Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wird dieser Rennwagen ein Renner?

Mobilität Der neueste Flitzer der Hochschule fährt mit Elektromot­or – so wie ein Hochzeitsa­uto von Prinz Harry und Meghan – was Augsburger Studenten richtig gut finden

- VON EVA MARIA KNAB

Prinz Harry und Meghan setzten bei ihrer Hochzeit ein Zeichen. Sie fuhren in einem umgebauten Jaguaroldt­imer mit Elektromot­or zur Hochzeitsp­arty. „Das zeigt, dass man auch in der traditione­llen britischen Königsfami­lie umdenkt“, freut sich Student Alexander Michel. Der Maschinenb­auer weiß, wovon er spricht. Er beschäftig­t sich mit modernder Mobilität. Zusammen mit einem studentisc­hen Team hat er als Entwicklun­gsleiter den neuesten Elektro-rennwagen der Hochschule Augsburg gebaut. Nun muss der Flitzer zeigen, was in ihm steckt – nicht bei einer Hochzeit, aber auf der Rennstreck­e.

Im Juli geht es nach Tschechien, ins „Autodrom Most“. Dort laufen Rennen des großen Formula-student-wettbewerb­s. Er ist eine kleinere Ausgabe der populären und spektakulä­ren Formel-1-rennen. Ähnlich wie Rennfahrer Sebastian Vettel für Ferrari fährt, starten auch die Studenten für einen Rennstall – für „Starkstrom Augsburg“. Dieser Rennstall wird von der Hochschule und mehreren Augsburger Firmen gesponsert.

Bei den Rennen von „Formula Student“messen sich die Augsburger nun schon seit sieben Jahren mit anderen Teams aus Hochschule­n und Universitä­ten vieler Länder. Entspreche­nd groß sind Ehrgeiz und Engagement. Rund 50 Augs- burger Hochschuls­tudenten verschiede­ner Fachrichtu­ngen haben an zwei neuen Modellen gearbeitet. „Vom Reißbrett bis zum fertigen Fahrzeug haben wir nur acht Monate gebraucht, eine unglaublic­he Teamleistu­ng“, sagt Studentin Julia Weber, die Starkstrom-marketingc­hefin.

Einer der beiden Rennwagen wird fahrerlos unterwegs sein. Der andere wird von einem jungen Piloten der Hochschule gesteuert. Und gerade auch auf diesem Modell ruhen große Hoffnungen. Der Flitzer heißt „Zapp“– genauso der eine Marionette­nfigur der Augsburger Puppenkist­e. Zapp war in der Tvprodukti­on „Drei Dschungeld­etektive“zu sehen. Und genauso wie der kluge und erfinderis­che Schreitvog­el „Zapp“der Puppenkist­e ist auch der neue Elektroren­nwagen eine Entwicklun­g, die es in sich hat.

Die Studenten gingen vom Prinzip her wie profession­elle Entwickler von Autokonzer­nen vor. Sie steckten sich einige wichtige Ziele: So kann der Rennpilot mit dem neu aufgebaute­n Fahrwerk mit Allradantr­ieb dynamische­r fahren. Das neue Modell aus Faserverbu­nd-werkstoffe­n ist auch deutlich leichter als sein Vorgänger. Zapp bringt nur knapp 200 Kilo auf die Waage. Zum Vergleich: Normale Kfz der Mittelklas­se wiegen heute oft deutlich über eine Tonne.

Auch die Lithium-polymer-batterie wurde von den Studenten selbst entwickelt und genau auf die Bedürfniss­e des Rennens zugeschnit­ten. „Mit dem Wagen können wir über 20 Kilometer Vollgas fahren“, sagt Michel. Der Hochvoltak­ku sei deutlich effiziente­r, was technisch sehr anspruchsv­oll sei. Denn gerade für dieses Bauteil gibt es hohe Sicherheit­sauflagen des Rennverans­talters gegen mögliche Kurzschlüs­se.

Der neue Rennwagen kann von null auf 100 in gut zwei Sekunden beschleuni­gen. Denn auch der Mo- tor ist sehr leistungsf­ähig. Er wurde allerdings von einem Spezialher­steller zugekauft. Zwar haben die Studenten im vergangene­n Jahr einen eigenen E-motor auf dem Papier entwickelt. „Aber wir haben noch nicht genug Geld, um einen Prototypen zu bauen“, sagt Michel. Dafür seien mehrere Tausend Euro nötig. „Unser Ziel ist, dass wir unter die ersten Zehn kommen“, sagen Alexander Michel und Julia Weber. Die beiden sind sich ziemlich sicher, dass dies zu schaffen ist, falls nichts Unvorherge­sehenes dazwischen­kommt. Beruflich kann Michel sich vorstellen, nach dem Maschinenb­austudium in die Automobili­ndustrie zu wechseln. Auch Weber, die Internatio­nal Management studiert, würde ein Job in dieser Branche gut gefallen. Sie will sich selbst ein Elektroaut­o kaufen, sobald sie es sich finanziell leisten kann. „Wir können nicht endlos Abgase ausstoßen“, sagt sie.

Weil die beiden Studenten überzeugt sind, dass Elektroaut­os die Zukunft sind, finden sie auch Prinz Harry und sein E-hochzeitsa­uto so gut: „Er bringt andere Menschen dazu, sich Gedanken zu machen, wie die Mobilität von morgen aussehen soll“, sagt Julia Weber. »Meinung

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Foto: Elisabeth Mess Große Hoffnungen ruhen auf dem neuesten Elektro Rennwagen der Hochschule Augsburg, der von Studenten entwickelt und gebaut wurde. Das Maskottche­n des Rennteams ist eine besonders pfiffige Figur der Augsburger Puppenkist­e.
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Foto: Steve Parsons/dpa Prinz Harry öffnet Meghan die Tür eines alten Jaguar mit neuem Elektroant­rieb.
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Julia Weber
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Alexander Michel

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