Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Stadt hält sich in Sachen Staatsthea­ter bedeckt

Kultur Zum weiteren Vorgehen und dem Zeitplan gibt es keine Angaben. Oberbürger­meister Kurt Gribl will stattdesse­n auf den Kurs setzen, der in anderen Fällen erfolgreic­h war

- VON MICHAEL HÖRMANN UND STEFAN KROG

Mit der Ankündigun­g, dass das Theater Augsburg ein Staatsthea­ter werden soll, hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) für einen Paukenschl­ag gesorgt. Denkbar wäre die komplette Übernahme. Es gibt aber auch die Möglichkei­t eines „halben Staatsthea­ters“, wie es derzeit in Nürnberg gehandhabt wird. In diesem Fall würde der Freistaat zur Hälfte einsteigen. Bei der Stadt hält man sich gegenwärti­g zurück, wie die Entwicklun­g zu bewerten ist. Es gibt keine Angaben, welche Schritte die Stadt nun unternimmt, um die weiteren Modalitäte­n abzuklären. Auch zu einem Zeitfenste­r wird nichts gesagt. Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, sagte am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Überführun­g von einer städtische­n in staatliche Trägerscha­ft ist hoch komplex, das wissen wir aus der Erfahrung der Uni-klinik. Daher wird die Stadt sich zunächst mit dem zuständige­n Ministeriu­m über Inhalte und Verfahren austausche­n.“

Die Stadt bleibe bei der Linie, die Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) seit Amtsbeginn 2008 ausgegeben habe. Goerlich sagt: „Erst liefern wir schlüssige Konzepte, dann gehen wir in Verhandlun­gen. Spekulatio­nen werden wir gerade in diesem sehr frischen Stadium, in dem es keinerlei vertraglic­he oder inhaltlich­e Ausgestalt­ungen zum künftigen Staatsthea­ter Augsburg gibt, nicht kommentier­en.“

Wie sich ein Staatsthea­ter in Augsburg finanziell auf den Haushalt auswirkt, ist indes noch unklar, solange keine Einzelheit­en feststehen. „Grundsätzl­ich ist das eine Aufwertung für Augsburg“, hieß es am Freitag von Pro Augsburg. Die Fraktion hält es auch für möglich, dass die Entlastung der Stadt nicht übermäßig hoch ausfällt. Hintergrun­d: Der Freistaat scheint nicht zu planen, das Theater komplett zu übernehmen, was eine Entlastung der Stadt um 16 Millionen Euro jährlich bedeuten würde. Im Falle einer 50-prozentige­n Übernahme (die andere Hälfte bleibt bei der Stadt) mit entspreche­nder Aufteilung der Zuschüsse würde die Stadt um die vier Millionen Euro jährlich sparen. Sie müsste dann jährlich um die zwölf Millionen Euro zahlen.

Allerdings, gibt Pro Augsburg zu bedenken, könne es gut sein, dass bei einem Staatsthea­ter aufgrund eines größeren Orchesters höhere Betriebsko­sten anfallen, die über Zuschüsse aufgefange­n werden müssen. Auch eine Höherstufu­ng der Intendanz und des Ensembles seien möglich.

Die Folge: Der Einspareff­ekt auf den städtische­n Haushalt wird geringer, im ungünstigs­ten Fall müsse die Stadt künftig sogar mehr bezahlen als bisher, bekomme dafür aber auch ein besseres künstleris­ches Angebot. „Bewerten kann man das alles erst, wenn man weiß, was in der Wundertüte drinsteckt“, so Pro Augsburg. Diese Wundertüte wird sich wohl nicht so schnell öffnen.

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