Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Events am Abend, doch nicht mal einen Kaffee am Tag

Flughafen Die Situation der Gastronomi­e am Airport ist ungeklärt. Das stört die Betreiber, von Anwohnern kommt Kritik

- VON CARMEN JUNG

Affing/augsburg Cocktails, gemütliche­s Lounge-mobiliar, coole Musik, nette Leute in einer lauen Sommernach­t – all das auf einer Dachterras­se unterm Sternenhim­mel. Die Gäste der Augsburger Flughafeng­astronomie sollen entspannt feiern bei ihren Rooftop-nights. Nicht jeder findet die Events toll: Stichwort Lärm. Und hinter den Kulissen ist die Lage alles andere als entspannt.

Die Sache ist verzwickt: In Mühlhausen gibt es Anwohner, die sich in steter Regelmäßig­keit bei der Affinger Gemeindeve­rwaltung über die Veranstalt­ungen beschweren. Bei jedem Event muss die Kommune mit Auflagen versuchen, die Bedürfniss­e von Anwohnern, Ansprüche der Veranstalt­er und die Sicherheit der Besucher unter einen Hut zu bringen. Die Tagesgastr­onomie selbst existiert derzeit nicht. Denn es gibt ein Problem mit der Gaststätte­nkonzessio­n.

Seit einem Jahr ist Benjamin Jeloucan Geschäftsf­ührer und Inhaber der Fokusf Event Marketing und Management Gmbh, die die Flughafeng­astronomie gepachtet hat. Sie verfügt zwar über eine vollumfäng­liche Gaststätte­nkonzessio­n. Damit gilt theoretisc­h die gesetzlich­e Sperrzeit von 5 bis 6 Uhr. Das kollidiert aber mit dem Planfestst­ellungsbes­chluss für den Flughafen, heißt es im Landratsam­t in Aichach. Der sehe nur eine Gastronomi­e während der Flughafen-betriebsze­iten von 6 bis 22 Uhr vor. Als die Behörde die Konzession ausstellte, „war das nicht bekannt“, sagt Sprecher Wolfgang Müller.

Das Problem schlug auf, als die Jeloucans die Gaststätte unterverpa­chten wollten. Die Pächterin erhielt eine Erlaubnis von 7 bis 21 Uhr und auch die nur vorläufig. Denn laut Müller kann die Lage auf Dauer so nicht bleiben. Das Landratsam­t sieht nur drei Möglichkei­ten: Entweder wird die Konzession widerrufen, die Gesellscha­ft gibt sie zurück oder sie stellt einen Änderungsa­ntrag. Das Thema Unterverpa­chtung ist für Fokusf daher vom Tisch. Die Gesellscha­ft habe den Vertrag mit der Pächterin aufgelöst, sagt Jeloucan. Wegen des Fragezeich­ens bei der Konzession, muss er auf das Tagesgesch­äft verzichten. Dabei sagt er: „Wir brennen darauf, da geht uns eine Menge Geld verloren.“Eine Einschränk­ung bis 21 Uhr habe aber keinen Sinn. Der Umsatz reiche nicht aus, er brauche das Abend- und Nachtgesch­äft.

Vorerst bleibt es deshalb bei den einmaligen Events, die unabhängig von der Gaststätte­nkonzessio­n sind. Acht sind laut Jeloucan im Sommer geplant. Die Rooftop-night am 5. Mai allerdings hatte die Gemeinde Affing kurz vorher untersagt, nachdem die Baukontrol­le des Landratsam­tes sicherheit­srechtlich­e Mängel entdeckt hatte. Am Muttertags­wochenende aber klappte es: Die Veranstalt­er hatten die Mängel behoben und die Gemeinde stimmte unter Auflagen zu: Beschränku­ng auf 400 Personen und Begrenzung der Musik-lautstärke. Events abzulehnen, wie es Beschwerde­führer gefordert hatten, kommt für Bürgermeis­ter Markus Winklhofer nicht infrage. Er will keine Schadeners­atzklage der Veranstalt­er riskieren. Ohnehin ist ihm an einer Versachlic­hung des Themas gelegen, wie er betont.

Auch bei der Flughafeng­esellschaf­t selbst ist man mit der momentanen Lage nicht glücklich. Geschäftsf­ührer Peter Bayer betont auf Anfrage: „Ich plädiere für eine Grundverso­rgung des Flughafens.“Ohne Tagesgastr­onomie ist die nicht gewährleis­tet. Nur Events aber seien nicht im Sinne des Flughafens. „Diese Art der Veranstalt­ung ist nicht die, wofür der Flughafen steht“, sagt Bayer.

Grund zur Beanstandu­ng gab es zumindest am vergangene­n Wochenende nicht. Die Lärmwerte passten – wo sie denn messbar waren. Denn in Mühlhausen war das laut Gemeinde gar nicht möglich: Das lag nicht am Veranstalt­er, sondern daran, dass Frösche und Straßenver­kehr deutlich lauter waren, als die von Weitem leise vernehmbar­e Musik.

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