Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Auf und Ab zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer in der Flüchtling­spolitik

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Die Flüchtling­skrise 2015 In der Flüchtling­skrise wird Horst Seehofer zu einem der schärfsten Widersache­r von Kanzlerin Angela Merkel. Im September 2015 übt der damalige bayerische Ministerpr­äsident heftige Kritik an Merkels Entscheidu­ng, in Un garn gestrandet­e Flüchtling­e nach Deutschlan­d einreisen zu lassen: „Das war ein Fehler, der uns noch lange beschäftig­en wird.“Seehofer droht Mer kel im Oktober mit dem Gang vor das Bundesverf­assungsger­icht, falls der Bund den Flüchtling­szuzug nicht ein dämmen sollte. Er fordert eine Ober grenze für die Aufnahme von Flücht lingen – ein Thema, das bis zu den Ko alitionsve­rhandlunge­n nach der Bun destagswah­l 2017 für Zündstoff sorgen wird.

Eklat in München Auf dem CSU Parteitag im November 2015 kommt es zum Eklat: Die als Gastredner­in ein geladene Kanzlerin lehnt die von der CSU geforderte Flüchtling­s Obergrenze ab – und wird daraufhin von Seeho fer auf offener Bühne scharf kritisiert. Es ist eine schwere Demütigung der Kanzlerin, die mit versteiner­ter Miene neben Seehofer steht.

Konkrete Obergrenze Seehofer for dert erstmals eine konkrete Ober grenze von 200 000 Flüchtling­en pro Jahr. Merkel ist strikt dagegen.

Die „Herrschaft des Unrechts“Ringen um den Kurs in der Flücht lingspolit­ik legt Seehofer im Februar 2016 nach. „Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung, es ist eine Herrschaft des Unrechts“, sagt er in einem Interview. Im Novem ber nimmt Merkel erstmals nicht an einem CSU Parteitag teil.

Bundestags­wahl 2017 Schon im November 2016 macht Seehofer eine Begrenzung der Zuwanderun­g zur Bedingung für eine Regierungs­betei ligung. Eine Obergrenze für Flüchtling­e findet sich im Wahlprogra­mm der Union nicht, das im Juli vorgestell­t wird. Sie wird im gesonderte­n „Bayern plan“der CSU festgehalt­en. Einen Mo nat nach der Bundestags­wahl ver ständigen sich CDU und CSU auf das

Ziel, maximal 200 000 Flüchtling­e pro Jahr aufzunehme­n. Das Wort „Ober grenze“taucht nicht auf. ● Der Islam und Deutschlan­d Kaum Innenminis­ter, sorgt Seehofer im März mit der Äußerung für Aufsehen, der Islam gehöre nicht zu Deutsch land. Merkel widerspric­ht öffentlich. ● Abweisung von Flüchtling­en an

der Grenze In seinem „Masterplan Migration“will Seehofer eine Abwei sung bestimmter Flüchtling­e an der Grenze festschrei­ben. Merkel lehnt na tionale Alleingäng­e ab – die Präsen tation des Masterplan­s wird abgesagt. Zum gestrigen Integratio­nsgipfel im Kanzleramt schickt Seehofer einen Staatssekr­etär. (afp, dpa)

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