Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die neue „1“
Kreuzfahrt Im so florierenden wie umkämpften Markt ist auch das neue „Mein Schiff“eine Nummer größer, hipper, schicker
/ Von Jochen Müssig Fenster zum Meer. Dort wird das Angebot ergänzt durch Neuheiten wie Flyletics, Gymnastik in einem an der Decke aufgehängten Tuch, oder Icaros, ein intensives Bewegungsprogramm mit 3D-animation. Die Arena ist nun geschlossen und dient für Basket-, Volley- oder Fußball, Spinning oder Übertragungen auf der großen Led-leinwand. Neu ist die Kletterwand, neudeutsch Boulder, drei Meter hoch und auch für Anfänger ein Spaß.
Vorne gilt das Schiff ja als „schön“(wegen des Spa) und hinten als „schwer“(wegen den Restaurants), es sei denn, man wählt das Restaurant „Ganz schön gesund“. Das ist neu auf der „1“, ebenso wie das „Lieblingsgerichte“, wo es Roulade oder Wiener Schnitzel gibt.
Das Premium-all-inclusive-angebot ist immer noch sehr gut, wenngleich es durch mehr und mehr Extraleistungen, die bezahlt werden müssen, etwas undurchsichtiger wird. In der Bierbar „Ebbe und Flut“sind zwar die Fish’n’chips kostenfrei, das Bier dazu muss man aber bezahlen. Es gibt inzwischen auch Entspannungsloungen, abgeschlossene, nicht einsehbare Muscheln, zum Meer hin jedoch offen, in denen man ungestört sein darf – allerdings für zwölf Euro am Seetag oder neun, wenn das Schiff liegt,
Im Casino ist die Bordkarte der Türöffner
und zwar pro Stunde. Trotzdem gehen immer wieder viele Gäste von Bord, die nach Ende ihrer Kreuzfahrt tatsächlich keinen Euro zusätzlich bezahlt haben …
Und sonstiges Neues? Nicht allzu viel: Eine zweite Bühne, die hauptsächlich mit ihrer unglaublichen 3D-akkustik punktet. Und im kleinen Casino bringt zwar kein Roboter die Kugel zum Rollen, aber dennoch ist alles vollautomatisch – mit der Bordkarte holt sein Spielguthaben, mit einem Handabdruck die Spielberechtigung und Jetons sind auch nicht mehr nötig.
Nach der Jungfernfahrt nach Norwegen geht’s weiter bis zum Nordkap und dann wieder in die Ostsee mit Danzig, Stockholm und Klaipeda in Litauen, dem Tor zur Kurischen Nehrung. Das sind 98 Kilometer Strand mit weißem feinen Sand, so weit das Auge reicht. Gefolgt von Tallinn, wo im kleinen E-estonia Skype und Hotmail erfunden wurden. Das Land hat den Zugang zum Internet zum Grundrecht erklärt, und jeder Einwohner hat eine digitale Identität, mit der er wählen oder Behördengänge vom Computer aus tätigen kann. Als Höhepunkt der Tour gilt St. Petersburg. Das dortige Weltkulturerbe besteht zwar aus 5500 Bauten, doch die Gunst der Passagiere beschränkt sich in der Regel auf zwei: Ermitage und Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer .