Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Milliarde für Syrien

Deutschlan­d hilft, andere zögern noch

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Der grausame Bürgerkrie­g in Syrien ging auch am Mittwoch unverminde­rt weiter. In Brüssel sammelten EU und Vereinte Nationen am gleichen Tag knapp vier Milliarden Euro ein, um den Opfern zu helfen – deutlich weniger als erhofft. Heiko Maas ging mit gutem Beispiel voran. Der zweite Tag der Brüsseler Syrien-konferenz hatte noch gar nicht begonnen, da legte der Bundesauße­nminister schon mal eine Milliarde Euro auf den Tisch: „Allein in Syrien sind nach wie vor mehr als 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen“, sagte der Spd-politiker. „Millionen, die in die Türkei, nach Jordanien und Libanon geflohen sind, brauchen weiter Unterstütz­ung und Zukunftspe­rspektiven in ihrer Heimatregi­on.“

Rund sieben Milliarden Euro hatten die 86 Teilnehmer­staaten und Hilfsorgan­isationen vor einem Jahr zur Verfügung gestellt – allerdings auch da erst nach einigem Zögern. Nun lag die Erwartung bei acht Milliarden Euro. Doch am Abend deutete sich an: Lediglich 3,6 Milliarden Euro wurden fest zugesagt. Einige Staaten, vor allem die USA, legten sich noch nicht fest. Mark Lowcock, Nothilfeko­ordinator der UN, zeigte sich trotzdem nicht enttäuscht: „Meine Erwartung ist, dass noch Geld dazukommen wird“, sagte er. Zudem sei die Eu-hilfe für Flüchtling­e in der Türkei bisher nicht eingerechn­et.

Dabei hatte der Chef des Welternähr­ungsprogra­mms, David Beasley, zu einem eindrucksv­ollen Argument gegriffen: „Es kostet uns 50 Cent am Tag, einen Syrer in Syrien oder der Region zu ernähren.“Wenn dieser Syrer aber nach Deutschlan­d flüchte und dort untergebra­cht und versorgt werden müsse, koste dies rund 50 Euro pro Tag. „In dem Land wird noch brutaler gekämpft als zuvor, das Leid der Menschen ist noch größer geworden“, betonte Eu-kommissar Johannes Hahn. Nicht einmal die humanitäre Hilfe kommt in Gang, weil die Truppen von Machthaber Assad Versorgung­skonvois der Vereinten Nationen entweder nicht durchlasse­n oder von vorneherei­n verbieten.

Vom Wiederaufb­au des weithin zerstörten Landes mochte deshalb am Mittwoch noch niemand reden.

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