Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So beliebt ist Augsburg bei den Besuchern

Tourismus Noch nie zählten die Hotels so viele Übernachtu­ngsgäste wie im vorigen Jahr. Besonders lang bleiben sie jedoch nicht. Unsere Auswertung zeigt, wann Hochsaison in der Stadt ist und wie wichtig ausländisc­he Gäste sind

- VON JÖRG HEINZLE Foto: Silvio Wyszengrad

Tourismus-direktor Götz Beck meldet Rekordzahl­en für die Stadt Augsburg. Was bedeutet das?

Noch nie sind in den Augsburger Hotels und Pensionen so viele Übernachtu­ngsgäste gezählt worden wie im vergangene­n Jahr. Es waren genau 451247 Gäste. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es nur 290370 Übernachtu­ngsgäste. Seither ist die Zahl konstant gestiegen. Innerhalb eines Jahrzehnts ist das ein Zuwachs um beträchtli­che 55 Prozent. Allein der Tourismus ist dafür aber nicht verantwort­lich. Erfasst sind in der Zahl auch die Geschäftsr­eisenden. Wichtig für das Tourismusg­ewerbe sind dabei auch die internatio­nalen Messen in Augsburg – die Schleiftec­hnik-schau Grindtec, die Aufzugsmes­se Interlift und die Americana für das Westernrei­ten.

Wann kommen die meisten Besucher nach Augsburg?

Eindeutig im Sommer. Die meisten Gästeankün­fte wurden voriges Jahr im Juli gezählt – in diesem Monat waren es 45907. Auf Rang zwei der besucherst­ärksten Monate liegt der September mit gut 44000 Ankünften. Flaute herrscht dagegen im Februar. Das war im vorigen Jahr mit gerade mal 28000 Übernachtu­ngsgästen der schwächste Monat.

Welche Rolle spielen Gäste aus dem Ausland für den Tourismus?

Etwa jeder vierte Gast (24 Prozent) in den Augsburger Hotels, Gasthöfen und Pensionen kam im vorigen Jahr aus dem Ausland. Gestiegen ist die Bedeutung der ausländisc­hen Gäste allerdings nicht. Vor zehn Jahren war ihr Anteil mit 26 Prozent sogar etwas höher als zuletzt. Die ausländisc­hen Gäste übernachte­n im Durchschni­tt 1,8 Tage in der Stadt. Das ist auch nur minimal mehr als bei Besuchern aus dem Inland, die durchschni­ttlich 1,7 Tage bleiben. In anderen bayerische­n Großstädte­n ist der Anteil der ausländisc­hen Gäste teils höher. In Nürnberg sind es gut 32 Prozent, in der Millionens­tadt München fast 46 Prozent.

Wie entwickelt sich der Dezember mit dem Christkind­lesmarkt?

Gut. Zuletzt kamen im Dezember rund 35600 Übernachtu­ngsgäste in die Stadt. So viele wie noch nie. Vor zehn Jahren waren es rund 23000 Gäste. Der Zuwachs im Dezember liegt in diesem Zeitraum bei 61 Pro- zent – und ist damit im Vergleich zum Rest des Jahres überdurchs­chnittlich hoch. Die Terrorgefa­hr scheint die Gäste nicht abzuschrec­ken, auch nach dem Anschlag auf den Weihnachts­markt in Berlin. Zwischen 2015 und 2016 stagnierte­n die Zahlen zwar kurz, danach sind sie aber wieder spürbar gestiegen. Die Auslastung der Betriebe lag im Dezember in Augsburg zuletzt bei 45 Prozent. Von einer Auslastung wie in Nürnberg mit seinem weltbekann­ten Christkind­lesmarkt können die Augsburger Hoteliers jedoch nur träumen. In Nürnberg sind die Betriebe in dieser Zeit zu 59,2 Prozent voll. Diesen Spitzenwer­t erreicht Augsburg in keinem Monat.

Eine Reihe neuer Hotels wurde in

den vergangene­n Jahren in Augsburg eröffnet. Weitere Häuser – etwa an der Wertachbrü­cke und im Textilvier­tel – sind geplant. Gibt es bald zu viele Hotels? Tourismusd­irektor Götz Beck sieht die Hotel-eröffnunge­n positiv. Er sagt, sie machen die Stadt für Gäste attraktive­r. Früher sei das Angebot zu klein gewesen. Die Statistik scheint ihm dabei recht zu geben. Die Zahl der Gästebette­n ist in der Stadt innerhalb von zehn Jahren um 38 Prozent auf jetzt 4600 gestiegen. Dennoch ist die Auslastung der Betriebe nicht gesunken, sondern dank der steigenden Gästezahle­n sogar besser geworden. Die Auslastung lag vor zehn Jahren im Durchschni­tt noch bei rund 41 Prozent, aktuell sind es fast 49 Prozent. In Nürnberg ist die Auslastung nahezu vergleichb­ar. In München sind die Hotels und Pensionen mit im Schnitt 60 Prozent noch einmal deutlich besser belegt.

Die Übernachtu­ngsgäste bleiben im Schnitt nur knapp 1,8 Tage. Ist das nicht sehr wenig?

Für Hotels wäre es besser, wenn die Gäste länger bleiben. Das reduziert Kosten, weil die Zimmer nicht jedes Mal komplett frisch hergericht­et werden müssen. Allerdings zeigt der Städteverg­leich, dass Augsburg gar nicht so schlecht dasteht. In Nürnberg bleiben die Gäste in etwa gleich lang wie in Augsburg. Und in München liegt die Verweildau­er mit zwei Tagen auch nicht viel höher. Dabei spielt die Landeshaup­tstadt mit mehr als sieben Millionen jährlichen Übernachtu­ngsgästen touristisc­h in einer ganz anderen Liga.

Auf welche Themen setzt die Stadt, um bei Touristen zu punkten?

Das Luther-gedenkjahr 2017 hat nach Ansicht von Tourismus-chef Götz Beck zu den guten Zahlen beigetrage­n. Dazu gab es unter anderem spezielle Führungen. Nachdem sich Gäste aus den USA mehrere Jahre lang rar gemacht hätten, seien sie nun wieder zurückgeke­hrt, sagt Götz Beck. Im Vergleich zum Vorjahr checkten 2017 fast 30 Prozent mehr Us-amerikaner in den Augsburger Hotels ein. Das Thema Luther habe Gäste aus dem protestant­isch geprägten Land offenbar angezogen. Auch 2018 soll der Reformator ein Thema bleiben. »Kommentar

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Viele Augsburg Besucher sind inzwischen auch mit dem Fahrrad unterwegs: So wie Brigitte und Thomas Sünder aus Heilbronn, die sich in der Tourismus Info am Rathauspla­tz informiert­en.

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