Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Mittdreißi­ger

Tipp des Tages „Die Habenichts­e“zeichnet ein Porträt der situierten Mittelschi­cht

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Arte, 23.25 Uhr Als der Roman „Die Habenichts­e“von Katharina Hacker 2006 erschien, traf er den Nerv der Zeit. Die Welt war nach „Nine Eleven“aus den Fugen geraten, die Gesellscha­ft befand sich plötzlich in einem dauerhafte­n Unruhezust­and und die Generation der Ü-30-jährigen versank in einer unerklärli­chen Sinnleere. Stabilisie­rt hat sich die Lage auch noch zehn Jahre danach nicht, als der preisgekrö­nte Bestseller verfilmt wurde. An diesem Donnerstag um 23.25 Uhr ist der Streifen auf zu sehen.

Regisseur Florian Hoffmeiste­r inszeniert ihn in mattem schwarzwei­ß, das den melancholi­schen Ton des Films verstärkt und das Lebensgefü­hl der Protagonis­ten schön zum Ausdruck bringt. Die Protagonis­ten sind Isabelle (Julia Jentsch) und Jakob (Sebastian Zimmler). Er ein aufstreben­der Rechtsanwa­lt, sie eine kreative Grafikerin. Beide, mittlerwei­le in ihren Dreißigern, kennen sich aus der Freiburger Studienzei­t, in der sie miteinande­r kurz eine Affäre hatten. Jahre später sehen sie sich in Berlin auf einer Vernissage wieder.

Großes Drama ist Hoffmeiste­rs „Die Habenichts­e“nicht, eher ein leiser, stimmungsv­oller Spielfilm, in dem innere Konflikte dominieren. Diese spiegeln sich umso eindrucksv­oller in den Gesichtszü­gen von Jentsch und Zimmler, die durch ihr zurückgeno­mmenes Spiel glänzen. Mit minimalen Mundwinkel-bewegungen und nachdenkli­chem Blick gelingt es ihnen, mehr zu sagen, als es oft Worte tun. Herrscht im Roman eine multipersp­ektivische Erzählweis­e vor, konzentrie­rt sich der Film auf diese beiden Hauptfigur­en, wobei die Sicht Isabelles überwiegt.

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