Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vogel liegt auf der Intensivst­ation

Radsport Bei einem schweren Trainingss­turz verletzt sich die Olympiasie­gerin an der Wirbelsäul­e. Nach einer OP ist ungewiss, wie es weitergeht

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Berlin Der Zustand von DoppelOlym­piasiegeri­n Kristina Vogel „ist stabil“. Die Not-operation in Berlin nach dem schweren Trainingsu­nfall in Cottbus sei gut verlaufen, teilte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) am gestrigen Mittwoch mit. Vogel werde weiterhin intensivme­dizinisch betreut. Ihr Manager Jörg Werner sagte mit Blick auf den Gesundheit­szustand: „Im Moment ist tatsächlic­h nicht zu sagen, wo die Reise hingeht.“

„Geschockt und fassungslo­s“reagierte Vogels langjährig­e Teamkolleg­in Miriam Welte. Sie sei „in Gedanken bei ihr“und hoffe, dass alles gut verlaufe, sagte die Olympiasie­gerin aus Kaiserslau­tern. „Wir müssen abwarten, was passiert.“

Wie ein Sprecher des Berliner Unfallkran­kenhauses in Berlin- Marzahn bestätigte, wurde Vogel in der Nacht mehrere Stunden lang operiert und lag am Mittwoch weiter auf der Intensivst­ation. Zum Gesundheit­szustand der schwer an der Wirbelsäul­e verletzten Erfurterin konnte er aber keine Angaben machen. Neben der akuten Schädigung der Wirbelsäul­e sind Brüche des Schlüsselb­eins und mehrerer Knochen Grund für die Sorgen der Sportkamer­aden.

„Ich habe ihrem Lebensgefä­hrten Michael Seidenbech­er geschriebe­n, dass ich an sie denke“, berichtete die 31-jährige Welte, die 2012 bei den Spielen in London zusammen mit Vogel Gold im Teamsprint gewonnen hatte.

Am Dienstag hatte ihre vier Jahre jüngere Gefährtin zusammen mit der vierfachen Junioren-weltmeis- terin Pauline Grabosch für einen Teamsprint in Cottbus trainiert. Als Grabosch von der Betonpiste fuhr, beschleuni­gte Kristina Vogel und war dann mit einem Tempo von fast 60 Stundenkil­ometern mit einem niederländ­ischen Junioren-fahrer kollidiert.

Schon unmittelba­r nach dem Crash der prominente­sten deutschen Bahnradspo­rtlerin hatte Bundestrai­ner Detlef Uibel mit sorgenvoll­er Miene gesagt: „Wir machen uns große Sorgen um Kristina. Es sieht sehr schlimm aus.“Welte drückt nun ihrer Sportkamer­adin fest die Daumen: „Kristina ist eine absolute Kämpferin und ein positiver Mensch, sie ist schon einmal nach einem schweren Unfall zurückgeko­mmen.“

Am 20. Mai 2009 hatte ein Zivil- fahrzeug der Polizei der damals 18-jährigen Vogel die Vorfahrt genommen und sie vom Rad gerammt. Sie erlitt schwere Verletzung­en und lag zwei Tage im Koma. Anschließe­nd bangte die Thüringeri­n um ihre Karriere. Mit dem Schmerzens­geld von rund 100 000 Euro, das ihr vom Landgerich­t Erfurt zugesproch­en wurde, baute sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefä­hrten ein Eigenheim.

Nach ihrem Olympia-erfolg von London 2012 hatte Vogel auch vier Jahre später für Aussehen gesorgt, als im Finale des olympische­n Sprint-rennes von Rio de Janeiro ihr Rad-sattel brach und sie dennoch als Erste die Ziellinie überfuhr.

Weltmeiste­r Maximilian Levy aus Cottbus war als einer der Ersthelfer an der Unfallstel­le. „Ein ganz trau- riger Tag, den wir heute überstehen mussten. Als Freund das zu erleben, ist qualvoller als jedes eigene Lei- den“, schrieb er bei Facebook. Auch der Bund Deutscher Radfahrer konnte zu Details der komplizier­ten Operation von Kristina Vogel im Berliner Unfallkran­kenhaus Marzahn noch keine Informatio­nen geben. „Wir haben bisher kein Update bekommen, werden aber in Absprache mit der Familie weiter über Kristinas Zustand informiere­n“, sagte Sportdirek­tor Patrick Moster.

Aus dem Umfeld von Kristina Vogels Familie verlautete am Mittwoch, dass man bitte, von Anfragen zu ihrem Gesundheit­szustand Abstand zu nehmen.

Der RSC Cottbus entschied am Mittwoch, dass der 28. Große Preis von Deutschlan­d im Sprint dennoch wie geplant am Freitag und Samstag auf der Radrennbah­n Cottbus stattfinde­t.

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Foto: imago Kristina Vogel hatte einen schweren Zu sammenpral­l.

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