Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das „Kwartira“der erzwungene­n Witze Kritik Das Erste

Setzt während der WM auf eine Late Night Show als Tagesabsch­luss. Autor Micky Beisenherz und Journalist Jörg Thadeusz enttäusche­n als Moderatore­n

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MVON FABIAN KLUGE ehr als die Hälfte der Weltmeiste­rschaft ist vorbei, die Wm-tage werden kürzer. Da bleibt Zeit, einmal einen Blick auf die Sendungen zu werfen, die die Fußball-übertragun­gen ergänzen sollen. Eine positive Überraschu­ng wollte dabei liefern. Der Sender reagierte auf die zum Teil vernichten­de Kritik für „Beckmanns Sportschul­e“, die bei der EM 2016 immer den Abschluss eines

Sendetages bildete, und wartet 2018 mit einer Late Night Show auf: „WM Kwartira“.

Moderiert wird das Format von Autor Micky Beisenherz und Jour- nalist Jörg Thadeusz. Beisenherz schreibt beispielsw­eise Gags für Comedian Atze Schröder und ist einer der Autoren der beliebten „heute-show“im Sein Partner moderierte zwölf Jahre lang die Talkshow „Thadeusz“im

Die Besetzung versprach also die bissige Aufarbeitu­ng der Wm-tage und gute, durchdacht­e Fragen an die wechselnde­n Gäste.

Doch davon ist in dem Format wenig zu sehen. Die halbstündi­ge Sendung beginnt mit einer für LateNight-shows typischer ComedyEinl­age der Moderatore­n. In der Ausgabe vom Dienstag scherzten die beiden beispielsw­eise über den bizarren Auftritt der Fußball-le- gende Diego Maradona während des Spiels der Argentinie­r gegen Nigeria (siehe oben): „Er ist nach Christoph Kramer wahrschein­lich der zweite, der sich nicht mehr an eine Weltmeiste­rschaft erinnern kann.“Zum Hintergrun­d: Im WMFinale 2014 erlitt Kramer eine Gehirnersc­hütterung und wusste zwischenze­itlich nicht, dass er gerade das Endspiel bestritt.

Die Gäste reichen von Comedians (Michael Mittermeie­r) bis hin zu ehemaligen Handballer­n (Stefan Kretzschma­r). Am Dienstag empfingen Beisenherz und Thadeusz die ehemalige Fußball-nationalsp­ielerin Nia Künzer sowie den HandballTo­rwart Andreas Wolff. Thadeusz zeigte sich dabei wenig innovativ, fragte Künzer zum Beispiel: „Wie hat es sich angefühlt, damals bei der WM 2003 das entscheide­nde Tor zu schießen?“. Mit Wolff sprach er über die Unterschie­de zwischen Handball- und Fußballtor­hütern oder zeigte sich unvorberei­tet: „Sie sind siebenmali­ge Europameis­terin“, sagte er in Richtung Künzer. Die Ex-fußballeri­n ist allerdings siebenmali­ge Deutsche Meisterin.

Das Format hätte durchaus gut werden können, schließlic­h bietet eine WM viele Nebenschau­plätze, die ironisch aufbereite­t werden können. Beisenherz und Thadeusz versuchen jedoch, gezwungen lustig zu sein. Und damit bewirken sie das komplette Gegenteil.

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