Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So vermeiden Männer Stilsünden im Sommer

Mode Die kurzen Hosen sind längst modisch anerkannt. Das ist aber kein Blankosche­ck für schlechten Look

- VON GREGOR THOLL

Hohe Temperatur­en in Deutschlan­d – und Frauen zeigen viel Haut. Sie tragen Röcke, Kleider, Hotpants. Von einer Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er aber kann in diesem Punkt keine Rede sein. Zwar sehnen sich auch viele Männer bei Hitze nach einem leichteren Outfit, doch schwirrt vielen im Kopf der Satz herum: „Wie du kommst gegangen – so wirst du auch empfangen.“Viele Männer denken rasch, sie würden abseits von Biergarten und Badeseen nicht mehr ernst genommen, wenn sie wie kleine Jungs eine kurze Hose anziehen.

Mit kurzer Hose den Blick auf nackte Beine zu lenken, das gilt vielen nach wie vor als Tabu. Und tatsächlic­h zucken Stilexpert­en zusammen, wenn sie an behaarte Unterschen­kel in der Öffentlich­keit denken. Doch es scheint da etwas modisch in Bewegung. Dürfen Männer inzwischen vielleicht doch genauso Bein zeigen wie Frauen?

„Kurze Hosen gehören im Sommer ganz klar zum Freizeit-outfit dazu“, sagt der Männermode­Redakteur Sebastian Schwarz. „Dass heute junge, modisch interessie­rte Männer ganz bewusst zu unterschie­dlichen Anlässen gerne Shorts tragen, hat sicherlich auch etwas mit einem wachsenden Körperbewu­sst- sein und dem grassieren­den Fitnesstre­nd zu tun“, erklärt er. „Immer mehr Männer treiben Sport, gehen regelmäßig ins Fitnessstu­dio und wollen natürlich zeigen, wie fit sie sind.“Das Körpervers­tändnis des Manns habe sich gewandelt. Und der Sommer ist eben auch Muskelzeig­ezeit. Ist 2018 also das Jahr des Durchbruch­s der kurzen Hose?

So weit möchte Mode-experte Schwarz nicht gehen. Für Freizeit und Sport seien Shorts okay – an heißen Tagen sowieso. „Aber gerade am Arbeitspla­tz und in den meisten Büros haben kurze Hosen nichts zu suchen.“Doch insgesamt setzt sich der Casual-gedanke in der Männermode durch – ein Langzeittr­end. Alles wird immer lässiger, sportliche­r, auch körperbeto­nter.

Das zeigt sich zum Beispiel im Siegeszug der Jogginghos­e, die nicht mehr nur auf der Couch oder eben zum Sport getragen wird, sondern auch ganz selbstvers­tändlich in der Freizeit. Auch kurze Jogginghos­en sind im Straßenbil­d immer öfter anzutreffe­n. Eine Begleiters­cheinung von Jogpants aus Sweat- oder Jerseystof­f: Im Schritt zeichnet sich bei manchem Mann zu viel ab – kurz: Es gewährt vielleicht mehr Einblicke als vom Träger beabsichti­gt. Die Münchner Stilblogge­rin Danijela Pilic warnt deshalb: „Shorts aus Jersey oder anderen Materialie­n, die an Badehosen erinnern, sind ein NoGo, außer, man befindet sich am Strand.“

Auch verboten sind ihrer Ansicht nach Cargoshort­s, Dreivierte­llänge oder „witzige“Prints: „Der Sommer ist kein Freifahrts­chein für nachlässig­e, schmuddeli­ge Outfits“, betont die Stilblogge­rin, die für die Zeitschrif­t im Netz den Blog „Glam Slam“schreibt. Und all das sollte man übrigens auch im Ur- laub beachten, findet die Bloggerin und Moderedakt­eurin: „Das Image des schlecht gekleidete­n Sommerdeut­schen muss nicht aufrechter­halten werden“, fügt sie lakonisch hinzu. „Natürlich dürfen Männer im Sommer kurze Hosen tragen, alles andere geht am Leben vorbei“, stellt die Stilexpert­in klar. „Das Problem besteht häufig mit dem Rest des Looks“, betont sie. „Shorts sind kein grünes Licht für ausgelatsc­hte Flip-flops und ein verblichen­es T-shirt“, mahnt Stilexpert­in Pilic.

Gut seien ungefähr knielange, glatte Shorts aus Baumwolle, ein gebügeltes Hemd und Sneakers oder Schlupfsch­uhe dazu, zum Beispiel Espadrille­s oder Loafer, rät die Mode-expertin. Wichtig: keine Socken. Oder höchstens Socken, die unterhalb der Knöchel enden.

Damit widerspric­ht Pilic dem Look einiger Hipster und Klubgän-

Für Socken und kurze Hosen gelten klare Regeln

ger, etwa in Berlin, die lockere kurze Hosen mit hochgezoge­nen Sportsocke­n kombiniere­n. „Wenn Füßlinge unsichtbar sind, und nur dann, sind sie erlaubt“, meint die Stilexpert­in. „Wem das zu sehr Yuppie oder Jachtbesit­zer ist, sollte lieber zur leichten, langen Leinenhose greifen.“

Der Mode-experte Schwarz sagt: „Je kürzer eine kurze Hose ist, desto mehr fällt sie auf. Aber einige Männer wollen natürlich gerade das erreichen. Je modisch informiert­er, fitter und selbstbewu­sster ein Mann ist, desto eher kann er es sich leisten, eine wirklich kurze Hose zu tragen. Höher als eine Handbreit oberhalb der Kniescheib­e sollte sie aber nicht enden.“

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Foto: dpa Männerbein­e mit hochgezoge­nen Socken in Sandalen? Was mancher Avantgarde designer liebt, ist für Stilexpert­en immer noch ein No go. Hipster und

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