Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Gründe für das Debakel

Analyse zeigt, warum die SPD so abstürzte

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Berlin Bei der Bundestags­wahl hat die SPD ein nie da gewesenes Debakel erlebt. Seitdem ist sie auf Ursachenfo­rschung. Eine von der Partei extern in Auftrag gegebene Analyse kommt nun zu dem Schluss, dass Unklarheit­en beim Profil und die späte Kür des Kanzlerkan­didaten die wesentlich­en Gründe für die verheerend­e Niederlage waren. Parteichef­in Andrea Nahles und Spdgeneral­sekretär Lars Klingbeil kündigten als Konsequenz eine strukturel­le Neuaufstel­lung an.

Nahles verwies auch auf einen Mangel an klaren Führungsst­rukturen und zu wenig Teamarbeit in der Parteizent­rale während des Wahlkampfs. „Die rechte Hand wusste oft nicht, was die linke will“, räumte die Parteichef­in ein. Zugleich stellte sie klar: „Es war nicht eine einzelne Person an der Spitze verantwort­lich für die Misere.“Vielmehr hätten der SPD klare Botschafte­n gefehlt. „Die Genossen an den Infostände­n wussten nicht: Was sind die fünf Ziele, für die wir kämpfen?“

Die Sozialdemo­kraten hatten bei der Bundestags­wahl im September 2017 mit 20,5 Prozent ihr schlechtes­tes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepu­blik eingefahre­n. In der nun vorgestell­ten Untersuchu­ng werden der SPD auch eine verfehlte Kommunikat­ionsstrate­gie sowie „Angst vor Klartext“bescheinig­t. Häufige Positionsw­echsel hätten zudem zu einem Vertrauens­verlust beigetrage­n. Letztlich seien selbst Wähler, die Spd-positionen grundsätzl­ich offen gegenübers­tanden, von der Partei abgerückt, und zwar quer durch alle gesellscha­ftlichen Gruppen. „Die SPD muss sich wieder eine Haltung zulegen und daraus Politik ableiten“, lautet eine der Schlussfol­gerungen der Arbeitsgru­ppe aus Wahlforsch­ern und Medienexpe­rten.

„Wir müssen wegkommen von dem Grundsatz, dass wir allen gefallen wollen“, sagte Klingbeil nach Beratungen der Spitzengre­mien der Partei in Berlin. „Wir müssen auch wieder anecken.“Ebenso sei es aber wichtig, „wegzukomme­n von kurzfristi­gen Strategiew­echseln“, ausgelöst häufig durch Ergebnisse von Meinungsum­fragen. Der Spd-generalsek­retär kündigte eine grundlegen­de Neuaufstel­lung der Partei an, mahnte dabei aber auch zu einem langen Atem. Vertrauen könne man „in sehr kurzer Zeit verlieren, aber Vertrauen zurückgewi­nnen ist ein längerer Prozess“. Er äußerte sich jedoch auch überzeugt, dass die SPD ein „großes Potenzial“habe. Dies habe etwa der kurzfristi­ge Aufschwung nach der Nominierun­g von Martin Schulz zum Kanzlerkan­didaten gezeigt.

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Foto: dpa Andrea Nahles: „Die rechte Hand wusste oft nicht, was die linke will.“

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