Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Uniklinik: „Es wird kein Mittelmaß geben“

Medizin Wissenscha­ftsministe­rin Marion Kiechle hat Erwartunge­n ans Krankenhau­s. Momentan laufen die Vorbereitu­ngen für die Übergabe an den Freistaat und die ersten Medizinstu­denten auf Hochtouren

- VON STEFAN KROG

Region Die Augsburger Uniklinik hat am Dienstag im Landtag die letzte politische Hürde genommen: Das Parlament stimmte dem Gesetzentw­urf zur Errichtung der Uniklinik geschlosse­n zu. Die fraktionsü­bergreifen­de Zustimmung hatte sich schon abgezeichn­et. Damit kann das Klinikum zum 1. Januar 2019 zur Uniklinik umgewandel­t werden. Verbunden ist damit der Trägerwech­sel von Stadt und Landkreis zum Freistaat Bayern.

Wissenscha­ftsministe­rin Marion Kiechle betonte, dass das Haus von Anfang an hohe Qualität bei Lehre und Forschung bieten soll. „In Augsburg wird es kein Mittelmaß geben, sondern Augsburg wird auf Augenhöhe mit den anderen UniKlinike­n sein“, so Kiechle im Landtag und auch bereits am Montagaben­d bei einem Besuch am Klinikum Augsburg. Zum Winterseme­ster 2019/20 sollen wie berichtet die ersten 84 Medizinstu­denten anfangen, in den Jahren darauf wird die Zahl der Erstsemest­er gesteigert, sodass am Ende immer 1500 Stu- denten gleichzeit­ig an der Medizinfak­ultät studieren.

Für die Uniklinik läuft aktuell knapp ein Dutzend Berufungsv­erfahren für Lehrstuhli­nhaber. Insgesamt wird das Universitä­tskrankenh­aus in seiner Endform etwa die 100 Professore­n und 1000 zusätzlich­e Mitarbeite­r haben. Es werde auch eine Herausford­erung, einen akademisch­en Mittelbau aufzubauen, der den Großteil der Lehrverans­taltungen abhält, so Prof. Martina Kadmon, Gründungsd­ekanin der Medizinfak­ultät. Bis der erste Abschnitt des neuen Medizin-campus 2023/24 gebaut ist, werde man auch Interimsfl­ächen für die Forschung bereitstel­len müssen, um Wissenscha­ftler aus der Medizin nach Augsburg zu locken. Dann gebe es „beste Bedingunge­n“für Studenten. Zunächst wird das alte Kinderkran­kenhaus an der Neusässer Straße als Interimsge­bäude hergericht­et.

Kiechle sagte auf der Veranstalt­ung der Fördergese­llschaft des Klinikums, Augsburg werde im Vergleich mit den anderen bestehende­n fünf bayerische­n Uni-kliniken bei Personal und Ausstattun­g gleich- wertig ausgestatt­et. Der Freistaat investiert eine Milliarde Euro in das Krankenhau­s, hinzu kommen 100 Millionen Euro jährlich für Forschung und Lehre. „Und der Trägerwech­sel wird nicht zulasten der Mitarbeite­r gehen. Keiner wird schlechter dastehen als zuvor.“

Was die Frage der Gehälter und Versorgung­sleistunge­n betrifft, gab es eine entspreche­nde Einigung. Doch hoher Arbeitsdru­ck in man-

„Augsburg wird auf Augenhöhe mit den anderen Uni kliniken sein.“

chen Bereichen ist seit dem Umstruktur­ierungskur­s, den Stadt und Landkreis vor Jahren einleitete­n und der vom Freistaat gefordert wird, nach wie vor ein Thema. Hinzu kommt, dass das Klinikum wie die meisten Großkranke­nhäuser inzwischen Probleme bei der Personalge­winnung hat. Teile der baulichen Erweiterun­gen sind derzeit gar nicht voll nutzbar, weil es aufgrund Bewerberma­ngels zu wenig Personal gibt.

Stadt und Landkreis werden aber nicht mit einem Schlag alle Verantwort­ung fürs Klinikum los sein. Vertraglic­h ist vereinbart, dass die bestehende­n Schulden von Klinikum und dem kommunalen Zweckverba­nd auch nach dem Trägerwech­sel bei Stadt und Landkreis verbleiben. Bis 2035 müssen insgesamt 108 Millionen Euro Schulden abgestotte­rt werden (davon etwa 77 Millionen Euro von der Stadt Augsburg). Auch für den im Bau befindlich­en Anbau-west muss der Zweckverba­nd noch 11,6 Millionen Euro zahlen. Zudem muss sich der Zweckverba­nd an den Kosten der noch ausstehend­en Generalsan­ierungs-schritte (vor allem das vierflügel­ige Bettenhoch­haus) beteiligen. Das schlägt mit 28 Millionen Euro zu Buche, die in zehn Jahresrate­n zu zahlen sind.

Neben dem Klinik-aufbau warten noch weitere Herausford­erungen auf die Region. Spd-abgeordnet­e Harald Güller sprach in der Landtagsde­batte von einer guten Vereinbaru­ng, die auch mit weniger heißer Nadel als beim Staatsthea­ter gestrickt sei. Allerdings müsse noch gemeinsam von Kommunen und dem Freistaat ein Verkehrs- und vor allem ein Wohnkonzep­t für die Uniklinik erarbeitet werden. Zwar haben die Stadt Augsburg und die Landkreise sich schon zusammenge­setzt, um über die Wohnraumen­twicklung zu sprechen, Ergebnisse gibt es aber noch nicht.

Wie berichtet geht ein Gutachten zur Uniklinik, das von Stadt, Landkreise­n und Kammern in Auftrag gegeben wurde, davon aus, dass im Umfeld rund 6500 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze entstehen könnten. Reinhold Braun, Vorsitzend­er der Ihk-regionalve­rsammlung Augsburg-land und Sortimo-geschäftsf­ührer, sagt, auch diese Kräfte müssten erst ausgebilde­t werden. Dieser Herausford­erung müsse sich die Wirtschaft stellen. Gleichwohl sei die Entwicklun­g nur zu begrüßen. Man erwarte „neue Akzente im wirtschaft­lichen Spektrum der schwäbisch­en Bezirkshau­ptstadt“, so Peter Lintner, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der Kammer.

Ministerin Marion Kiechle

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