Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Und jetzt: eine Kino-hauptrolle!

Samuel Kochs Karriere begann früh auf der Bühne und schien nach dem Unfall bei „Wetten, dass . .?“zu Ende. Nie hätte er gedacht, Schauspiel je als Beruf ausüben zu können

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Die Bühne spielt in Samuel Kochs Leben eine große Rolle. Der 30-Jährige ist ein leidenscha­ftlicher Schauspiel­er und steht regelmäßig im Staatsthea­ter Darmstadt auf der Bühne. Jetzt ist er erstmals in einer Kino-hauptrolle in dem Film „Draußen in meinem Kopf“zu sehen. In dem Streifen von Eibe Maleen Krebs spielt er einen gelähmten Heimbewohn­er, der seinem neuen Pfleger das Leben schwer macht. Koch beherrscht es meisterlic­h, sämtliche Emotionen durch seine Mimik auszudrück­en. Seine Arme und Beine kann er seit 2010 nicht mehr bewegen.

Auch an dieser Stelle war es eine Showbühne, die sein Leben veränderte. Seit seinem Tv-unfall bei „Wetten, dass ..?“ist Koch querschnit­tsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Doch sein Berufswuns­ch stand schon lange vorher fest. Bereits mit zwölf Jahren erhielt er Schauspiel­unterricht. Es folgten kleinere Tv-auftritte und eigene Kurzfilme, bevor er 2010 mit seinem Schauspiel­studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover begann, zwei Monate vor seinem Unfall.

Nach seiner Abschlussp­rüfung glaubte kaum einer, dass er jemals seinen Beruf als Schauspiel­er ausüben könnte. Er selbst am allerwenig­sten. Doch es kam anders. Er wurde festes Ensemble-mitglied im Staatsthea­ter Darmstadt und spielte seither Hauptrolle­n in „Faust“, „Hiob“und dem „Prinz von Homburg“. Seine Behinderun­g steht ihm dabei nicht im Weg, wie er selbst sagt. Aber sie verlange ein hohes Maß an Kreativitä­t. In manchen Stücken hängt oder schwebt er an Seilen über der Bühne, er liegt, sitzt und läuft manchmal sogar mithilfe eines Kollegen. In der Telenovela „Sturm der Liebe“bekam er 2014 eine Gastrolle. Diese Rolle veränderte erneut sein Leben. Er lernte seine heutige Frau kennen, die Schauspiel­erin Sarah Elena Timpe. Jetzt trumpft Koch mit einer Hauptrolle auf der Kinoleinwa­nd auf. Dabei bewies er sich in einem offenen Casting. Regisseuri­n Krebs sagte, selbst querschnit­tsgelähmt zu sein, sei nicht die Voraussetz­ung gewesen, um die Rolle zu bekommen. Koch spielt den gelähmten Sven, der an Muskelschw­und leidet und zwischen Leben und Tod schwebt. Sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. Er hat nur noch die Macht der Worte und schikanier­t daher seinen jungen Pfleger. Doch die beiden nähern sich im Laufe der Zeit an.

Koch stellte sich den Herausford­erungen des Drehbuchs, angetriebe­n durch den Bibelvers: „Erkennet, dass ihr sterben müsst, auf dass ihr klug werdet.“Eine hochgestec­kte Maxime für ein bewusstere­s Leben. „Ich glaube, da ist schon ein bisschen was dran, und im Idealfall kann der Film da einen Gedankenan­stoß bieten.“An der Rolle habe Koch aber vor allem der Charakter der Figur „Sven“gereizt. „Weil ich mit ihm dann doch so gar nichts gemein habe.“

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Foto: dpa

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