Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine Messe wie eine Oper
Rossini-werk in Ausnahmebesetzung
Die Oper klingt noch hinein in das Spätwerk des 70-jährigen Gioachino Rossini, der vor 150 Jahren starb: Seine allenfalls der reduzierten Urinstrumentalbesetzung wegen mit „klein“bezeichnete „Petit Messe Solenelle“braucht die Bühne, ihr Inhalt aber ist höchst religiös. Ihre eindrückliche Aufführung in Ev. St. Ulrich am Sonntagabend zeigte beides: die durchaus selbstbewusste Schönheit der Musik und die testamentarische Tiefe des Ausdrucks.
Der musikalische Leiter Peter Bader hatte eine Luxus- und auch Ausnahmebesetzung ausgewählt, zu der auch der Basilikachor St. Ulrich und Afra zählte. Mit Ausnahme ist der Instrumentalpart gemeint, bestehend aus nur einem Klavier – statt zweien wie in der Urfassung – und obligatem Akkordeon statt Harmonium. Der Hauptteil oblag Pianist Stephan Kaller, der seinen enormen Part meisterlich spielte, mit großem Farben- und Anschlagsreichtum, durchdacht und fein abgestuft. Bernhard Kohlhauf brachte mit dem Akkordeon eine dezentere, lyrischere Note ins Gesamtbild, war bereichernde Klangergänzung und nach dem nachdenklichen, ausdrucksstarken Offertorium für Klavier solo die goldrichtige Überleitung zum Sanctus mit wunderbar harmonierendem Solistenquartett und Chor.
Sopranistin Cathrin Lange bezauberte mit reicher Dynamik und Innigkeit, ebenso die betörende Mezzosopranistin Stephanie Hampl, die ein bewegendes „Agnus Dei“sang. Herrlich in allen Lagen der Tenor Roman Payer und Gleiches galt für Bassist Maximilian Lika, der seinem Bruder Matthias Lika, einem sehr vielversprechenden Bariton, wegen Krankheit das Bass-solo „Quoniam tu solus“abtrat. Exzellent war auch der Chor, der selbst in den kniffeligen Fugen-stellen durchsichtig und rein sang, deutlich artikulierte, im unbegleiteten „Christe eleison!“den Schlusston haargenau traf, eine reiche Dynamik, viele Klangfarben zeigte und mit sehr ausgewogenem Gesamtklang überzeugte. Das nicht zuletzt dank Peter Bader, der für seine herausragende Gesamtleitung und Gestaltung zu Recht Bravi erntete. Ebenso verdient die stehenden Ovationen für alle Interpreten.