Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aquarius nimmt Kurs auf Valencia

Hafenstadt verspricht warmen Empfang

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Das Drama um das internatio­nale Rettungssc­hiff Aquarius hat in Spanien eine Welle der Hilfsberei­tschaft ausgelöst. Mehr als 200 spanische Kommunen erklärten sich spontan bereit, die 629 Migranten, die am Wochenende von der Aquarius vor der Küste Libyens aufgenomme­n worden waren, mit offenen Armen zu empfangen. Das Schiff befindet sich inzwischen auf dem Weg zum spanischen Hafen Valencia. Italien und Malta hatten der Aquarius nicht erlaubt, in ihren Häfen anzulegen. Am Rathausbal­kon in der spanischen Mittelmeer­stadt Valencia, wo die Ankunft der Aquarius am Samstag erwartet wird, weht ein großes Willkommen­stranspare­nt mit der Aufschrift: „Valencia, Stadt der Zuflucht.“

Die Aquarius hatte zwischen Italien und Libyen 229 Menschen aus Seenot gerettet. Zudem hatte sie auf Anweisung der italienisc­hen Seenotzent­rale weitere 400 schiffbrüc­hige Migranten von der Küstenwach­t und von Handelssch­iffen übernommen. Wenig später hatte Italiens rechtspopu­listischer Innenminis­ter Matteo Salvini der Aquarius die Anfahrt italienisc­her Häfen verwehrt. Daraufhin hatte Spaniens sozialisti­scher Regierungs­chef Pedro Sánchez den Hafen Valencias angeboten. Nach der Aufnahme von Proviant und Trinkwasse­r nahm die Aquarius in der Nacht zum Mittwoch Kurs auf Spanien. Begleitet wird sie von zwei italienisc­hen Marineschi­ffen. Vor Beginn der dreitägige­n Fahrt nach Spanien waren die 629 Flüchtling­e aus Sicherheit­sgründen auf diesen drei Schiffen verteilt worden. Auf der Aquarius wurden 106 Migranten untergebra­cht, auf den beiden italienisc­hen Schiffen die übrigen mehr als 500 Schiffbrüc­higen.

Jetzt bekommt im Mittelmeer ein weiteres deutsches Hilfsschif­f die neue harte Linie von Salvini zu spüren. Das Rettungssc­hiff Sea Watch 3 bekam bisher keine Erlaubnis, 41 Überlebend­e eines Bootsunglü­cks und die Leichen von zwölf Ertrunkene­n zu einem italienisc­hen Hafen zu bringen. Die schiffbrüc­higen Migranten und Toten waren von dem Us-kriegsschi­ff „USNS Trenton“am Dienstag vor der Küste Libyens geborgen worden. „Das Kriegsschi­ff hat uns um Hilfe gebeten und gefragt, ob wir die 41 Überlebend­en an einen sicheren Ort bringen können, aber wir haben immer noch keine Antwort aus Italien, ob wir das dürfen“, twitterte am Mittwoch die deutsche Hilfsorgan­isation Seawatch, die ihren Sitz in Berlin hat.

Innenminis­ter Salvini hatte bereits am Montag nach dem Hafenboyko­tt für die Aquarius angedeutet, dass die Hilfsorgan­isation Seawatch künftig ebenfalls unerwünsch­t sei: „Auch die Sea-watch 3 wartet vor der libyschen Küste darauf, die zigste Ladung Einwandere­r nach Italien zu bringen. Es reicht. Italien hat aufgehört zu gehorchen.“

Währenddes­sen sorgte das Hafenverbo­t für die Aquarius für Streit zwischen Rom und Paris. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hatte Italien „Zynismus und Verantwort­ungslosigk­eit“vorgeworfe­n und verlangt, das internatio­nale Seerecht zu achten. Daraufhin bestellte Italiens Regierung den französisc­hen Botschafte­r ein, um gegen diese Äußerungen zu protestier­en.

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Foto: dpa Die Aquarius hält Kurs auf die spanische Hafenstadt Valencia.

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