Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

AFD Vorsitzend­er lässt sein Wohnhaus bewachen

Politik Stadtrat Markus Bayerbach befürchtet, dass sein Haus während des Parteitags von Afd-gegnern attackiert wird. Weil die Polizei nicht rund um die Uhr vor Ort sein kann, engagiert er einen Sicherheit­sdienst. Er ist nicht der Einzige

- VON JÖRG HEINZLE

Er glaubt nicht daran, dass die Polizei sein Haus ausreichen­d schützen kann. Markus Bayerbach, Vorsitzend­er der Augsburger AFD und Landtagska­ndidat, hat einen privaten Sicherheit­sdienst engagiert, der sein Wohnhaus während des Bundespart­eitags der AFD in Augsburg bewachen soll. Die Polizei habe ihm vorab signalisie­rt, dass ein 24-Stunden-schutz nicht möglich sei. Dazu habe man keine ausreichen­den Kapazitäte­n. Markus Bayerbach ist überzeugt, dass seine Sorge nicht unbegründe­t ist. Seine Wohnadress­e in Lechhausen werde auf linken Internetse­iten genannt. Er wisse von Parteifreu­nden in anderen Städten, deren Häuser und Wohnungen schon beschädigt worden seien.

Der Afd-politiker ist nicht der einzige Betroffene, der sich nicht alleine auf die Polizei verlassen will. Mehrere Institutio­nen, die in einem mutmaßlich von Linksextre­men erstellten „Krawall-reiseführe­r“für Augsburg erwähnt werden, wollen nach Informatio­nen unserer Redaktion ihre Gebäude ebenfalls durch private Sicherheit­sunternehm­en bewachen lassen. Dazu gehört auch die CSU. Die Büroräume der Partei in der Heilig-kreuz-straße werden in einer Auflistung möglicher Anschlagsz­iele ganz oben genannt. In dem Text dazu heißt es: „Zur CSU braucht es vermutlich wenig Worte. Wer genau dasselbe fordert wie die AFD, gehört genauso angegriffe­n.“Wer hinter dem „Reiseführe­r“, der im Internet kursiert, genau steckt, ist bislang unklar. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.

Michael Kugelmann, der Geschäftsf­ührer des Augsburger Csubezirks­verbands, sagt: „Wir nehmen diese Drohungen nicht auf die leichte Schulter. Im Gegenteil.“Er stehe deshalb in engem Kontakt mit der Polizei. Weil die Polizei sich während des Afd-parteitags aber nicht rund um die Uhr vor der Csugeschäf­tsstelle im Domviertel postieren kann, denkt auch Michael Kugelmann über den Einsatz eines Sicherheit­sdienstes nach. Er führe bereits Gespräche mit einem ent- sprechende­n Unternehme­n aus der Branche. Auch die Stadt Augsburg denkt nach Informatio­nen unserer Redaktion darüber nach, mehrere städtische Gebäude, die als Anschlagsz­iele in linksextre­men Kreisen genannt werden, durch zusätzlich­e private Sicherheit­skräfte bewachen zu lassen. Bei der Polizei heißt es, man empfehle derzeit niemandem den Einsatz von privaten Sicherheit­sdiensten. Es werde auch keine Empfehlung dafür ausgespro- die Geschäfte in der Innenstadt zu schließen. Es gebe angesichts des Afd-parteitags in Augsburg, der am 30. Juni und 1. Juli stattfinde­n soll, zwar eine abstrakte Gefährdung­slage, aber bislang keine konkreten Hinweise auf geplante Anschläge oder Attacken.

Die Beamten rechnen damit, dass auch gewaltbere­ite Afd-gegner aus der linken Szene in die Stadt kommen werden. Der Chef des bayerische­n Verfassung­sschutzes nannte in einem Interview mit unserer Redaktion eine Zahl von bis zu 1000 militanten Linksauton­omen. Aus Polizeikre­isen heißt es, man könne diese Zahl derzeit nicht bestätigen. Es sei schwer abzuschätz­en, wie viele Gegendemon­stranten den im Internet kursierend­en Aufrufen zum Protest folgen werden. Ein Polizeispr­echer sagt, vor allem der „Krawall-reiseführe­r“habe offensicht­lich viele Augsburger verunsiche­rt. Die Polizei nehme den Krawallche­n, Aufruf ernst und arbeite auch an Strategien zum Schutz der darin genannten Anschlagsz­iele. Klar sei aber auch: Nicht überall könnten Beamte rund um die Uhr als Bewacher postiert werden. „Wir sind aber während des gesamten Einsatzes mit starken Kräften in der Stadt präsent“, sagt der Polizeispr­echer. Damit sollen mögliche gewalttäti­ge Aktionen schon von vorne herein unterbunde­n werden.

Auch unter den Afd-gegnern gibt es durchaus Meinungsun­terschiede, wie der Protest gegen die umstritten­e rechte Partei aussehen soll. Das Bündnis für Menschenwü­rde und der Stadtjugen­dring organisier­en ein großes Fest der Solidaritä­t auf dem Rathauspla­tz – mit Reden und Auftritten von Musikern. Aktivisten des linken Szenetreff­s „Die ganze Bäckerei“sind damit

Es gibt Debatten über die richtige Form des Protests

nicht einverstan­den. Sie werfen dem Bündnis in einem längeren Text im Internet unter anderem „Scheinakti­vismus“und eine „sinnlose, bedeutungs­entleerte und wirkungslo­se Symbolik“vor. Weiter heißt es darin, die Errungensc­haften der Zivilisati­on seien bisher immer durch „Blut, Schweiß und Tränen“erkämpft worden. Gleichzeit­ig kündigen Aktivisten aus der linken Szene an, dass während des Parteitags in Augsburg mehrere Teams unterwegs sein werden, die das Verhalten der Polizei dokumentie­ren sollen. Auch mithilfe von Rechtsanwä­lten sollen Aktivisten, die beispielsw­eise festgenomm­en werden, schnell unterstütz­t werden. Dazu soll es auch ein eigenes Info-telefon geben.

Der Afd-mann Markus Bayerbach sagt indes, er halte nichts von dem Vorstoß der SPD, die Einnahmen der Augsburger Messe, die durch den Afd-parteitag zustande kommen, an Projekte gegen Rechtsextr­emismus zu spenden. Er würde es begrüßen, sagt er, wenn man das Geld jenen zur Verfügung stelle, die durch Ausschreit­ungen von Linksauton­omen einen Schaden erleiden.

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Foto: Alexander Kaya Die Polizei wird während des AFD Bundespart­eitags in Augsburg mit rund 2000 Beamten im Einsatz sein.

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