Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ants sind für die Raptors nur ein kleiner Happen

Football Warum die geplante Fusion zwischen den beiden Vereinen geplatzt ist und warum die Augsburger jetzt im Derby in der Bayernliga beim 57:0-Kantersieg klar dominierte­n

- VON ROBERT GÖTZ

Das Maskottche­n der Augsburg Raptors war in seinem blauen Raubdinosa­urier-kostüm nach dem Abpfiff am Spielfeldr­and vom Jubeln völlig erschöpft. Kein Wunder: Im Lokalderby der Football-bayernliga hatten die Gastgeber den Königsbrun­n Ants beim 57:0 (14:0, 27:0, 10:0, 6:0) nicht den Hauch einer Chance gelassen. Die Ameisen aus der Nachbarsta­dt waren am Muttertag auf der Anlage der TSG Augsburg nur ein kleiner Happen.

„Für uns war das ein Pflichtsie­g. Wir sind einfach in dieser Saison die bessere Mannschaft“, sagt Raptorsvor­stand Daniel Metzler ohne große Schadenfre­ude. Dabei hatte das Duell noch mehr Brisanz als sonst. Es war das erste Aufeinande­rtreffen, nachdem die Fusions-pläne beider Vereine am Veto der Mitglieder der Königsbrun­ner Ants Ende Oktober 2017 gescheiter­t waren.

Monatelang hatte Metzler mit seinem damaligen Vorstandsk­ollegen der Königsbrun­ner Ants, Christian Bertmann, den Zusammensc­hluss vorbereite­t, doch bei einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g der Ants war die Fraktion der Fusionsgeg­ner klar in der Mehrheit. Folge: Der Zusammensc­hluss wurde abgelehnt, Bertmann trat zurück. Peter Neuner, Gründungsm­itglied der Ants und langjährig­er Vorsitzend­er, sprang in die Bresche und führt jetzt den Verein. „Die Ants wären der große Verlierer der Fusion gewesen“, sagt der altgedient­e Football-funktionär.

Augsburg wäre der Spielort gewesen. Die Königsbrun­ner hatten Angst, dass ihr Vereinsgel­ände, das vor kurzem mit eigenem Vereinshei­m einen Kunstrasen-trainingsp­latz und Naturrasen-hauptspiel­feld für einem Millionenb­etrag durch die Stadt Königsbrun­n auf Bundesliga-niveau gebracht wurde, verwaist wäre. „Wir haben Voraussetz­ungen, die die meisten Erstligist­en nicht haben. Wir haben 30 Jahre gebraucht, um dorthin zu kommen. Warum hätten wir das hinschmeiß­en sollen?“, rhetorisch.

Allerdings liefen den Ants durch die monatelang­e Hängeparti­e viele Spieler weg. Das war im Derby unübersehb­ar. Die Raptors und die Ants spielen in dieser Saison zwar in einer Liga, aber ein Klassenunt­erschied wurde mehr als deutlich. „Wir sind in einem Übergangsj­ahr. Es wird schwierig, aber ich denke wir werden die Klasse halten“, sagt Neuner. „Auf die Schnelle Spieler zu finden, war nicht einfach. Aber jetzt alles fragt Neuner viele haben uns schon versproche­n: Wenn ihr drin bleibt, kommen wir nächste Saison zurück.“Allerdings mussten die Ants das Heimspiel am Sonntag gegen Tabellenfü­hrer Munich Cowboys II wegen Spielerman­gel erst einmal absagen. Neuners Blick geht eigentlich schon weiter in die Zukunft. Da baut er insbesonde­re auf den eigenen Nachwuchs: „Unser Jugendarbe­it wird bald Früchte tragen“, sagt er.

Er ist überzeugt, dass die Region auch zwei Football-vereine verträgt. „Beide Klubs nehmen sich nichts. Wir haben kein Problem mit den Raptors und es wäre schön gewesen, wenn sie zu uns rübergekom­men wären.“Eine Fusion, in der die Augsburger die Federführu­ng übernommen hätten, war für die Mehrzahl der Mitglieder im 35. Gründungsj­ahr aber nicht vorstellba­r.

Jahrelang waren die Ants in der Region das Football-aushängesc­hild, spielten sogar in der 2. Liga, ehe es nach unten ging und die früher belächelte­n Augsburger aufholten. In Augsburg stieg mit jedem sportliche­n Erfolg das Selbstbewu­sstsein. Darum ist Daniel Metzler immer noch überzeugt, dass die Fusion der richtige Weg gewesen wäre. Aber eben unter dem Dach der Raptors „Es wäre ein größerer Verein geworden, mit größeren Einflussmö­glichkeite­n auf die Football-region. Wir hätten alles verdoppelt, die Anzahl der Spieler, die Anzahl der Trainer, aber auch die der Funktionär­e. Die rationalen Gründe haben dafür gesprochen, aber die Gegner in Königsbrun­n haben auf emotionale­r Ebene gepunktet.“Jetzt werde man alleine den Weg nach oben gehen.

Die Play-offs sind in dieser Saison das Ziel. Die jeweils ersten beiden aus der Bayernliga Süd und Nord spielen über Kreuz den einen Aufsteiger in die Regionalli­ga, der dritthöchs­ten Liga in Deutschlan­d, aus. Der Raptors-kader ist mit 70 Spielern gut besetzt. Allerdings haben die Raptors in der Sechser-liga gegen die Bundesliga-reserve der Munich Cowboys schon beide Spiele verloren und liegen mit 6:4 Punkten auf Platz zwei. „Ich muss zugeben, wir haben die Cowboys II einfach unterschät­zt“, sagt Metzler. Die Münchner werden sich die Tabellenfü­hrung nicht mehr nehmen lassen. Die Raptors, die jetzt aufgrund des Spielplane­s vier Wochen Punktspiel­pause haben, werden sich wohl mit dem Erding Bulls (derzeit 4:0 Punkte) um Platz zwei balgen.

Der Regionalli­ga-aufstieg ist mittelfris­tig Pflicht. Potenzial ist da. Im Schnitt verfolgen rund 400 Zuschauer die Spiele, viele Fußball-bayern, oder Landesligi­sten würden sich die Finger nach solchen Zuschauerz­ahlen abschlecke­n.

Inzwischen dürfen die Raptors sogar auf dem Hauptfeld auf der Anlage der TSG Augsburg auflaufen. Der blaue Plastik-raptor vorneweg. Der „Raptorex“, der zur Zeit der Unterkreid­e im Gebiet der Volksrepub­lik China lebte, gehört übrigens zur Gattung der Raubsaurie­r. Die Ants bekamen das im Derby schmerzhaf­t zu spüren.

 ?? Foto: Thorsten Franzisi ?? Die Footballer der Augsburg Raptors haben in dieser Saison einiges vor: Sie wollen in der Bayernliga mindestens die Play offs zur Regionalli­ga erreichen.
Foto: Thorsten Franzisi Die Footballer der Augsburg Raptors haben in dieser Saison einiges vor: Sie wollen in der Bayernliga mindestens die Play offs zur Regionalli­ga erreichen.

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