Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So laufen die Proben für das Fugger-musical
Theater In gut einer Woche hat das Musical „Herz aus Gold“Premiere. Noch wird fleißig geprobt – ernsthaft und locker zugleich
24 Grad, ein paar Wölkchen am ansonsten makellosen Himmel. Perfektes Wetter für die vierstündige Probe des Fugger-musicals „Herz aus Gold“mit Solisten, Chor und Ballett auf der Freilichtbühne. Die große goldene Treppe, über die die Akteure oft rauf- und runtergehen, glitzert in der Sonne. Nur das Orchester fehlt noch, es steht Klavierbegleitung auf dem Probenzettel. Doch Generalmusikdirektor Domonkos Héja steht am Pult und dirigiert akkurat im hellen Sonnenlicht. Die Klamotten der Akteure sind lässig, Jakob Fugger (Chris Murray) tänzelt im roten T-shirt und bunten Zehenschuhen über die große Bühne, ab und zu bekommt er einen brokatfarbenen Mantel übergeworfen, Sonnenbrillen sind allerorten.
Noch werden nur einzelne Szene geprobt, noch gibt es viele Anweisungen. Was als Erstes auffällt, ist die lockere Stimmung. Und es wird viel gelacht. Über 100 Sänger, Tänzer und Musiker werden die Freilichtbühne ab der Premiere am Samstag, 30. Juni, bis Ende Juli bevölkern. Um diese „einzufangen“, bedarf es eines guten Dompteurs. Er heißt Holger Hauer. Der Regisseur ist nicht nur für die Inszenierung zuständig, sondern spielt auch den Welser. Er liebe, so Hauer, Herausforderungen.
Und er entpuppt sich bei der Probe als Energiebündel. Im Ton immer freundlich, springt er über Sitzreihen, stellt Paare immer wieder neu zusammen, sprintet zurück Richtung Regiezelt, parliert englisch und deutsch und hat auch im Gespräch in einer kurzen Pause beste Laune. Der 54-Jährige, im deutschsprachigen Raum als Sänger und Regisseur sehr gefragt, lebt in Berlin, das er allerdings so schnell nicht mehr sieht. „Ich habe ein Appartement in der Hasengasse“, erzählt er. Mit einer älteren Prostituierten aus dem Nebenhaus hat er sich, rein platonisch, bereits angefreundet. Sie winke ihm zu, wenn er zu Proben oder zum täglichen Training ins Fitnessstudio aufbricht. Dort wurden ihm jetzt seine Kopfhörer gestohlen, erzählt er. Zwar gibt es Mitleid von den Kollegen, doch sofort wird auch ein Witz daraus.
Das kennzeichnet die Atmosphäre am Roten Tor. Alle sind konzentriert bei der Sache, aber immer mit einem lustigen Spruch auf den Lippen. Wie Chris Murray, der Jakob Fugger darstellt. Wenn er nicht Sänger geworden wäre, könnte er die Pressearbeit für Fugger übernehmen. Seine Begeisterung für den Kaufmann, der 1549 in Augsburg zur Welt kam und der mit seinem Reichtum die Welt beherrschte, ist groß. Es sprudelt nur so aus ihm heraus: „Er hat die Weltpolitik nach Augsburg gebracht, der Typ war eine tolle Socke“. Seit Monaten beschäftige er sich mit dieser Figur und ihrem Umfeld. Schaut sich die Häuser an, stöbert in Archiven und findet, dass ein „Stück über diese große Figur in der Stadt“längst überfällig war.
Da, so der Amerikaner, eine Geschichte über die von Fugger praktizierte doppelte Buchführung nicht so prickelnd gewesen wäre, hat man sich für eine etwas pikantere, allerdings völlig fiktive Geschichte entschieden. Im „Herz aus Gold“liebt Sibylla (Roberta Valentini) Jakob, kann ihn aber nicht ehelichen, verheiratet dafür ihre Tochter Barbara (Elke Kottmair) mit ihrer großen Liebe. Perfekter Stoff für große Gefühle, Eifersucht und Geld.
Ob das extra für Augsburg geschriebene und komponierte Stück „Herz aus Gold“mit Texten von Andreas Hillger und Musik von Stephan Kanyar auch in den nächsten Jahren auf der Freilichtbühne zu sehen sein wird? Dazu Leonie Walter von der Pressestelle des Theaters: „Es gibt den Wunsch, das Stück in den nächsten Jahren noch einmal auf die Bühne zu bringen.“Es sei aber nicht klar, ob das möglich ist und falls ja, wann und in welcher Form“.