Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gelehrter alten Schlages
Helmut Koopmann feiert 85. Geburtstag
Generationen von Germanisten sprechen mit Hochachtung von ihm: Der Literaturwissenschaftler Prof. Helmut Koopmann ist längst in die Reihe der Doyens des Faches aufgestiegen. Heute wird der Gelehrte alten Schlages, der mit stupender Belesenheit und mit Redekunst voller Esprit glänzt, 85 Jahre alt – geboren am 15. Juni 1933 in Bochum.
Noch immer steht er im Saft, beim jüngsten Augsburger Brechtfestival näherte sich Koopmann in der Philosophischen Lounge Brecht als Denker. Ihm ist vergönnt, was Bert Brecht versagt blieb, nämlich auch ein beachtliches Alterswerk zu schaffen. Im Jahrestakt bringt Helmut Koopmann neue Studien heraus, so über Goethe und Friederike Brion (2014), Schiller und die Folgen (2016), „Bösartigkeiten und Einsprüche“in Brechts Werk (2017). Fast alle Spezialgebiete des Literaturwissenschaftlers sind damit genannt: die deutsche Klassik und das frühe 19. Jahrhundert („Das Junge Deutschland“) mit Heine, Kleist und Eichendorff, Bertolt Brecht sowie Thomas und Heinrich Mann. Mit seinen Editionen „hat Helmut Koopmann Maßstäbe gesetzt“, sagt sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl, Prof. Matthias Mayer.
Seine Bücher und Aufsätze erlangten Aufmerksamkeit in der ganzen Welt. Davon zeugen Gastprofessuren in Italien, Indien, den USA, China, Japan und vor allem in Südafrika, wo er Ehrendoktor der Rand Afrikaans University in Johannesburg ist. An die Uni Augsburg kam der Schüler des berühmten Germanistin Benno von Wiese 1974 und blieb ihr trotz ehrenvoller Rufe anderer Hochschule bis zur Emeritierung 2001 treu.
In der Fuggerstadt erwarb sich Koopmann einen großen Hörerkreis bei seinen ebenso hochgelehrten wie unterhaltsamen Vorträgen. Er profilierte Augsburg als Literaturstadt, als wissenschaftlicher Berater formte er die jährlichen Literaturfestivals, war Juror des Bertolt-brechtpreises und holte literarische Persönlichkeiten wie Wolf Biermann, Marcel Reich-ranicki und Siegfried Unseld in die Stadt.