Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Opa, ein Verbrecher?
Tipp des Tages Filmemacherin geht auf Spurensuche in Nazi-universität
Arte, 21.45 Uhr Am Ende sind da 86 Leichen, zerteilt und in Flüssigkeit aufbewahrt. Sie sind der grausige Überrest eines Projekts im Namen der Wissenschaft. Dort, an der von Nazis gegründeten Reichsuniversität Straßburg, sollte in den 1940er Jahren eine Skelettsammlung mit den Knochen von Juden entstehen. Dutzende Kz-häftlinge mussten dafür sterben. Doch die Sammlung wurde nie Wirklichkeit.
Im November 1944 befreiten die Alliierten Straßburg von der Herrschaft der Nationalsozialisten – und beendeten auch die kurze Episode der Reichsuniversität. Sechs Semester reichten den dortigen Ärzten jedoch, um tödliche Menschenexperimente durchzuführen und eben auch den Plan der Skelettsammlung zu ersinnen. zeigt nun die Dokumentation „Forschung und Verbrechen“über das düstere Kapitel in der Geschichte der Uni. Darin begibt sich Filmemacherin Kirsten Esch auf eine ganz persönliche Spurensuche: Ihr Großvater, Johannes Stein, war Dekan der medizinischen Fakultät. Was wusste er? Diese Frage zieht sich durch den eher nüchtern gehaltenen Film, der gespickt ist mit Original-aufnahmen und in dem Historiker und Familienmitglieder zu Wort kommen.
Die Reichsuniversität Straßburg galt als Herzensangelegenheit Adolf Hitlers. Dort, in der elsässischen Stadt, die so oft zwischen deutscher und französischer Herrschaft hinund hergewechselt hatte, sollte ein Bollwerk „germanischen Denkens“entstehen. Zum Wintersemester 1941/42 – gut ein Jahr nach der Eroberung Straßburgs durch die deutsche Wehrmacht – wurde die dortige Uni als Reichsuniversität wiedereröffnet.