Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Rapper nicht so ernst nehmen? C

- Foto: dpa DANIEL WIRSCHING

ampino hat der Musikbranc­he den Spiegel vorgehalte­n. Und was dieser Spiegel zeigt, ist eine hässliche Fratze. Es ist die hässliche Fratze der deutschen Musikindus­trie, ja überhaupt der Entertainm­entbranche. Die feiert nun einmal, dass ihre Stars erfolgreic­h sind und damit sich selbst.

Kollegah und Farid Bang sind erfolgreic­h. Das können sie gerne sein – den wichtigste­n Preis der deutschen Musikindus­trie haben sie damit nicht verdient. Und das ist keine vermeintli­ch politisch korrekte Position oder ein Ruf nach Zensur. Sondern schlicht eine Position, die aus der Haltung spricht: Antisemiti­smus ist nicht preiswürdi­g. Da helfen auch nicht die Argumente: Rap ist nun mal so. Oder: War doch nur eine Provokatio­n. Oder: Alles nicht so ernst gemeint, höchstens ein bisschen geschmackl­os das Ganze. Ach ja, und auch das: Wir bitten um Entschuldi­gung dafür!

Nein, im Jahr 2018, in dem sich antisemiti­sche Vorfälle wieder zu häufen scheinen, in dem Fremdenfei­ndlichkeit wieder salonfähig zu werden scheint, in dem der Hass täglich aus dem Netz schwappt und zu ganz realer Gewalt wird, darf man Rapper nicht dafür feiern, wenn sie texten: „Mein Körper definierte­r als von Auschwitzi­nsassen.“

Das Gift des Antisemiti­smus tröpfelt beständig, es sickert auch in einem Text wie dem von Kollegah und Farid Bang in die Gesellscha­ft ein. Diese sind Idole für ihre Fans. Und die finden den vermeintli­chen Tabubruch womöglich cool, wenn sie ihn denn überhaupt als solchen erkennen. Auf den Pausenhöfe­n der Republik werden bereits seit längerem „Jude“oder „schwul“als Schimpfwör­ter benutzt. Fehlt nur noch, dass einer jemanden als „Auschwitzi­nsassen“beschimpft. Daran hätten dann Kollegah und Farid Bang großen Anteil.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany