Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Man muss nicht jede Rechnung akzeptieren
In Augsburg gab es vor zehn Jahren rund 113 000 Autos, aktuell sind es laut den amtlichen Statistiken knapp 135 000. Ähnliche Trends gibt es in anderen Städten vergleichbarer Größe. Viele Menschen wollen oder können auf das Auto nicht verzichten und nehmen für Mobilität auch negative Begleiterscheinungen in Kauf, zum Beispiel die Parkplatzsuche, die manchmal erfolglos bleibt oder im Risiko mündet, dass man abgeschleppt wird.
Selbst schuld, könnte man sagen, und hätte damit oft recht. Allerdings eben auch nicht immer. Um ein plastisches Beispiel zu wählen: Es macht einen Unterschied, ob jemand stundenlang eine Feuerwehreinfahrt zuparkt oder aufgrund einer Notsituation für ein paar Minuten auf einem Privatparkplatz steht, dabei aber niemanden wirklich stört. Immer nur „selbst schuld“zu sagen, ist eine weltfremde Haltung, die Menschen in der Regel auch nur so lange besitzen, bis es sie selbst mal betrifft.
Wenn private Firmen ein Geschäftsmodell daraus machen, auch kleinsten Unachtsamkeiten und Verfehlungen mit drakonischer Härte und hohen Forderungen zu begegnen, sollten Betroffene zumindest mal hinschauen, ob sich der Gang zum Anwalt lohnen kann. Oft genug sind diese Firmen nämlich selber nicht allzu enthusiastisch, wenn es darum geht, sich an alle Regeln und Vorschriften zu halten. Mit der überregional tätigen „Parkräume KG“aus München beschäftigte sich sogar der Bundesgerichtshof. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Abschleppdienste in privatem Auftrag bei Falschparkern keine unangemessen hohen Kosten geltend machen dürfen. Das Unternehmen wurde in etlichen Fällen zur Rückzahlung überhöhter Gebühren verdonnert.
Selbst schuld, könnte man sagen.