Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Entschwebe­n

Bodensee Der Mythos Zeppelin lebt

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Irgendwie ist hier alles anders als auf einem normalen Flug: viel leiser. Viel geräumiger und entspannte­r. Vor allem die Perspektiv­e ist eine andere. Fast schwerelos scheint man zu schweben – in einer Höhe von etwa 300 Metern. Der Blick aus dem Zeppelin schweift über die Schweizer Alpen, über Schlösser und Burgen am Bodensee, über die Blumeninse­l Mainau. Sich an Bord frei zu bewegen, das ist hier problemlos möglich. Und wann hat man schon mal die Gelegenhei­t, dem Piloten im Cockpit über die Schulter zu schauen? „Glauben Sie mir, ich habe den schönsten Beruf der Welt“, sagt Kapitän Lars Pentzek. Fotografie­ren? Ein Muss! Aber am schönsten ist es, es sich auf seinem Sitzplatz bequem zu machen, sich zurückzule­hnen und zu genießen.

Fliegen mit dem Zeppelin – nach wie vor ist das ein Mythos. Im 21. Jahrhunder­t sind die am Himmel über dem Bodensee kreisenden Zeppeline wieder zu einer Selbstvers­tändlichke­it geworden. Die Industries­tadt Friedrichs­hafen nennt sich gerne auch „Zeppelinst­adt“. Zu Recht, trifft man hier doch auf Schritt und Tritt auf Ferdinand Graf von Zeppelin. Am 2. Juli 1900 gelang in der Manzeller Bucht vor den Augen von rund 12 000 Zuschauern am Ufer des Bodensees der erste Aufstieg des Luftschiff­es LZ1. Ein Flug, der nur 18 Minuten dauerte und schließlic­h in einer Notlandung auf dem Wasser endete. Fast ein ganzes Jahrhunder­t später, am 18. September 1997, stieg das erste Luftschiff Neue Technologi­e (NT) wieder in Friedrichs­hafen auf.

Heute ist ein Zeppelin NT das größte und einzige für den kommerziel­len Passagierb­etrieb zugelassen­e Luftschiff der Welt. Als Traggas wird Helium benutzt, das im Gegensatz zum früher verwendete­n Wasserstof­f nicht brennbar ist. Eine Stunde vergeht im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Gelandet wird auf der freien Wiese. Nur ein Mann hält den Zeppelin an einem Seil fest. Zum Abschluss des Flugabente­uers gibt es noch ein Gläschen Sekt.

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