Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Heynckes gelingt ein starker Abgang
Jupp Heynckes hätte nach dem verlorenen Dfb-pokalfinale jeden Grund der Welt gehabt, sich zu ärgern. Zu lamentieren. Eine Verschwörung zu wittern, wie das einige seiner Kollegen regelmäßig so handhaben. Auf den Schiedsrichter zu schimpfen, der dem FC Bayern in der Nachspielzeit einen berechtigten Elfmeter verweigert hatte.
Und tatsächlich: Warum Felix Zwayer trotz Sichtung der Fernsehbilder nicht auf den Punkt zeigte, wird wohl das Geheimnis des Unparteiischen bleiben. Selbst Kevin-prince Boateng, der den Bayern-spieler Javi Martínez gefoult hatte, gab zu: Ein Strafstoß wäre berechtigt gewesen.
Weil nicht Bayern zum 2:2, sondern Frankfurt noch zum 3:1 traf, stand nach etwas mehr als 90 packenden Spielminuten fest: Die große Karriere von Jupp Heynckes endet mit einer Niederlage. Das muss auch jemand mit der Titelsammlung des Rheinländers erst einmal verdauen.
Heynckes zeigte in der letzten Partie seiner Laufbahn Größe. Er suchte die Gründe für die letztlich völlig verdiente Niederlage bei sich selbst und bei seiner Mannschaft, die es verpasst hatte, in Führung zu gehen. Der 73-Jährige betonte: „Es fehlte das Glück, aber das Glück muss man in einem solchen Spiel auch erzwingen. Man sollte anerkennen, dass Eintracht Frankfurt mit ihren Mitteln Pokalsieger geworden ist. Kompliment dafür.“Zur Verwirrung um den vorzeitigen Abgang der Bayernspieler bei der Titelehrung der Frankfurter bat Heynckes um Verzeihung: „Ich muss persönlich sagen, dass ich in diesem Moment überhaupt nicht dran gedacht habe, sonst hätte ich meine Mannschaft aufgefordert zu bleiben. Das war ein Missverständnis.“
Es war der Letzte von einigen Misstönen, die sich zum Ende hin im Verhältnis zwischen Team und Trainer eingeschlichen hatten. Aus dem Pokalfinale wird Thiagos offen zur Schau getragener Ärger über seine Auswechslung in Erinnerung bleiben. Zuvor hatte in einem der letzten Bundesligapartien Lewandowski eine Auswechslung ähnlich kommentiert. Es sind ungewöhnliche Disziplinlosigkeiten, die aber zum unguten Saisonende passen.
Dass er Respekt bezeugen kann, hatte Heynckes schon nach der frühzeitig gewonnenen Meisterschaft bewiesen: Als feststand, dass der Titel auch in dieser Saison nach München geht, hatte er sich öffentlich bei seinem Vorgänger Carlo Ancelotti bedankt. Bei jenem Trainer, dem die Führungsspitze der Münchner nach dessen Entlassung noch ein paar vergiftete Grüße hinterhergeschickt hatte, ihm Sturheit und Faulheit vorgeworfen hatte. Heynckes hat trotz der Niederlage in Berlin einen starken Abgang geboten. Das ist vielleicht mehr wert als ein weiterer Titel für den 73-Jährigen, der auch so zu den erfolgreichsten deutschen Fußball-trainern zählt.