Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit dem „Bullen“kam der Erfolg

Künstlerka­rrieren (29) Der Schriftste­ller Franz Dobler veröffentl­icht seit 30 Jahren Bücher. Es gab Zeiten, da musste er durch andere Jobs dazuverdie­nen. Dann landete er einen Bestseller

- VON MIRIAM ZISSLER

Augsburg Franz Dobler hat in den vergangene­n Monaten viel in Klammern geschriebe­n. Es waren nicht kleine Zusatzinfo­rmationen, mit denen Journalist­en manchmal Situatione­n in Interviews beschreibe­n: etwa „(lacht)“oder „(lacht laut)“. Es waren ganze Abhandlung­en. Mit dem in Klammern Gesetzten hat Dobler Atmosphäri­sches beschriebe­n, Charaktere und Hintergrün­de erläutert. Im Auftrag des

verfasste er ein Hörspiel.

Es ist nicht das erste Drehbuch, das der 58-jährige Schriftste­ller für eine Radiosendu­ng geschriebe­n hat, genauso wenig, wie die beiden erfolgreic­hen Fallner-geschichte­n seine ersten Romane waren. Dobler veröffentl­ichte bereits vor 30 Jahren sein erstes Buch. Viele weitere folgten. Manche fanden den Zuspruch der Leser, manche nicht. Letzteres war für Dobler nie ein Grund hinzuwerfe­n, er machte einfach weiter: schrieb weiter Romane und Radiotexte, hielt weiter Lesungen und legte als DJ auf.

Und auch, wenn er schon immer „alles gemacht“hat, wie er gerne betont, ist heute doch etwas Entscheide­ndes anders. „Jetzt kann ich mich auf Sachen konzentrie­ren, die ich machen will. Ich bin freier.“Dobler hat immer einen Auftrag in der Warteschle­ife, meistens sind es zwei oder drei Projekte, mit denen er sofort loslegen könnte. Als Nächstes will er an einem Gedichtban­d arbeiten – oder an einem neuen Roman. Der Klett-cotta-verlag hat ihm grünes Licht für beide Projekte gegeben und ihm überlassen, was er als erstes anpackt. Unzufriede­n ist er also nicht mit seiner momentanen Lebenssitu­ation. Müsste er sie in einer Klammer beschreibe­n, würde da wohl stehen: (läuft gut).

Dobler ist in Schongau aufgewachs­en und hat früh mit dem Schreiben begonnen. Erst bei der Lokalzeitu­ng seiner Heimatstad­t, später schrieb der Musikliebh­aber für die und das Magazin für Popkultur In den 80ern lebte er in München. Dort half er von 1983 bis 1989 bei der Organisati­on des Literaturf­estivals „Sage & Schreibe“mit. „Das war eine tolle Zeit, das war Punk“, sagt er. Man war frei, erhielt zwei, drei Mal eine kleine Unterstütz­ung des Kulturrefe­rats und behalf sich ansonsten mit seiner Do-it-yourselfei­nstellung. Für Dobler waren diese Abende Abenteuer. „Wir konnten uns austoben“, erinnert er sich.

Seit 1991 wohnt er in Augsburg. Er ist verheirate­t, Tochter Pola lebt inzwischen in München. München oder Augsburg – für ihn macht das keinen großen Unterschie­d. „Mün- chen ist für mich keine andere Welt. Die Stadt ist einfach größer.“Auch in Augsburg tobt er sich aus – literarisc­h und musikalisc­h. Er mag die Abwechslun­g: Er schreibt über Johnny Cash, über sich, über den alternativ­en Münchner Buch- und Musikverla­g Trikont, er schreibt Erzählunge­n, Krimis, Gedichte. Und wenn er nicht gerade an einem Projekt arbeitet, schreibt er Ideen auf einen Zettel und legt sie in eine Kladde.

Vor dem Erscheinen der Fallnerges­chichten gab es auch Durststrec­ken. Da arbeitete er als Spüler in der Kulperhütt­e, einem beliebten Augsburger Ausflugslo­kal an der Wertach. Dobler kennt beide Seiten des Künstlerda­seins. Der Spaß daran ging ihm nie verloren. Auch nicht, vor Publikum aufzutrete­n. Nicht die Unterhaltu­ng reizt ihn, die Auseinande­rsetzung mit den Besuchern ist es, die ihn immer wieder eine neuen Veranstalt­ung organisier­en und ihn immer wieder Ja zu einem neuen Projekt sagen lässt. „Ich finde es selber nicht so spannend, 20 Mal denselben Text zu lesen. Ich bin ja kein Vorleser. Es gibt andere Gestaltung­smöglichke­iten: Sachen, die währenddes­sen passieren können, Zwischenru­fe.“

In der jetzt zu Ende gehenden Spielzeit veranstalt­ete er gemeinsam mit seinem Freund, dem Münchner Autor Friedrich Ani, das „Bennoohnso­rg-theater“im Augsburger Hofmannkel­ler. In der launigen Literaturr­unde wurden Gäste eingeladen, Texte und Musik präsentier­t. Dabei blieb Zeit zur zum Philosophi­eren, über Alltäglich­es und Grundlegen­des zu reden. Friedrich Ani ist inzwischen ausgestieg­en. „Ihm war das zu stressig“, sagt Dobler. Ob er das Format in der kommenden Spielzeit weiterführ­en wird, weiß er noch nicht. Wenn nicht, kommt etwas anderes.

Die Öffentlich­keit ist für ihn nicht alles. Viele Jahre besuchte Dobler die Jugendlich­en, die in einem Jugendgefä­ngnis in Augsburg einsaßen, um mit ihnen über Texte zu sprechen. Heute engagiert er sich im Augsburger Flüchtling­srat. Umgekehrt hat die Öffentlich­keit in den vergangene­n Jahren mehr und mehr Notiz von dem Schriftste­ller genommen. Feuilleton­s und Leser waren gleicherma­ßen angetan von seinen beiden Kriminalro­manen „Ein Bulle im Zug“(ein Verkaufser­folg, für den er 2015 den Deutschen Krimi-preis erhielt) und „Ein Schlag ins Gesicht“: Der viel beschriebe­ne Dobler-sound, die schnörkell­ose Schreibe, die mal tiefgründi­g, mal verzweifel­t und auch mal komisch ist und so den Leser packt, hatte ihre Fans gefunden.

Deswegen ist es nicht verwunderl­ich, dass es einen dritten Roman über den Ex-kommissar Fallner gehen wird. Wann, das weiß Dobler allerdings noch nicht. Er hat keine Eile, keinen Zwang, schnell ein weiteres Abenteuer des beliebten Kommissars nachlegen zu müssen. Im Gegensatz zu anderen Krimi-reihen will er Fallner kein festes Profil verpassen. „Es ist keine Person, die immer gleich handeln muss.“Franz Dobler ist das auch nicht.

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Foto: Silvio Wyszengrad „Jetzt kann ich mich auf Sachen konzentrie­ren, die ich machen will“: Schriftste­ller Franz Dobler.
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