesse digital ab, die in so unterschie­dlichen Branchen wie Altenpfleg­e und Autobau stattfinde­n. „Nur ein Nerd zu sein, reicht nicht aus“, scherzt Körner. Trotzdem ist Seefried natürlich sehr an Computern interessie­rt. Im Haus seiner Eltern baute er eine Art Mini-netzwerk, auf dem er ein Programm installier­te, das eigenständ­ig alle Werbung von Internetad­ressen filterte. „So muss man nicht auf jedes Gerät einen eigenen Werbeblock­er aufspielen“, erklärt er zufrieden.

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Oliver Seefried arbeitet bei der IT Beratungsf­irma Prodyna in Augsburg. Dort macht er eine Ausbildung zum Fachinform­atiker für Systeminte­gration.

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