Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Rapper nicht so ernst nehmen? C
ampino hat der Musikbranche den Spiegel vorgehalten. Und was dieser Spiegel zeigt, ist eine hässliche Fratze. Es ist die hässliche Fratze der deutschen Musikindustrie, ja überhaupt der Entertainmentbranche. Die feiert nun einmal, dass ihre Stars erfolgreich sind und damit sich selbst.
Kollegah und Farid Bang sind erfolgreich. Das können sie gerne sein – den wichtigsten Preis der deutschen Musikindustrie haben sie damit nicht verdient. Und das ist keine vermeintlich politisch korrekte Position oder ein Ruf nach Zensur. Sondern schlicht eine Position, die aus der Haltung spricht: Antisemitismus ist nicht preiswürdig. Da helfen auch nicht die Argumente: Rap ist nun mal so. Oder: War doch nur eine Provokation. Oder: Alles nicht so ernst gemeint, höchstens ein bisschen geschmacklos das Ganze. Ach ja, und auch das: Wir bitten um Entschuldigung dafür!
Nein, im Jahr 2018, in dem sich antisemitische Vorfälle wieder zu häufen scheinen, in dem Fremdenfeindlichkeit wieder salonfähig zu werden scheint, in dem der Hass täglich aus dem Netz schwappt und zu ganz realer Gewalt wird, darf man Rapper nicht dafür feiern, wenn sie texten: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen.“
Das Gift des Antisemitismus tröpfelt beständig, es sickert auch in einem Text wie dem von Kollegah und Farid Bang in die Gesellschaft ein. Diese sind Idole für ihre Fans. Und die finden den vermeintlichen Tabubruch womöglich cool, wenn sie ihn denn überhaupt als solchen erkennen. Auf den Pausenhöfen der Republik werden bereits seit längerem „Jude“oder „schwul“als Schimpfwörter benutzt. Fehlt nur noch, dass einer jemanden als „Auschwitzinsassen“beschimpft. Daran hätten dann Kollegah und Farid Bang großen Anteil.