Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Man muss nicht jede Rechnung akzeptiere­n

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger allgemeine.de

In Augsburg gab es vor zehn Jahren rund 113 000 Autos, aktuell sind es laut den amtlichen Statistike­n knapp 135 000. Ähnliche Trends gibt es in anderen Städten vergleichb­arer Größe. Viele Menschen wollen oder können auf das Auto nicht verzichten und nehmen für Mobilität auch negative Begleiters­cheinungen in Kauf, zum Beispiel die Parkplatzs­uche, die manchmal erfolglos bleibt oder im Risiko mündet, dass man abgeschlep­pt wird.

Selbst schuld, könnte man sagen, und hätte damit oft recht. Allerdings eben auch nicht immer. Um ein plastische­s Beispiel zu wählen: Es macht einen Unterschie­d, ob jemand stundenlan­g eine Feuerwehre­infahrt zuparkt oder aufgrund einer Notsituati­on für ein paar Minuten auf einem Privatpark­platz steht, dabei aber niemanden wirklich stört. Immer nur „selbst schuld“zu sagen, ist eine weltfremde Haltung, die Menschen in der Regel auch nur so lange besitzen, bis es sie selbst mal betrifft.

Wenn private Firmen ein Geschäftsm­odell daraus machen, auch kleinsten Unachtsamk­eiten und Verfehlung­en mit drakonisch­er Härte und hohen Forderunge­n zu begegnen, sollten Betroffene zumindest mal hinschauen, ob sich der Gang zum Anwalt lohnen kann. Oft genug sind diese Firmen nämlich selber nicht allzu enthusiast­isch, wenn es darum geht, sich an alle Regeln und Vorschrift­en zu halten. Mit der überregion­al tätigen „Parkräume KG“aus München beschäftig­te sich sogar der Bundesgeri­chtshof. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Abschleppd­ienste in privatem Auftrag bei Falschpark­ern keine unangemess­en hohen Kosten geltend machen dürfen. Das Unternehme­n wurde in etlichen Fällen zur Rückzahlun­g überhöhter Gebühren verdonnert.

Selbst schuld, könnte man sagen.

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