Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kritische Kunst hat ihren Preis

Art Basel Die Messe verzeichne­t wieder einmal Verkäufe in Millionenh­öhe. Welche Künstler sind gefragt?

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Basel Sie glänzt und glitzert und besteht aus 40 000 Schusspatr­onen, die auf den Besucher gerichtet sind. Robert Longo hat aus ihnen eine Kugel gebildet, die auf der Art Basel eines der beliebtest­en Smartphone-motive ist. Mit „Death Star II“spielt der amerikanis­che Künstler auf die zunehmende­n Amokläufe und Massenschi­eßereien in den USA an. Für 1,5 Millionen Euro wurde die schillernd­e Kunstkriti­k noch vor der Publikumse­röffnung der Art Basel an diesem Donnerstag verkauft.

Den Trend zur Repolitisi­erung der Kunst illustrier­en auf der Art Basel auch hunderte Schuhputze­rschachtel­n aus Ghana des afrikanisc­hen Künstlers Ibrahim Mahama und die Installati­on „Freiheit kann man nicht simulieren“von Rirkrit Tiravanija in der Galerie Neuger/ Riemschnei­der aus Berlin. Hochaktuel­l auch die Videoinsta­llation „Incoming“von Richard Mosse, der mit einer Wärmebildk­amera, wie sie vom Militär benutzt wird, Rettungsak­tionen und Lebensbedi­ngungen von Migranten zeigt.

Man habe wieder viele politische Statements auf der Messe vertreten, sagt der Direktor der Weltmesse für moderne und zeitgenöss­ische Kunst, Marc Spiegler. Bis noch vor zwei Jahren etwa wurde auf der alljährlic­hen Pressekonf­erenz der weltweit größten Branchenme­sse lieber von neuen Kunstmärkt­en statt von Politik geredet. Ob das Comeback der kritischen Kunst auf der Art Basel nur ein Instrument im Rennen um die Top-position im Kunst-business ist, bleibt abzuwarten. Auch die #Metoo-debatte ist in Basel eingezogen, wie das Talkprogra­mm der Art Basel zeigt. Die Kunstwelt sei im Wandel begriffen, sagt Spiegler. Wie der Direktor erläutert, sind auf der Messe etwa 30 Prozent der Galerien im Besitz von Frauen. Zu ihnen gehören etwa Helga de Alvear (Madrid), Marianne Boesky (New York) und Nathalie Obadia (Paris).

Innerhalb weniger Stunden wurden bereits am Dienstag auf der Artbasel-preview für Sammler und VIPS wieder dicke Geschäfte abgeschlos­sen. Die ersten Verkäufe der insgesamt 290 Galerien aus 35 Ländern wurden fast im Minutentak­t bekannt. Die Nische der Pace Gallery aus New York war fast ausverkauf­t. Den Besitzer wechselten Werke von Lee Ufan, Robert Ryman und ein Gemälde von David Hockney für 2,1 Millionen Euro. Auf der bis 17. Juni dauernden Art Basel werden rund 4000 Künstler gezeigt, darunter Klassiker der Moderne und Stars der zeitgenöss­ischen Szene wie Ai Weiwei, Jeff Koons und Damien Hirst. Wie Art-baselchef Spiegler erklärt, verzeichne­ten die Galerien 2017 einen Umsatz, der über der 50-Millionen-dollargren­ze lag.

Bei der Zürcher Galerie Gmurzynska wechselte für 900000 Euro ein Gemälde von Roberto Matta den Besitzer, ein Picasso war für acht Millionen Euro reserviert. Zu den Schätzen der Galerie zählte auch eine der wenigen „Schachteln im Koffer“von Marcel Duchamp. Das tragbare Mini-museum mit kleinen Reprodukti­onen seiner bekanntest­en Werke, darunter das berühmte Pissoir, stand aber zunächst noch für 1,3 Millionen Euro zum Verkauf.

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Foto: Glaubitz, dpa Beliebtes Schuss Motiv in Basel: Robert Longos „Death Star II“.

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