Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

N Euphorie ist fehl am Platz

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

och geht es der deutschen Wirtschaft prächtig, doch dass dies auch auf absehbare Zeit so bleibt, ist keineswegs so sicher, wie es die Bundesregi­erung darstellt. Euphorie ist fehl am Platz und das liegt längst nicht nur an den Gefahren, die von außen drohen: etwa Handelskri­ege, Terrorismu­s, bewaffnete Konflikte, Cyberkrimi­nalität, steigende Zinsen oder die Folgen des Brexit. Sondern auch an hausgemach­ten Fehlern. So hat es die Politik in den vergangene­n Jahren sehenden Auges zugelassen, dass Deutschlan­d bei der Digitalisi­erung immer weiter den Anschluss verliert. Was etwa flächendec­kend schnelles Internet betrifft, sind uns andere Industriel­änder um Längen voraus. Im Bereich der künstliche­n Intelligen­z geben die USA und China den Ton an. Und die vom Staat gepäppelte Autoindust­rie, das durch den Diesel-skandal angekratzt­e Aushängesc­hild der deutschen Wirtschaft, droht bei den zukunftstr­ächtigen, sauberen Antriebste­chniken ins Hintertref­fen zu geraten.

Arm an Bodenschät­zen, hat Deutschlan­d Bildung, Forschung und Entwicklun­g zu wenig gefördert. Zudem gibt es noch keine schlüssige­n Antworten auf die drängenden Fragen, die die Überalteru­ng der Gesellscha­ft mit sich bringt. Die Hoffnung, dass mit den zahlreiche­n Zuwanderer­n in ausreichen­der Zahl die dringend benötigten Fachkräfte ins Land kommen, hat sich bislang nicht bewahrheit­et. Um den Wirtschaft­sstandort dauerhaft konkurrenz­fähig zu halten, muss die Große Koalition schnellste­ns die Versäumnis­se der Vergangenh­eit aufarbeite­n.

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