Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Reichsbürger: Allgäuer Bürgermeisterin suspendiert
Disziplinarverfahren Landesanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass Bolsterlangs Rathauschefin der Bewegung nahesteht
Bolsterlang Die Landesanwaltschaft Bayern hat am Dienstag Bolsterlangs Bürgermeisterin Monika Zeller (Freie Wähler) suspendiert. Die Oberallgäuer Rathauschefin wurde vorläufig des Dienstes enthoben, weil sie laut der Justizbehörde der Reichsbürger-bewegung nahesteht. Zudem wird eine Disziplinaranklage erhoben, um Zeller aus dem Beamtenverhältnis zu entfernen. Darüber soll das Verwaltungsgericht München entscheiden, wo die Klage in den nächsten Tagen eingehen wird.
Nach Abschluss der Ermittlungen sieht es die Landesanwaltschaft als erwiesen an, dass Zeller für sich und ihre Söhne Anträge auf Staatsangehörigkeitsausweise gestellt hat. Diese sogenannten „gelben Scheine“dienen Reichsbürgern als Passersatz. Zudem hat Zeller nach Behördenangaben Selbstauskünfte in Staatsangehörigkeitsangelegenheiten beantragt und dabei für die Reichsbürger-bewegung typische Angaben gemacht. Sie nannte als Wohnsitzstaat „Bayern (Deutschland als Ganzes)“und gab zudem an, neben der deutschen Staatsangehörigkeit auch die des Königreichs Bayern zu besitzen. Zudem habe Zeller aktiv daran mitgewirkt, dass einem bekannten Redner aus den Kreisen der Reichsbürger-bewegung 2016 ein Raum der Gemeinde für einen Vortrag überlassen wurde.
„Sie hat an dieser Veranstaltung selbst teilgenommen und nicht verhindert, dass der Vortragende das Gedankengut der Reichsbürger-bewegung verbreitet“, teilte Oberlandesanwalt Jörg Spennemann mit. „Die kommunale Wahlbeamtin ist nach Einschätzung der Landesanwaltschaft als Anhängerin der sogenannten Reichsbürger-bewegung anzusehen und hat sich von dem in diesen Kreisen verbreiteten Gedankengut nicht glaubhaft distanziert.“Somit habe sie gegen die „Kernpflicht“eines jeden Beamten verstoßen, sich durch sein gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes zu bekennen und für deren Erhalt auch und gerade gegenüber Gruppen einzutreten, die sie angreifen, bekämpfen oder diffamieren. Deshalb erscheine „eine weitere Tätigkeit als Erste Bürgermeisterin untragbar“.
Über ein Jahr dauerte das Disziplinarverfahren, dass die Landesanwaltschaft im April 2017 eingeleitet hatte. Die Ermittlungen hätten sich aufwendig gestaltet“, begründete Spennemann die Verzögerung. Die Ermittlungen wurden im Februar 2018 abgeschlossen. Zum Ergebnis musste die Bürgermeisterin noch einmal gehört werden. Dabei habe Zeller Fristverlängerung und die Durchführung einer weiteren persönlichen Anhörung beantragt, die Mitte Juni stattgefunden hat.
Monika Zeller war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Sie hat die Möglichkeit, bei Gericht die Aussetzung der Suspendierung zu beantragen. Sie hatte sich in der Vergangenheit von der Reichsbürger-bewegung distanziert, aber eingeräumt, einen „gelben Schein“beantragt zu haben. Der Zweite Bürgermeister Rolf Walter wird vorläufig die Amtsgeschäfte in Bolsterlang übernehmen, teilte das Landratsamt mit. Nun müsse abgewartet werden, wie das Verwaltungsgericht entscheidet, und bis feststehe, ob Zeller aus dem Beamtenverhältnis entfernt wird.