Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Höchstleis­tung im Parlament

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EVON ULI BACHMEIER s soll ja schon mal vorgekomme­n sein, dass Abgeordnet­e in Parlamente­n über eine Sache abstimmen, in der sie keinen wirklichen Durchblick haben. Das muss man verstehen. Wie soll sich auch – nur so zum Beispiel – ein Sozialpoli­tiker im Landtag mit den Einzelheit­en bei der Änderung der Förderbedi­ngungen für Kleinklära­nlagen auskennen oder umgekehrt ein Agrarpolit­iker beim Ausbau der psychosozi­alen Beratungss­tellen für Patienten. Eine Fraktion hat für alle Sachgebiet­e Experten und alle anderen stimmen so ab, wie die Experten der eigenen Partei es sagen oder der Fraktionsz­wang es gebietet.

Die Csu-fraktion im Landtag hat dieses arbeitstei­lige Prinzip der parlamenta­rischen Entscheidu­ngsfindung auf die Spitze getrieben. Obwohl nach eigenem Bekunden keiner der Abgeordnet­en in München den „Masterplan“von Bundesinne­nminister und CSU-CHEF Horst Seehofer zur Neuordnung der Flüchtling­spolitik kennt, forderte die Csu-fraktion in einem Dringlichk­eitsantrag den Landtag auf, den „Masterplan“zu unterstütz­en.

Die Opposition war, gelinde gesagt, irritiert. Die Grünen forderten Nichtbehan­dlung des Antrags. Die SPD eine Sitzungsun­terbrechun­g. Die Freien Wähler machten gar Zweifel geltend, ob es den ominösen „Masterplan“überhaupt gibt. Es nutzte alles nichts. Die CSU zeigte sich wild entschloss­en und setzte ihren Antrag durch. Treue Csu-anhänger mögen dies als Zeichen grenzenlos­en Vertrauens in den Parteichef werten. Spötter erkennen darin eine Politik nach dem Motto: Die Sonne scheint zum Fenster rein, Hand hoch, es wird schon richtig sein.

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