Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nicht alles Gold, was glänzt
Einzelkritik Toni Kroos erzielte zwar den umjubelten Siegtreffer gegen Schweden, die besten Noten bekommen aber zwei andere Offensivkräfte der deutschen Mannschaft
Sotschi Für die Moral war der 2:1-Sieg der Nationalmannschaft gegen Schweden eminent wichtig. Wer aber ins Detail geht, merkt, dass noch längst nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Einzelkritik.
Manuel Neuer War beim Gegentor machtlos, weil Verteidiger Rüdiger dem Ball eine unerreichbare Flugkurve gab. Zeigte zwei Klasse-paraden: bei Toivonens Kopfball und bei Forsbergs Volleyschuss. In der Schlussphase auch als Libero präsent. Note 2,5
Joshua Kimmich Eine diszipliniertere Leistung als gegen Mexiko: Immerhin nahm er in der Defensive Schwedens Emil Forsberg weitgehend aus der Partie. Offensiv mit Licht und Schatten: einige Flanken ins Nichts, aber auch einige gute Zuspiele. Note 3
Jérôme Boateng Nicht das Spiel des Innenverteidigers, dem oft das Timing fehlte. Schon zu Beginn hatte er Glück, das seine waghalsige Grätsche gegen Berg nicht mit einem Elfmeter bestraft wurde. Später kassierte er nach einem taktischen Foul Gelb – und nach einer unnötigen Grätsche die Ampelkarte. Auch sonst teils konfuses Stellungsspiel. Note 4,5
Antonio Rüdiger Sein katastrophaler Ballverlust als letzter Mann im Dribbling vor der Berg-chance brachte die deutsche Anfangsoffensive zum Erliegen. Hatte beim 0:1 Pech, als er den Ball ins Tor abfälschte. Auch sonst nicht immer sicher in den Zweikämpfen gegen bullige Schweden. Note 4
Jonas Hector (bis 85.) Rettete einmal stark kurz vor der Pause bei einem Konter - auch ansonsten defensiv solide. Offensiv mit dem einen oder anderen technischen Fehler.
Note 3
Toni Kroos Lange ein eher schwaches Spiel des Regisseurs, der sich aus unbedrängter Position drei krasse Fehlpässe leistete, wovon einer zum Gegentor führte. In der zweiten Halbzeit mehr Taktgeber – und am Ende mit dem erlösenden Freistoßtor. Note 3
Sebastian Rudy (bis 30.) Sollte für mehr Stabilität im Zentrum sorgen tat dies mit einem ballsicheren, unauffälligen Auftritt bis zu seinem Nasenbeinbruch. Note 3
Thomas Müller Es ist noch nicht die WM des 28-Jährigen. Er probierte und rotierte viel, half auch hinten aus, hat aber noch kein Fortune – wie beim schlecht getimten Kopfball direkt nach dem 1:1. Je länger das Spiel dauerte, desto un-
Der Weg ins Achtelfinale – entscheidet am Ende das Los?
Mit dem 2:1 Sieg gegen Schweden hat es die deutsche Mannschaft wieder selbst in der Hand, das Achtelfinale zu erreichen. Doch Vorsicht: Im schlech testen Fall könnte sogar ein Sieg gegen Südkorea zu wenig sein. Am Mitt woch spielen gleichzeitig alle vier Teams der Gruppe F: Deutschland Südkorea und Mexiko Schweden.
Folgende Kriterien sind entscheidend über die Platzierung: 1. Punkte aus allen Gruppenspielen 2. Tordifferenz aus allen Gruppenspie len 3. Zahl der erzielten Tore Gruppenspielen 4. Anzahl der Punkte aus den direkten Vergleichen aus allen 5. Tordifferenz gleichen 6. Anzahl der Vergleichen 7. Fair Play Wertung (mit Minus punkten: für Gelbe 1, Gelb Rote 3 und Rote Karten 4) aus den direkten Ver Tore aus den direkten
Deutschland kommt sicher weiter... ... wenn es mit mindestens zwei Toren Unterschied gegen Südkorea ge winnt. Ein deutscher Sieg mit nur einem Tor Differenz wäre möglicherweise zu wenig ... ... wenn Schweden ebenfalls mit ei nem Tor Unterschied gegen Mexiko ge winnt. Angenommen, Schweden siegt 2:1 und Deutschland nur 1:0, dann hät glücklicher wirkten seine Aktionen. Note 4,5
Marco Reus Rechtfertigte seinen Startelf- Einsatz, war als Kombinationsfußballer und Tempodribbler klarer Beschleuniger der deutschen Offensivaktionen. Das Tor mit dem Knie muss man erst mal so machen. Kritikpunkt: Anstatt mit der Hacke ein Luftloch zu schlagen, wäre mit einem konventionellen Abschluss ein zweites Tor aus Nahdistanz für ihn drin gewesen. Note 2
Julian Draxler (bis 46.) Traf zu Beginn nur den auf der Torlinie stehenden Larsson – und auch sonst nicht immer die richtigen Entscheidungen. Seine Zweikämpfe endeten oft mit Freistößen für Schweden. Zur Pause ausgewechselt. Note 4
Timo Werner Schon zu Beginn als einzige Spitze mit guten Aktionen nach der Pause kam er noch besser zur Geltung, weil er nach Anwesenheit von Mario Gomez sein Tempo auch über die Flügel mehr einsetzen konnte. Bereitete das 1:1 über links vor und holte dort den Freistoß zum 2:1 heraus. Note 2
Ilkay Gündogan (ab 30.) Führte sich schnell gut ein mit Passsicherheit und einem gefährlichen Fernschuss. Nach der Pause aber auch mit ein, zwei Ballverlusten im Dribbling. Note 3,5
Mario Gomez (ab 46.) Vertrieb allein durch seine Präsenz die Statik aus dem Offensivspiel, was vor allem Nebenmann Werner besser machte. Beteiligt am 1:1, als er einen Schweden aus dem Weg drückte. Vergab eine Riesenchance bei seinem Kopfball. Note 3
Julian Brandt (ab 85.) Einmal gut drin im Zusammenspiel, ein Ballverlust im Dribbling – und erneut ein Pfostentreffer, wie schon gegen Mexiko. Nicht zu bewerten.