Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Uniklinik: „Es wird kein Mittelmaß geben“
Medizin Wissenschaftsministerin Marion Kiechle hat Erwartungen ans Krankenhaus. Momentan laufen die Vorbereitungen für die Übergabe an den Freistaat und die ersten Medizinstudenten auf Hochtouren
Region Die Augsburger Uniklinik hat am Dienstag im Landtag die letzte politische Hürde genommen: Das Parlament stimmte dem Gesetzentwurf zur Errichtung der Uniklinik geschlossen zu. Die fraktionsübergreifende Zustimmung hatte sich schon abgezeichnet. Damit kann das Klinikum zum 1. Januar 2019 zur Uniklinik umgewandelt werden. Verbunden ist damit der Trägerwechsel von Stadt und Landkreis zum Freistaat Bayern.
Wissenschaftsministerin Marion Kiechle betonte, dass das Haus von Anfang an hohe Qualität bei Lehre und Forschung bieten soll. „In Augsburg wird es kein Mittelmaß geben, sondern Augsburg wird auf Augenhöhe mit den anderen UniKliniken sein“, so Kiechle im Landtag und auch bereits am Montagabend bei einem Besuch am Klinikum Augsburg. Zum Wintersemester 2019/20 sollen wie berichtet die ersten 84 Medizinstudenten anfangen, in den Jahren darauf wird die Zahl der Erstsemester gesteigert, sodass am Ende immer 1500 Stu- denten gleichzeitig an der Medizinfakultät studieren.
Für die Uniklinik läuft aktuell knapp ein Dutzend Berufungsverfahren für Lehrstuhlinhaber. Insgesamt wird das Universitätskrankenhaus in seiner Endform etwa die 100 Professoren und 1000 zusätzliche Mitarbeiter haben. Es werde auch eine Herausforderung, einen akademischen Mittelbau aufzubauen, der den Großteil der Lehrveranstaltungen abhält, so Prof. Martina Kadmon, Gründungsdekanin der Medizinfakultät. Bis der erste Abschnitt des neuen Medizin-campus 2023/24 gebaut ist, werde man auch Interimsflächen für die Forschung bereitstellen müssen, um Wissenschaftler aus der Medizin nach Augsburg zu locken. Dann gebe es „beste Bedingungen“für Studenten. Zunächst wird das alte Kinderkrankenhaus an der Neusässer Straße als Interimsgebäude hergerichtet.
Kiechle sagte auf der Veranstaltung der Fördergesellschaft des Klinikums, Augsburg werde im Vergleich mit den anderen bestehenden fünf bayerischen Uni-kliniken bei Personal und Ausstattung gleich- wertig ausgestattet. Der Freistaat investiert eine Milliarde Euro in das Krankenhaus, hinzu kommen 100 Millionen Euro jährlich für Forschung und Lehre. „Und der Trägerwechsel wird nicht zulasten der Mitarbeiter gehen. Keiner wird schlechter dastehen als zuvor.“
Was die Frage der Gehälter und Versorgungsleistungen betrifft, gab es eine entsprechende Einigung. Doch hoher Arbeitsdruck in man-
„Augsburg wird auf Augenhöhe mit den anderen Uni kliniken sein.“
chen Bereichen ist seit dem Umstrukturierungskurs, den Stadt und Landkreis vor Jahren einleiteten und der vom Freistaat gefordert wird, nach wie vor ein Thema. Hinzu kommt, dass das Klinikum wie die meisten Großkrankenhäuser inzwischen Probleme bei der Personalgewinnung hat. Teile der baulichen Erweiterungen sind derzeit gar nicht voll nutzbar, weil es aufgrund Bewerbermangels zu wenig Personal gibt.
Stadt und Landkreis werden aber nicht mit einem Schlag alle Verantwortung fürs Klinikum los sein. Vertraglich ist vereinbart, dass die bestehenden Schulden von Klinikum und dem kommunalen Zweckverband auch nach dem Trägerwechsel bei Stadt und Landkreis verbleiben. Bis 2035 müssen insgesamt 108 Millionen Euro Schulden abgestottert werden (davon etwa 77 Millionen Euro von der Stadt Augsburg). Auch für den im Bau befindlichen Anbau-west muss der Zweckverband noch 11,6 Millionen Euro zahlen. Zudem muss sich der Zweckverband an den Kosten der noch ausstehenden Generalsanierungs-schritte (vor allem das vierflügelige Bettenhochhaus) beteiligen. Das schlägt mit 28 Millionen Euro zu Buche, die in zehn Jahresraten zu zahlen sind.
Neben dem Klinik-aufbau warten noch weitere Herausforderungen auf die Region. Spd-abgeordnete Harald Güller sprach in der Landtagsdebatte von einer guten Vereinbarung, die auch mit weniger heißer Nadel als beim Staatstheater gestrickt sei. Allerdings müsse noch gemeinsam von Kommunen und dem Freistaat ein Verkehrs- und vor allem ein Wohnkonzept für die Uniklinik erarbeitet werden. Zwar haben die Stadt Augsburg und die Landkreise sich schon zusammengesetzt, um über die Wohnraumentwicklung zu sprechen, Ergebnisse gibt es aber noch nicht.
Wie berichtet geht ein Gutachten zur Uniklinik, das von Stadt, Landkreisen und Kammern in Auftrag gegeben wurde, davon aus, dass im Umfeld rund 6500 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten. Reinhold Braun, Vorsitzender der Ihk-regionalversammlung Augsburg-land und Sortimo-geschäftsführer, sagt, auch diese Kräfte müssten erst ausgebildet werden. Dieser Herausforderung müsse sich die Wirtschaft stellen. Gleichwohl sei die Entwicklung nur zu begrüßen. Man erwarte „neue Akzente im wirtschaftlichen Spektrum der schwäbischen Bezirkshauptstadt“, so Peter Lintner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Ministerin Marion Kiechle