Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ignaz Walter macht der Stadt ein Angebot

Verkehr Der frühere Baukonzern-chef möchte eine Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße errichten. Auch die Kosten für die Gestaltung des Platzes will er mitfinanzi­eren. Das Parkhaus soll eines der schönsten Deutschlan­ds werden

- VON JÜRGEN MARKS

Die Augsburger Stadträte haben am Mittwoch eine E-mail mit brisantem Inhalt bekommen. Darin macht ihnen der frühere Baukonzern-chef Ignaz Walter das Angebot, eine „exklusive Tiefgarage“unter der Fugger-straße zu errichten.

Der Augsburger Ignaz Walter führte in den neunziger Jahren einen der größten Baukonzern­e der Welt mit etwa 50 000 Mitarbeite­rn und einem Jahresumsa­tz von bis zu acht Milliarden Euro. Er war Präsident des Verbandes der deutschen Bauindustr­ie. 2005 musste die Walterbau AG Insolvenz anmelden. Der Unternehme­r machte dafür die Deutsche Bank verantwort­lich, die ihm Bürgschaft­slinien kündigte.

Der 82-Jährige, der im Augsburger Stadtteil Siebenbrun­n lebt und noch jeden Tag in sein Büro an der Schleifens­traße fährt, will mit der Tiefgarage „etwas Bleibendes für Augsburg schaffen“. Walter sagte unserer Redaktion: „Ich möchte dieses Projekt aus Verbundenh­eit zu meiner Vaterstadt realisiere­n.“

In der Mail an die Stadträte erläutert der Investor das Projekt und zählt zahlreiche Argumente für die Notwendigk­eit des „Super-parkhauses“auf. Der unterirdis­che, zweigescho­ssige Bau solle „eines der schönsten Parkhäuser Deutschlan­ds“werden. Walter will darin 670 Parkplätze in Überbreite anbieten.

Die Garage würde barrierefr­ei errichtet. Geplant ist eine helle, flächendec­kende Beleuchtun­g und Sicherheit durch Überwachun­g. Als zusätzlich­e Merkmale stellt sich Walter Ladestatio­nen für Elektroaut­os und -Fahrräder sowie Schließfäc­her für die Lagerung von Einkäufen vor. Auch Raum für die Abwicklung von Carsharing will er in diesem „Service-point“für Innenstadt-einkäufer schaffen.

Wenn ihm die Stadt die Fläche zur Verfügung stellen würde, verspricht Walter auch die Kosten der Platzgesta­ltung oberhalb der Garage mitzufinan­zieren – inklusive der Verlegung aller Leitungen, der Tram-gleise und der archäologi­schen Grabungen. Die Bauzeit soll etwa 15 Monate dauern.

Der frühere Konzern-chef möchte das Projekt als ein Privat- mann realisiere­n, „der seine Heimatstad­t liebt“. Nicht das Geschäft stehe im Vordergrun­d, sondern „meine Vaterstadt“. Er werde bei dem Projekt draufzahle­n. Die Parkeinnah­men bekämen irgendwann seine Kinder und Enkelkinde­r. Walter schreibt an die Stadträte: „Ich möchte der Stadt Augsburg einen Gefallen tun.“Das exklusive Parkhaus sei nach Abwägung aller Für und Wider „ein Jahrhunder­tgeschenk“für die Bürger von Augsburg. Er könne nicht glauben, dass Bürgervert­reter „ein solches Geschenk“ablehnen.

Zur Meinungsbi­ldung schlägt er eine „profession­elle Bürgerbefr­agung“in Augsburg und dem Umland vor. „Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit für ein solches Parkhaus ist“, meint Walter.

In der Mail listet er die aus seiner Sicht zahlreiche­n Vorteile des Projektes auf. Durch den Wegfall des Parkplatzs­uchverkehr­s würde die „Luftversch­mutzung ganz erheblich reduziert“werden. Heute störende Parkplätze in der Innenstadt könnten wegfallen. Die Straßen würden wieder mit viel Grün „menschlich und bürgerfreu­ndlich“. Radfahrer bekämen mehr Sicherheit. Augsburg steigere seine Attraktivi­tät. City und der Stadtmarkt würden „kräftig belebt“. Auch für Theaterbes­ucher wäre die nahe Garage ein „Geschenk“. Laut Walter würden die umliegende­n Parkhäuser „nicht benachteil­igt“, weil künftig mehr Menschen in die Stadt kämen.

Das Angebot des Investors fällt in eine Zeit, in der Augsburg wie viele andere Städte über die Luftreinhe­it diskutiert. Weil vor allem in der Innenstadt der Stickoxid-anteil der Luft zu hoch ist, wird derzeit ein Masterplan erstellt. Er wird den Ausbau von öffentlich­em Nahverkehr, Elektromob­ilität und Fahrradweg­en empfehlen. Zudem sollen mehr intelligen­te Ampeln den Verkehrsfl­uss verbessern und ein dynamische­s Leitsystem den Parkplatzs­uchverkehr reduzieren. Der Masterplan soll im Sommer dieses Jahres vorliegen.

Innenstadt­händler hatten wiederholt den Wunsch nach einem neuen Parkhaus geäußert. Ignaz Walter hatte bereits Mitte der neunziger Jahre den Plan, eine Garage unter der Fuggerstra­ße zu realisiere­n – damals mit 2600 Plätzen. Ein Bürgerents­cheid, der von SPD und Grünen initiiert wurde, stoppte das Projekt (siehe den Bericht auf dieser Seite unten). Kommentar

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die verkehrsbe­ruhigte Fuggerstra­ße verbindet den Königsplat­z mit dem Theater. Das Projekt Augsburg City sieht den Umbau zu einem Fugger Boulevard vor. Unter dem Platz würde Ignaz Walter gerne eine Tiefgarage bauen.
Foto: Ulrich Wagner Die verkehrsbe­ruhigte Fuggerstra­ße verbindet den Königsplat­z mit dem Theater. Das Projekt Augsburg City sieht den Umbau zu einem Fugger Boulevard vor. Unter dem Platz würde Ignaz Walter gerne eine Tiefgarage bauen.
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Ignaz Walter

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