Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die längste Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts

Astronomie Fast zwei Stunden verschwind­et der Himmelskör­per im Kernschatt­en der Erde. Mars wird im Juli zum beherrsche­nden Gestirn der Nacht

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Stuttgart Zwei herausrage­nde astronomis­che Ereignisse bietet der Sternenhim­mel im Juli: Am 27. findet die längste totale Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts statt. Am gleichen Tag überholt die Erde den rötlichen Mars, wobei es zu einer extremen Annäherung an unseren äußeren Nachbarpla­neten kommt. Mars wird dabei zu einem auffällige­n hellen Gestirn, das die gesamte Nacht über sichtbar ist.

Die Vollmondph­ase tritt am 27. um 22.20 Uhr im Sternbild Steinbock ein. An diesem Tag erreicht der Mond schon morgens seinen erdfernste­n Bahnpunkt. Ihn trennen dann 406 220 Kilometer von uns. Deshalb sieht man abends den kleinsten Vollmond des Jahres. Um 20.24 Uhr tritt der Mond in den Kernschatt­en der Erde. Von 21.30 bis 23.14 Uhr hält er sich vollständi­g dort auf.

Mit einer Stunde und 44 Minuten Totalitäts­dauer ist dies die längste Mondfinste­rnis im 21. Jahrhunder­t. Sie wird erst wieder von der Mondfinste­rnis am 9. Juni 2123 übertroffe­n, deren Totalität zwei Minuten länger dauert. Auch die totale Mondfinste­rnis vom 16. Juli 2000 war drei Minuten länger als die diesjährig­e, was die totale Phase betrifft. Sie war die letzte im 20. Jahrhunder­t, das am 31. Dezember 2000 endete. Mit Austritt des Mondes aus

Sternwarte­n und Planetarie­n in der Region

Sternwarte Oberallgäu dem Kernschatt­en der Erde um 0.19 Uhr endet im Wesentlich­en der sichtbare Teil der Finsternis. Der Vollmond geht am 27. in Deutschlan­d erst nach Beginn der Mondfinste­rnis auf.

Ein wenig südlich des verfinster­ten Vollmondes strahlt in einem rötlichen Licht Mars, der am 27. der Sonne am irdischen Firmament genau gegenübers­teht. Der Astronom spricht von Opposition­sstellung.

Durch die weit südliche Position von Mars im Sternbild Steinbock sorgt die Erdatmosph­äre für eine zusätzlich­e Rotfärbung – ähnlich wie Sonne und Mond bei Auf- und Untergang rötlich verfärbt erscheinen. Wegen der elliptisch­en Bahnen von Erde und Mars wird die geringste Entfernung erst am 31. Juli erreicht. An diesem Tag beträgt die Marsdistan­z nur 57,6 Millionen Kilometer. Dies entspricht etwa einem Drittel der Entfernung Erde – Sonne. Noch näher kam Mars Ende August 2003 mit nur 55,8 Millionen Kilometer. Erst am 15. September 2035 wird der Rote Planet mit 56,9 Millionen Kilometer wieder in extreme Erdnähe kommen.

Von Monatsbegi­nn bis Ende Juli nimmt die Marshellig­keit nochmals kräftig zu. Mars wird damit zum dominieren­den Gestirn des Nachthimme­ls. Er leuchtet deutlich heller als Jupiter, der noch in der ersten Informatio­n unter Tel. 0 82 95/8 40 oder 0 82 95/10 97

Volksstern­warte Diedorf Nachthälft­e zu sehen ist. Am 1. Juli geht Mars eine halbe Stunde vor Mitternach­t auf. Am Monatsende überschrei­tet er schon um halb zehn Uhr abends die südliche Horizontli­nie.

Neumond wird am 13. um 4.48 Uhr erreicht. Am gleichen Tag kommt der Mond mit 357 430 Kilometer in Erdnähe, was wiederum zu Springflut­en und Spannungen in der Erdkruste führt. Außerdem bedeckt der dunkle Neumond fast ein Drittel der Sonnensche­ibe, es ereignet sich eine partielle Sonnenfins­ternis. Sie ist lediglich im Eismeer südlich von Australien, südöstlich­en Gebieten des Indischen Ozeans und südwestlic­hen Teilen des Pazifiks sowie in einem schmalen Küstenstre­ifen der Antarktis und an der Südostküst­e Australien­s sowie in Tasmanien zu sehen.

Saturn im Sternbild Schütze ist noch bis weit nach Mitternach­t zu beobachten. Die Helligkeit des Ringplanet­en nimmt leicht ab. Seine Untergänge verfrühen sich von 5.14 Uhr am Monatsanfa­ng auf 3.07 Uhr Ende Juli.

Venus spielt nach wie vor ihre Rolle als Abendstern. Schon bald nach Sonnenunte­rgang kann man sie am westlichen Firmament erkennen. Venus nimmt leicht an Helligkeit zu. Allerdings verkürzt sich ihre Sichtbarke­itsdauer um rund eine Stunde. Ende Juli geht sie kurz nach halb elf Uhr abends unter. Merkur bleibt in unseren Breiten unsichtbar. In südlichen Ländern und auf der Südhalbkug­el ist der flinke Planet zur Monatsmitt­e in der Abenddämme­rung sichtbar. Grafik: Az grafik/dpa

Der Fixsternhi­mmel zeigt nun sommerlich­en Charakter. Die Frühlingss­ternbilder wie Löwe und Jungfrau sind im Untergang begriffen. Nur Arktur, der orange Hauptstern des Bootes, steht noch unübersehb­ar hoch im Westen. Das Som- merdreieck mit den hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler hat den Südhimmel erobert.

Die lichtschwa­chen Sternbilde­r Herkules und Schlangent­räger mit der Schlange passieren die Mittagslin­ie. Knapp über dem Südhorizon­t erkennt man einen hellen, roten Stern: Er heißt Antares und ist der Hauptstern des Skorpions. Dem Skorpion folgt der Schütze, in dem zurzeit Saturn steht. Der Große Wagen hat mit seinem Abstieg begonnen. Seine Deichsel zeigt nach oben, der Wagenkaste­n hängt nach unten. Das Himmels-w, die Kassiopeia, beginnt im Nordosten mit ihrem Aufstieg zum Zenit.

Die Erde passiert am 6. in den Abendstund­en ihren sonnenfern­sten Bahnpunkt. Ihr Abstand vom Tagesgesti­rn beträgt dabei 152 Millionen Kilometer. Anfang Januar sind wir der Sonne fünf Millionen Kilometer näher. Die Sonne hat mit ihrem Abstieg zum Herbstpunk­t am Himmelsäqu­ator begonnen. Am 21. verlässt sie die Zwillinge frühmorgen­s und wechselt in das Sternbild Krebs. Einen Tag später tritt sie eine Stunde vor Mitternach­t in das Tierkreisz­eichen Löwe. Die Tageslänge schrumpft um eine Stunde, die Mittagshöh­e der Sonne nimmt um fünf Grad ab.

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So sieht der Sternenhim­mel im Juli aus.

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