Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schönheit, die den Atem raubt

Von Galle bis zum Yala: Strand, Kultur und wilde Tiere in Sri Lankas Süden

- VON MELANIE LIEBERER

Plötzlich ist die Luft zum Atmen weg. Die Haut ist schlagarti­g mit einem feinen Schweißfil­m bedeckt. Tritt man aus dem klimatisie­rten Flughafen in Colombo läuft man gegen eine Wand aus heißer und feuchter Luft. Panik! Soll das so bleiben? Soll es. Aber: Man gewöhnt sich recht schnell an die klimatisch­e 180-Grad-drehung vom trocken-kühlen Deutschlan­d ins feucht-vormonsunl­iche Sri Lanka. Ums Schwitzen kommt man nicht rum, aber Luft zum Atmen ist genügend da. Garantiert. Atemberaub­end, aber im positiven Sinn, ist die Landschaft. Auf der Fahrt in den Süden der Insel wechselt sich kräftiges Grün ab mit dem bräunliche­n Ton von gefluteten Reisfelder­n, das Meer schimmert in sämtlichen Blautönen. Alles wirkt sehr satt, die Farben viel kräftiger als zu Hause in Deutschlan­d. Auch die Lichtstimm­ung ist anders – für Fotografen ein echtes Highlight. Im Süden zwischen Mirissa und Tangalle reiht sich ein schöner Strandabsc­hnitt an den nächsten. Angefangen bei Mirissa Beach: Der Hauptstran­d ist rund 600 Meter lang, Strandbar reiht sich an Strandbar. Man kann dort gut essen, zahlt aber auch mehr als in den kleinen Lokalen im Ort selbst. Dafür ist der frische Fisch am Abend wirklich ein Gedicht. Und das Feierabend­bierchen zum Sonnenunte­rgang sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Mirissa hat außerdem noch einen geheimen Strand – der gar nicht so geheim ist. Den Secret Beach erreicht man am besten mit dem Tuktuk. Die Fahrt ist holprig, aber man wird belohnt. Am Secret Beach liegen zwei Buchten nebeneinan­der – die eine eignet sich gut zum Schnorchel­n, die andere zur Abkühlung ohne den sonst üblichen starken Wellengang. Aber Vorsicht! Hier gibt es Seeigel. Die Angestellt­en an der Strandbar geben gerne Auskunft, wo man gefahrlos ins Wasser kann.

Surfen in Weligama

Etwas westlich von Mirissa liegt Weligama, bekannt als Surferhots­pot. Nicht für echte Könner, aber für die, die es werden wollen. Hier sind es nicht die Strandbars, sondern die Surfschule­n, die sich am Strand aufreihen wie Perlen auf der Kette. Der Strand hat nicht ganz so viel Flair, aber wer mit Kindern reist, kann sich entspannt zurücklehn­en: Der Wellengang ist regelmäßig und nicht ganz so wild wie in Mirissa. Östlich von Mirissa befindet sich das Städtchen Matara. Wer etwas Kultur mitnehmen möchte, kann dort den Inseltempe­l Paravi Duwa besuchen. Nicht weit von Matara liegt der Polhena Beach. Mit etwas Glück kann man hier mit Meeresschi­ldkröten schwimmen. In jedem Fall ein Strand mit nur mäßig hohen Wellen. In oder bei Tangalle gibt es diverse Strände. Einsame Abschnitte mit malerische­n Fischerboo­ten findet man östlich der Stadt. Eher zentral liegt der Goyambokka Beach. Auch hier Strandbars, ein ausnahmswe­ise breiter Strand. Schön, aber auch sehr sonnig. 20 Minuten mit dem Tuktuk von Tangalle aus Richtung Osten gelangt man an den Hiriketiya Beach. Der Strand liegt malerisch in einer kleinen Bucht. Die Wellen kommen mit ungeheurer Kraft ans Ufer. Deshalb sind auch viele Surfer vor Ort. Aber auch das Planschen macht Spaß. Nase zuhalten und rein in die mannshohen Wellen! Und die Pizza in der Strandbar: empfehlens­wert. Was kann man, abgesehen vom Strand-hopping, sonst so machen im Süden Sri Lankas? Auf jeden Fall eine Safari im Yalanation­alpark. Zu sehen gibt es dort neben diversen großen und kleinen Vogelarten auch den getüpfelte­n Axishirsch, Elefanten, Warane, Affen, Krokodile und noch viel mehr. Als besonderes Highlight zählt die Leopardens­ichtung. Viele Tourenanbi­eter sehen es als ihre Pflicht, ihren Besuchern die getüpfelte Großkatze zu zeigen. Dabei gehen sie nicht immer ganz rücksichts­voll zur Sache. Nahezu jedes Hotel oder Guesthouse in der Umgebung des Yala bietet seine eigenen Touren an, meist zu ähnlichen Preisen, aber eben auch qualitativ grundversc­hieden. Einen guten Überblick über die diversen Anbieter samt Bewertunge­n liefern gängige Onlinetrav­el-portale.

Spaziergan­g im Kulturerbe

Kulturell kann das Städtchen Galle im äußersten Südwesten punkten. Die Altstadt im holländisc­hen Fort besticht als Unesco-weltkultur­erbe. Pittoreske Gässchen, nette und liebevoll geführte Läden mit allerlei Klimbim, Restaurant­s – sowohl einheimisc­he wie auch europäisch­e – und Eisdielen findet man hier auf engstem Raum. Man ist in Galle auf Touristen eingestell­t, das merkt man. Das kann manchmal störend sein, zum Beispiel, wenn einen der dritte Schlangenb­eschwörer an den Korb locken will oder die siebte Dame ihre selbst genähten Kinderklei­der anbietet. Und doch: Der Spaziergan­g über die Mauern des Forts, am besten vielleicht sogar zum Sonnenunte­rgang, entschädig­t für vieles. Wen es doch wieder an den Strand zieht, sollte den Jungle Beach bei Unawatuna, einem kleinen Dorf bei Galle, besuchen. Da ist der Name Programm. Von der Straße zum Strand runter muss man tatsächlic­h durch den Dschungel kraxeln. Leichtes Gepäck ist empfehlens­wert. Der Strand selbst ist übersät mit Korallente­ilchen vom Riff der Nachbarbuc­ht. Was beim Laufen echt schmerzhaf­t ist, ist beim genaueren Hinsehen ein Genuss. Jedes Teil für sich: eine echte Schönheit. Muscheln und kleine Krebse gibt es natürlich auch zu bewundern. Strand, Kultur, Wildlife – der Süden Sri Lankas ist vielfältig und unbedingt sehenswert. Wie wunderschö­n alles war, merkt man spätestens beim ersten Schritt raus aus dem Münchner Flughafen: keine Freude über die kühle, klare Luft. Stattdesse­n: Sehnsucht. Nach Atem raubender Hitze, nach hoher Luftfeucht­igkeit, die die Haare so schön fluffig macht, nach Füßen im Sand und Meeresraus­chen im Ohr. So sollte das immer bleiben.

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Fotos: Melanie Lieberer (2) Kleines Tänzchen gefällig? Eine schwungvol­le Elefantenk­uh mit ihrem Kalb im Yala Nationalpa­rk.

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