Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lärmende Jugendliche verärgern Anwohner
Sicherheit Nachbarn der City-galerie beklagen, dass sich Gruppen junger Menschen treffen, die Alkohol trinken und untereinander pöbeln. Auch im Einkaufszentrum fühlt sich mancher unwohl. Stadt, Polizei und Center wollen handeln
Die City-galerie lockt täglich nicht nur Tausende Kunden an. Viele junge Menschen schätzen das Einkaufszentrum mit seinem großen Vorplatz auch als einen zentralen Treffpunkt. Das an sich ist kein Problem. Wären nicht ein paar Jugendgruppen darunter, die bei Kunden und Ladeninhabern in der City-galerie und unter den Anwohnern des Einkaufscenters für Unmut sorgen. Verantwortliche der Stadt, der City-galerie selbst und der Polizei wollen den Missstand nun gemeinsam angehen.
„Wir wohnen jetzt seit zehn Jahren hier. So heftig wie in den vergangenen Wochen war es noch nie“, sagt Stefan G., der im Julius-spokojny-weg wohnt. Es ist ein gehobeneres Wohngebiet nahe der Citygalerie, in dem moderne Wohnkomplexe und Häuser stehen. Auf einem angrenzenden Spielplatz und in dem kleinen Park sammeln sich seit Anfang des Jahres nahezu täglich ab nachmittags Jugendliche. Es sind vor allem Jungs im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren, darunter viele mit Migrationshintergrund. Die Polizei spricht von teils 20 bis 40 jungen Leuten. Mit der Ruhe in dem Viertel ist es dann bis in den Abend hinein vorbei. Laut den Schilderungen von Anwohnern trinken die Jugendlichen ihren mitgebrachten Alkohol, hören laute Musik, bieseln in die Büsche, grölen und pöbeln untereinander. Vor ein paar Wochen erst wurde die Polizei wegen einer Schlägerei gerufen.
Die Anwohner wissen sich laut Stefan G. längst nicht mehr zu helfen, außer die Beamten anzurufen. „Wir alle sind besorgt.“Die Jugendlichen kommen in der Regel von der City-galerie zum Spielplatz. Das Einkaufscenter aber ist ihre erste Anlaufstelle. Dort treffen sie sich auf dem Willy-brandt-platz oder halten sich im Center auf. „Die City-galerie ist für Jugendliche attraktiv. Dort können sie sich alles kaufen, haben WLAN, Sitzgelegenheiten und wissen, dass sie Gleichgesinnte treffen“, erklärt Polizeidirektor Peter Trippmacher die Gruppenbildung.
Im Center selbst beobachten einige Einzelhändler und Kunden die Gruppen mit Unmut. „Gerade abends sind die manchmal betrun- ken und gehen aufeinander los“, hatten unlängst zwei Mitarbeiterinnen des Nespresso-standes berichtet. Der Chef der Polizeiinspektion Augsburg-süd kennt derlei Vorfälle. Er betont, dass die Gruppen mit ihrem lauten und unflätigen Auftreten zwar manche Menschen verunsichern. Aber weder seien sie bislang gegenüber Kunden aggressiv geworden, noch seien Straftaten begangen worden. In der Geschäftsführung der City-galerie freilich nimmt man die Entwicklung sehr ernst.
„Es geht hier darum, ob sich Kunden und Mieter gestört oder belästigt fühlen“, sagt Center-manager Sascha Schönherr. Das dürfe aus seiner Sicht nicht sein. Darauf wolle man jetzt reagieren, bevor ein Brennpunkt entstehen könnte. Das etwas unternommen werden muss, ist nicht nur ihm und der Polizei klar, sondern auch Verantwortlichen bei der Stadt. Ihnen ist be- wusst, dass sie alle an einem Strang ziehen müssen. Denn macht der Sicherheitsdienst von der City-galerie von seinem Hausrecht Gebrauch und erteilt störenden Jugendlichen Hausverbot, ziehen diese zum benachbarten Julius-spokojny-weg und lassen sich dort am Spielplatz oder in der Grünanlage nieder. Das Problem wird also nur verlagert. Polizeidirektor Trippmacher weiß, dass die Anwohner unter der Situation leiden. Bislang sei die Polizei in diesem Jahr 20 Mal dorthin gerufen worden. Am Donnerstag nun haben sich die verantwortlichen Parteien zu einem Gespräch zusammengesetzt. Gemeinsam wurde die aktuelle Lage zunächst analysiert, dann Maßnahmen besprochen. Demnach wollen die Polizei im allgemeinen Streifendienst sowie der städtische Ordnungsdienst in dem Wohngebiet und auf dem Willy-brandt-platz verstärkt Präsenz zeigen, berichtet Trippmacher von den Ergebnissen. Der Sicherheitsdienst in der Citygalerie soll verstärkt darauf achten, dass Hausverbote eingehalten und gegebenenfalls zur Anzeige gebracht werden. „Sämtliche Streetworker des Stadtjugendrings, die in verschiedenen Stadtteilen arbeiten, werden in den nächsten Wochen vor Ort schauen, um welche Jugendlichen es sich handelt und auf sie zugehen. Vielleicht kennen sie ja einige schon“, erzählt Janina Hentschel, die bei der Stadt Augsburg für den Bereich „Urbane Konfliktprävention“zuständig ist.
Zudem wolle man sich ein Freizeitangebot für die Jugendlichen überlegen, wie es bereits in anderen Einkaufszentren üblich ist. Auch andere Shopping Malls hätten mit dem Phänomen zu kämpfen. Dort gebe es inzwischen Tanzangebote oder Rap-kurse. „Häufig ist bei den Jugendlichen die Langeweile ein Faktor“, weiß Hentschel. Hier werde man sich eine Angebotsstruktur überlegen. In rund vier Wochen wollen sich die Verantwortlichen erneut zusammensetzen. Anwohner Stefan G. ist gespannt, wie sich die Situation entwickelt. „Es muss auf alle Fälle etwas passieren.“