Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Stadt hält sich in Sachen Staatstheater bedeckt
Kultur Zum weiteren Vorgehen und dem Zeitplan gibt es keine Angaben. Oberbürgermeister Kurt Gribl will stattdessen auf den Kurs setzen, der in anderen Fällen erfolgreich war
Mit der Ankündigung, dass das Theater Augsburg ein Staatstheater werden soll, hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für einen Paukenschlag gesorgt. Denkbar wäre die komplette Übernahme. Es gibt aber auch die Möglichkeit eines „halben Staatstheaters“, wie es derzeit in Nürnberg gehandhabt wird. In diesem Fall würde der Freistaat zur Hälfte einsteigen. Bei der Stadt hält man sich gegenwärtig zurück, wie die Entwicklung zu bewerten ist. Es gibt keine Angaben, welche Schritte die Stadt nun unternimmt, um die weiteren Modalitäten abzuklären. Auch zu einem Zeitfenster wird nichts gesagt. Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, sagte am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Überführung von einer städtischen in staatliche Trägerschaft ist hoch komplex, das wissen wir aus der Erfahrung der Uni-klinik. Daher wird die Stadt sich zunächst mit dem zuständigen Ministerium über Inhalte und Verfahren austauschen.“
Die Stadt bleibe bei der Linie, die Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) seit Amtsbeginn 2008 ausgegeben habe. Goerlich sagt: „Erst liefern wir schlüssige Konzepte, dann gehen wir in Verhandlungen. Spekulationen werden wir gerade in diesem sehr frischen Stadium, in dem es keinerlei vertragliche oder inhaltliche Ausgestaltungen zum künftigen Staatstheater Augsburg gibt, nicht kommentieren.“
Wie sich ein Staatstheater in Augsburg finanziell auf den Haushalt auswirkt, ist indes noch unklar, solange keine Einzelheiten feststehen. „Grundsätzlich ist das eine Aufwertung für Augsburg“, hieß es am Freitag von Pro Augsburg. Die Fraktion hält es auch für möglich, dass die Entlastung der Stadt nicht übermäßig hoch ausfällt. Hintergrund: Der Freistaat scheint nicht zu planen, das Theater komplett zu übernehmen, was eine Entlastung der Stadt um 16 Millionen Euro jährlich bedeuten würde. Im Falle einer 50-prozentigen Übernahme (die andere Hälfte bleibt bei der Stadt) mit entsprechender Aufteilung der Zuschüsse würde die Stadt um die vier Millionen Euro jährlich sparen. Sie müsste dann jährlich um die zwölf Millionen Euro zahlen.
Allerdings, gibt Pro Augsburg zu bedenken, könne es gut sein, dass bei einem Staatstheater aufgrund eines größeren Orchesters höhere Betriebskosten anfallen, die über Zuschüsse aufgefangen werden müssen. Auch eine Höherstufung der Intendanz und des Ensembles seien möglich.
Die Folge: Der Einspareffekt auf den städtischen Haushalt wird geringer, im ungünstigsten Fall müsse die Stadt künftig sogar mehr bezahlen als bisher, bekomme dafür aber auch ein besseres künstlerisches Angebot. „Bewerten kann man das alles erst, wenn man weiß, was in der Wundertüte drinsteckt“, so Pro Augsburg. Diese Wundertüte wird sich wohl nicht so schnell öffnen.