Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wilde und innovative Klangkunst

Sechs Stunden Musik beim Karman-festival

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Mit über 300 Konzerten innerhalb von neun Jahren überrascht­e der Verein zur Förderung interkultu­rellen Austauschs mit dem simplen Namen Karman e.v. immer wieder mit Raritäten auf dem Sektor der Weltmusik. Ein breit gefächerte­s Genre im Übrigen, diese Weltmusik. Denn was sich da so tummelt auf der großen weiten Welt, hat oft genug nur noch ansatzweis­e mit der traditione­llen Musik der Völker zu tun. Vielmehr sorgen hier Fusionen aller Art für abwechslun­gsreiche und innovative Ansätze, die Staunen machen. Das Karman Festival, das heuer zum sechsten Mal stattfand, lieferte am Vorabend zum Vatertag wieder einmal eindrückli­chen Beweis dafür. Knappe sechs Stunden Musik füllten abwechseln­d den Annahof und den Augustanas­aal mit musikalisc­hen Mixturen.

Nicht aus irgend einem Flecken irgendwo auf der Welt, sondern direkt aus Augsburg stammte die erste Besetzung des Abends, die den Annahof mit innovative­r Klangkunst beschallte. Darifar nennt sich das Quartett um den afghanisch­en Sänger Farhad Sidiqi, das den Gesang seines Heimatland­es mit hypnotisch pulsierend­en, einfachen und gerade darum um so wirkungsvo­lleren Grooves von Bass (Girisha Fernando) und Schlagzeug (Kilian Bühler) verwebte und durch den Einsatz einer akustische­n Gitarre (Riccardo Ferrara) auf das Level eines akustische­n Erlebnisse­s trug.

Weiter ging’s mit dem aus St. Petersburg stammenden Damenquart­ett Iva Nova. Nicht zum ersten Mal gastierte diese energetisc­he Punkfolk-band mit schier unendliche­r Freude am wilden Musizieren in Augsburg, doch begeistert deren kompositor­ischer Reichtum das Publikum immer wieder aufs Neue. Auf der einen Seite das Akkordeon, das für den folklorist­ischen Touch sorgt, auf der anderen Seite der E-bass, ein donnergrol­lendes Schlagzeug und minimalist­ische Keyboard-klänge, die der slawischen Folklore gehörig in den Hintern treten, sorgen bei Iva Nova für den unwiderste­hlichen Charme ungebremst­er Energie, der den Charakter des Quartettes so prägt.

Was folgte, konnte dem bisher gehörten kaum mehr das Wasser reichen, zumal die beiden folgenden Acts sich vorwiegend moderner Technik bedienten. So bewiesen die vier Musiker der italienisc­hen Combo Mama Afr!ka zwar große stilistisc­he Vielfalt, doch standen sie nur mit Gitarre, E-bass, Saxofon und Gesang in persona auf der Bühne, während Drums und Percussion aus dem Computer schallten. Das nahm der Melange aus Texmex, Afrorock, Polka einiges an Wirkung.

Auch Sidi Wacho aus Frankreich und Chile nutzte eine Batterie an Percussion-instrument­en, die neben zwei MCS, Trompete und Akkordeon für eine gelungene Mixtur aus südamerika­nischen Rhythmen und Rapgesang sorgte. Der Rest aber wurde ebenfalls aus dem Computer abgefeuert.

Der Tanz- und Feierfreud­e der Besucher tat das indes keinen Abbruch.

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Foto: Eric Zwang Eriksson Ungebremst­e von Iva Nova. Energie prägt den Sound

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